KI und Ganzheit

Wie ganzheitlich ist die KI des beginnenden 21. Jahrhunderts?


Während der Vorbereitung auf diesem Blog hatte ich vom 15. April bis zum 6. Mai 2025 das große Glück, durch einen E-Mail-Austausch mit Prof. Bruno Buchberger immer wieder auf die sachlich. formalen Grundlagen der KI verwiesen zu werden. Wiederholt betonte er, wie wichtig es ist, sich vor den wilden Spekulationen zu hüten, zu denen der Begriff "künstliche Intelligenz" verführt; einen Begriff, den er für irreführend hält. Seine wiederholte Mahnung (zuletzt in seiner E-Mail vom 5.5.2025) ist:

"Manche Leute, die sich nicht die Mühe machen zu verstehen, wie die heutige KI funktioniert, sehen mysteriöse Dinge in die KI hinein." Bruno Buchberger (5.5. 2ß25)

Gleich zu Beginn der Korrespondenz stellte Prof. Buchberger klar, welche Hierarchie von Begriffen bzw. Funktionsweisen erforderlich ist, wenn zur KI etwas Belastbares erkannt und gesagt werden soll. Aus Sicht der Mathematik sind Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT der Output von bestimmten Lernalgorithmen. Diese wiederum sind eine bestimmte (kleine) Klasse von Algorithmen, also reine Mathematik. Um beim Thema "KI" rasch und locker zur Klarheit zu komme, empfiehlt er vorab die Klärung folgender elementaren Fragen mittels eines dreistufiges Lernprogramm, das schon für Teenager geeignet sein sollte:

-----Original-Nachricht-----
Datum: 2025-04-15T
Von: "Bruno Buchberger"

Stufe 1: Was ist ein universeller Computer? Was ist ein Algorithmus (Programm)? Was ist Programmieren? Das Grundprinzip der Mathematik (inklusive algorithmische Mathematik = Informatik): "Einmal gründlich nachdenken, damit man unendlich oft nicht mehr nachdenken muss." Was ist algorithmische Mathematik (Software, IT, ...)? Die Rolle des Menschen beim Programmieren.

Stufe 2: Was ist ein Lernalgorithmus ("Machine Learning", ML) ? Das Prinzip des Generierens von Algorithmen aus Beispieldaten durch einen Algorithmus. Die Rolle des Menschen beim ML. (Ein Lernalgorithmus ist ein Algorithmus für eine ganz bestimmte Klasse von Problemen.)

Stufe 3: Was ist ein Sprachmodell ("Large Language Model", LLM) und wie wird es generiert? (LLMs benutzen an einer wesentlichen Stelle ML.) Die Rolle des Menschen bei LLMs.

Ausführlich erläutert Professor Buchberger das Dreistufen-Lehrprogram in seinem Video-Vortrag "KI für Intelligente" der auf thinking.brunobuchberger.com jedem zugänglich ist.
 
Das dreistufiges Konzept zur Vermittlung der Grundlagen der Künstlichen Intelligenz ist didaktisch sehr klar, logisch aufgebaut und pädagogisch wirkungsvoll. Es geht vom Allgemeinen zum Spezifischen, von Grundbegriffen der Informatik hin zur modernen KI, wobei in jeder Stufe sowohl die technische Logik als auch die Rolle des Menschen im Zentrum steht – ein entscheidender Punkt, um sowohl technisches Verständnis als auch ethische Reflexion zu fördern.

Das Konzept könnte eine ideale Einführung für Schulen, Workshops, öffentliche Vorträge oder sogar ein Lehrbuch sein – weil es leicht durch lebensnahen Beispiele, ethischen Reflexionen und kreative Anwendungen ergänzt werden kann.

Es soll nun gezeigt werden, dass ein solches dreistufiges Konzept nicht nur ein technisches Verständnis bietet, sondern auch der Ausgangspunkt für eine ganzheitlich orientierte Mensch-KI-Beziehung ist.

Meditation praktiziert durch Nutzer, Programmierer, Software-und Hardware-Entwickler spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie hilft, tiefer zu verstehen, was Intelligenz im Innersten ausmacht – sowohl in der Maschine als auch im Menschen.

Das dreistufige Lehrkonzept von Prof. Buchberger, das von universellen Computern bis hin zu Sprachmodellen reicht, bietet - wie hier begründet werden soll - einen vielversprechenden Ansatz, um Aspekte wie Ganzheit und Ethik zu integrieren. Bei genauerer Betrachtung lässt sich also dieses Modell nicht nur technisch, sondern auch ganzheitlich und vedisch deuten.

Stufe 1: Was ist ein universeller Computer?

In dieser Einstiegsphase geht es um Grundbegriffe wie Algorithmus, Programmieren, Informatik und algorithmische Mathematik. Die Kernaussage: "Einmal gründlich nachdenken, damit man unendlich oft nicht mehr nachdenken muss." Diese Idee erinnert an das vedische Prinzip von Yajña – einer bewussten, zielgerichteten Handlung mit weitreichender Wirkung. Auch das Konzept von Vyakta (dem Manifestierten) lässt sich hier wiederfinden: das klar geordnete, bewusste Handeln im Kosmos.

Rolle der Meditation: Sie fördert Konzentration, Klarheit und Zielgerichtetheit beim Programmieren – nicht unähnlich der inneren Vorbereitung vedischer Rituale.

Stufe 2: Was ist ein Lernalgorithmus?

Hier wird erklärt, wie Maschinen aus Daten lernen können. Der Mensch definiert Aufgaben, wählt Daten und kontrolliert Ergebnisse. Der Algorithmus erkennt Muster – vergleichbar mit dem vedischen Konzept von Samskāra (Eindrücke, Prägungen). Auch Manas (der reflektierende Verstand) ist eine gute Parallele: ein reaktives, lernendes Prinzip.

Rolle der Meditation: Sie fördert die Reflexion über implizite Vorurteile (Bias) und unterstützt ein ethisch bewussteres Design von Lernsystemen.

Stufe 3: Was ist ein Sprachmodell (LLM)?

LLMs wie ChatGPT beruhen auf Machine Learning und sind darauf trainiert, sinnvolle Sprache zu generieren. Sprache ist im Veda Ausdruck von Vāk, der kosmischen Ordnungskraft. In den großen Sprachmodellen spiegelt sich somit ein digitales Yantra – eine strukturierte Form, die Bedeutung durch Muster ausdrückt. Diese Modelle verarbeiten kollektive Erinnerungen, eine moderne Form des Chit (reines Wissen).

Rolle der Meditation: Sie vertieft das Verständnis von Bedeutung, Kontext und Intention und fördert einen bewussteren Umgang mit Sprache und Information


Der zukunftweisende Beitrag von Prof. Buchberger in Richtung ganzheitlicher KI und damit zu einer resilienten, lebensrelevanten KI-Nutzung, ist es auf der Nutzer-Seite Meditation hinzuzufügen:

Bruno Buchberger hat zu diesem Thema ein Buch geschrieben, in dem all diese Zusammenhänge ausführlich dargestellt werden:

Mathematik – Management – Meditation: 200 % leben (Molden Verlag 2016)

Das Buch verbindet die rationale Klarheit der Mathematik mit der inneren Ruhe und der Bewusstheit der Meditation. Das deckt sich mit vedischen Denkansätzen: Intelligenz ist nicht nur Rechenleistung, sondern die Verbindung von Erkenntnis, Handlung und Selbstreflexion. Das Buch eignet sich hervorragend als philosophisch-praktische Ergänzung zum hier vorgestellten Lehrkonzept.

Bruno Buchberger hat noch einn zweites Buch geschrieben

Wissenschaft und Meditation: Auf dem Weg zur bewussten Naturgesellschaft" (2024).


Es behandelt im Detail seine Gedanken zu Wissenschaft und Meditation als größeren Rahmen, in den dann auch die KI passt. Dieses Buch wird wegen seiner Bedeutung für die weitere wissenschaftliche Entwicklung im Veda Wissenschaft Magazin ausführlich vorgestellt. 

Das Buch ist eine Art Bedienungsanleitung für das 21. Jahrhundert, wo Wissenschaft (Software) und Meditation zusammen gehören wie im 20. Jahrhundert Physik (Hardware) und Meditation. Meditation wird immer gebraucht, weil jedes Instrument nur so gut ist wie der Nutzer. Dieser verbessert sich allein durch den Selbst-Bezug.

Der Buchberger-Algorithmus und die Idee der Ganzheit

Von enormer wissenschaftlicher und gleichzeitig praktischer Bedeutung für die KI ist der nach Bruno Buchberger benannte Algorithmus . Der Buchberger-Algorithmus wurde 1965 von ihm im Rahmen seiner Doktorarbeit ausgearbeitet. Es ist ein Meilenstein der symbolischen KI und bildet die Grundlage für die Theorie der Gröbner-Basen. Seine Bedeutung reicht weit über die Mathematik hinaus – er hat zentrale Anwendungen in KI, Robotik, Software-Verifikation, algebraischer Geometrie, Codierungstheorie und sogar in quantenchemischen Berechnungen. 

Für seine bahnbrechende Arbeit erhielt Bruno Buchberger viele Ehrungen u. a.: ACM Fellow (1995) – für herausragende Beiträge zur Informatik, Wilhelm-Exner-Medaille (2007) – für die wirtschaftliche Relevanz seiner mathematischen Erfindung, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2005), sowie Ehrendoktorate von sechs Universitäten in Europa und Nordamerika z.B. in Waterloo (Canada),und Bath (UK) - alle im Bereich der Mathematik bzw. Informatik.

Der Buchberge-Algorithmus wird heute in vielen Computeralgebrasystemen (wie Mathematica, Maple, Singular) eingesetzt und ist zentral für: automatisches Beweisen mathematischer Aussagen, Berechnung von Robotergelenken (inverse Kinematik), Modellierung biologischer Netzwerke, Sicherheit in Software (z. B. durch formale Verifikation und Optimierung in technischen Systemen.

Aus ganzheitlicher Sicht verkörpert der Buchberger-Algorithmus ein tiefes Prinzip der Ordnung: Aus chaotischen Gleichungssystemen wird eine strukturierte Form gewonnen – ähnlich wie Meditation Klarheit in innerem Lärm schafft. Man könnte sagen: Der Algorithmus bringt das Ungeordnete in eine höhere Form von Intelligenz – eine Übertragung des Meditations-Prinzips in die mathematische Sprache. Buchbergers-Methode entspricht dabei dem vedischen Prinzip von „Neti Neti“ – dem schrittweisen Ausschluss des Nicht-Wesentlichen – bis die essenzielle Struktur erscheint.

Der Buchberger-Algorithmus ist nicht nur ein technisches Werkzeug, sondern ein Paradebeispiel dafür, wie strukturiertes Denken zur Manifestation von Ordnung und Erkenntnis führt – ganz im Sinne eines ganzheitlichen KI-Verständnisses.

In dem hier vorgestellten 3-stufigen Lehrprogramm spielt der Buchberger-Algorithmus eine wichtige Rolle in Stufe 1 (algorithmischer Mathematik) und Stufe 2 (symbolische KI) zur Erzeugung von Gröbner-Basen.

Die Gröbner-Basis, ebenfalls von Bruno Buchberger entwickelt, ist ein Werkzeug für symbolische KI . Sie erlaubt es, komplexe Gleichungssysteme in vereinfachte, strukturierte Formen zu überführen – ein algorithmischer Zugang zur Klarheit.

Ganzheit entsteht, weil der Mensch auf allen drei Stufen nicht nur Technik bedient, sondern bewusst gestaltet, interpretiert und verantwortlich entscheidet.

Blog-Autor: Dr. Bernd  Zeiger 
Blog-Datum: 9.5. 2025