Moderne Wissensvermittlung und gesellschaftliche Entwicklungen aus der Sicht der modernen wissenschaftlichen Veda Rezeption
Dr. Helmut BrüngerAus Rundschreiben des Vereins ERZIEHUNG UND BILDUNG FÜR EIN LEBEN IM EINKLANG MIT DEM NATURGESETZ e.V. der Jahre 1998 – 2019
(Sekretariat des Vereins: Föckinghauser Weg 9, 49324 Melle, Tel: 05422-9289779
Sprecher: Dr. Helmut Brünger helmutbruenger@web.de)
- Beseitigung gesellschaftlicher Spannungen (durch Yoga und Yagya)
- Restrukturierung der Lebensbedingungen gemäß ganzheitlicher Prinzipien(durch Vedische Ökologie) ,
- Übergang von veralteten zu neuen Lebensprinzipien (durch Vedische Gesellschaftsordnung)
- Vorsorgeortientiertes Gesundheitswesen (durch Ayurveda);
- Vedischer Städte- und Siedlungsbau (durch Sthapatya-Veda)
- kulturelle Integrität und Friedenssicherung (durch Vedische Wissenskultur)
Diese
und damit verwandte Themen der moderen Veda Rezeption sind typisch
für die Öffentlichkeitarbeit des hier vorgestellten Vereins. Wir
brauchen dazu die bewährten vedischen Begriffe und Methoden, denn
unsere Zeit ändert sich gegenwärtig sehr schnell und in wenigen
Jahren und Jahrzehnten werden wir in unserer Welt mit einer
Wirklichkeit konfrontiert sein, die sich ohne vedische Begriffe nicht
mehr begreifen und gestalten läßt.
Inhalt
Texte zur Arbeit des Vereins
1 Über das Vereinsziel:
2. Gemeinnützigkeit und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins
3. Sprache und Bildung (Erstveröffentlicht 2011/12)
4. Die zwei Gesichter von Religion (Erstveröffentlicht 2017)
5. Vedischer Stadt- und Landbau (Erstveröffentlicht 2016)
1. Vedische Begriffe ins Bewußtsein der Öffentlichkeit bringen
„Vedische Begriffe“ sind ein Thema, das sowohl für unsere Schule, als auch für den Bereich der Erwachsenenbildung von sehr wesentlicher Bedeutung ist. Allgemein kann man sagen: Begriffe prägen die Welt; die Art, wie mit Begriffen umgegangen und in Begriffen gedacht wird, strukturiert gesellschaftliches Handeln und damit den Charakter der jeweiligen Kultur und Zivilisation
Mit dem Transformationsprozeß und "Phasenübergang" unserer Zivilisation, geht ein rascher Wandel der Begriffswelt Hand in Hand. Der Trend bewegt sich weg von der Vorstellungswelt des materialistischen Zeitalters, hin zu einer ganzheitlichen, holistischen Begriffswelt. Die ersten frühen Vorläufer dieses Wandels erlebten wir schon vor 100 Jahren auf hohem geistigen Niveau an den vordersten Fronten der Naturwissenschaften. Die führenden Köpfe der Quantenphysik wagten hier den Vorstoß in Neuland, weil sie erkennen mußten, daß die Begriffe der mechanistischen Physik in diesen Forschungsbereichen zum Scheitern verurteilt waren. Schon früh ließen sich mehrere führende Persönlichkeiten der Physik von der holistischen Vorstellungswelt des klassischen Fernen Ostens inspirieren – so Niels Bohr von der Yin/Yang-Theorie des alten China, Schrödinger vom klassisch-indischen Vedanta und Gell-Man von Grundstrukturen des 8-fachen Wegs im Budhismus. Der Anfang dieser Transformation hin zum holistischen Denken ereignete sich zwar in der Physik, später zogen aber einige Forschungsbereiche in den anderen Naturwissenschaften nach und in den letzten Jahrzehnten entstanden auch holistische Ansätze in Fächern, wie Psychologie, Wirtschaftswissenschaften und Medizin.Diese Inflation ist einerseits eine
Gefahr, andererseits weist sie aber auch auf etwas Positives hin. Sie
zeigt zumindest unmißverständlich auf: Hier sind die Dinge in
Bewegung geraten! Der Anthropologe Gregory Bateson sagte einmal:
„Eines Tages wird man den Materialismus ins Museum der
Pseudowissenschaften stellen – andächtig bestaunt als monströser
Aberglaube, der uns seinerzeit fast umgebracht hätte!“
Für
Meditierende im Sinne der Vedischen Tradition besteht zum Glück
nicht die Gefahr, daß auf dieser Marschroute, die vom überholten
Materialismus wegführt, in die Pontischen Sümpfe der
Begriffsverwirrung hineinzugeraten, denn diese bietet ein
ganzheitliches Denksystem, das geniale Einfachheit und
wissenschaftliche Klarheit wunderbar vereinigt. Die ältesten und
grundlegendst Wissenstradition, ist verbindungsoffen zu den
modernsten Konzepten und Begriffen an den vordersten Fronten der
Naturwissenschaften.
Auf der Grundlage der
Transzendenzerfahrung, die durch die Transzendentale Meditation von
Maharishi Mahesh Yogi jedem zugänglich ist, wurde offensichtlich,
daß die Vedische Wissenschaft das Non-Plus-Ultra und zugleich die
Erfüllung aller holistischen Begriffssysteme ist. Früher oder
später wird man erkennen: Hier haben wir es mit Spitzenqualität zu
tun – den vedischen Begriffen gehört die Zukunft.
Es gab
natürlich immer schon – lange vor Maharishis Mahesh Yogi´s
Transzendentaler Meditation - ein gewisses Breitband
unterschiedlicher spiritueller und tiefenpsychologischer Denk- und
Begriffssysteme, die um Ganzheitlichkeit bemüht waren und
Selbsterfahrungsprogramme miteinbezogen. Diese hatten auch sicher in
allen Zeiten einen gewissen Wert und haben vielen Menschen geholfen.
Aber als Katalysator für einen weltumspannenden qualitativen Sprung,
einen Phasenübergang der gobalen Zivilisation genügten sie
nicht.
Wie Maharishi Mahesh Yogi ausführlich nachgewiesen hat
unterscheidet sich durch die Transzendenzerfahrung - der Erfahrung
der Basis des Lebens - die überlieferte Vedische Wissenschaft sehr
deutlich vom üblichen Breitband der wechselhaften und
vielgestaltigen Begrifflichkeiten und stellt sich als etwas
Besonderes und letztlich Ewiges heraus.
Hier haben wir die
lebendige Integration von Einfachheit und kosmologischer
Vollständigkeit, von Subjekt- und Objektbezug, von Mensch und
Kosmos. Daß die Stille der Transzendenz in Wirklichkeit etwas höchst
Lebendiges ist, zeigt sich u.A. darin, daß nicht eine klösterliche
weltvergessene Zurückgezogenheit angestrebt wird, sondern die Welt
und ihre Transformation ausdrücklich miteinbezogen wird und auf
diesen Prozeß aktiv Einfluß nimmt. Also auch hier: Vollständigkeit!
Alles andere wäre nicht wirklich holistisch, da es eine Spaltung von
innen und außen, von „Ashram“ und „Welt“ schaffen
würde.
Die Frage ist nicht, ob beim Übergang zum
holistischen Denken vedische Begriffe „das Rennen gewinnen“ und
den Durchbruch schaffen werden, die Frage ist vielmehr, wie schnell
dies geschieht und ob wir diese Geschwindigkeit vielleicht
beeinflussen können.
Grundlegende Begriffe der vedischen
Überlieferung – das läßt sich am Beispiel des Ayurveda leicht
zeigen – sind vom Ursprungsland aus sowohl nach Osten, als auch
nach Westen gewandert und haben dort das Leben beeinflußt. Die
Vedische Tradition ist sozusagen „ewiges Wissen“, das von Zeit zu
Zeit wiederentdeckt wird, phasenweise aber auch verlorengeht (z.B. in
sehr materialistischen Epochen). Wir brauchen die vedischen Begriffe,
denn unsere Zeit ändert sich gegenwärtig gerade schnell und in
wenigen Jahren und Jahrzehnten werden wir in unserer Welt mit einer
Wirklichkeit konfrontiert sein, die sich ohne vedische Begriffe nicht
mehr begreifen und erklären läßt.
Um Illustrationsbeispiele für
diese etwas revolutionär klingende These zu geben, ergeben sich aus
drei Themen und zwar
„Feldeffekte des Bewußtseins“, die durch große Gruppen von Praktizierenden des Programms der Transzendentalen Meditation oder spezialausgebildeten vedischen Pandits bewirkt werden, weiterhin
die „Vedic Vibration Technology“ der vedischen Medizin und in Verbindung damit auf
die 1:1 Parallelität zwischen der inneren Struktur des Veda und der materiellen (anatomisch-physiologischen) Struktur des menschlichen Körpers, eine Endeckung des Neurophysiologen und Arztes Toni Nader in Zusammenarbeit mit Maharishi Mahesh Yogi.
Allein diese drei Beispiele würden schon ausreichen, um klarzustellen, daß es sich bei dieser „ältesten Wissenstradition der Menschheit“ nicht nur um ein „ewiges“ Wissen handelt, das in kosmischen Tiefen wurzelt, sondern daß dieses Wissen auch die Macht besitzt, unsere Welt grundlegend in evolutionärer Richtung zu verändern.
Daher
sind grundlegende Begriffe wie „Apaurusheya“, „Samhita von
Rishi, Devata und Chandas“, die „Drei Gunas“, „Karma“,
„Dharma“, „Ritam“, usw., Begriffe der Zukunft. Und die hinter
diesen Begriffen stehende Wissens-Struktur ist die Wissens-Struktur
der Zukunft. Aus diesen Gründen glauben wir, daß es sinnvoll ist,
vedische Begriffe – so, wie sie von Maharishi Mahesh Yogi verwendet
werden – im Rahmen von Bildungsprogrammen
(Schule/Erwachsenenbildung) in die öffentliche Diskussion zu
bringen. (Erstveröffentlichung dieses Textes 1998)
2.
Gemeinnützigkeit und Öffentlichkeitsarbeit des Verein
2.1 Gemeinnützigkeit
In ausführlicher Klärung der
juristischen Fragen mit einem Steuerberater wurde deutlich, dass
unsere gegenwärtige Satzung mit der entsprechenden pluralistischen
Öffnung nach außen den Erfordernissen der für das Finanzamt
bindenden Abgabenordnung unser Verein den Kriterien der
Gemeinnützigkeit genügt.
Formal juristisch gesehen können
übrigens auch reine Meditations-Vereine gemeinnützig werden, sofern
sie entsprechende gesellschaftliche Aufgaben kompetent in Angriff
nehmen. Es muss allerdings auch dort klar sein, dass die Arbeit nicht
nur einigen wenigen Meditierenden etwas nützt, sondern der
Allgemeinheit. Sie dürfen nach jetzigem Finanzrecht auch nicht
ausschließlich der Meditations-Verbreitung dienen.
Vereine
für Transzendentale Meditation haben den Schritt in die
Gemeinnützigkeit bereits erfolgreich getan.
Die früheren – nun schon viele
Jahrzehnte alten - Argumente, Transzendentale Meditation würde
Risiken enthalten und könne in Einzelfällen zu
„Persönlichkeitsstörungen“ führen, die von Finanzämtern
angeführt wurden, ließen sich aber in all den vielen seitdem
vergangenen Jahren in keinem einzigen Einzelfall wirklich kausal
wissenschaftlich bestätigen. Mehr noch: Eine schwedische Studie
konnte zeigen, dass Praktizierende der Transzendentalen Meditatio
statistisch weit weniger Fälle von Störungen vorkommen, als im
normalen Durchschnitt der Bevölkerung. Damit sind diese früher gern
angeführten Argumente heute praktisch vom Tisch.
Jene alten
Argumente stammten vom „Bensheimer Kreis“, der bezeichnenderweise
inzwischen aufgelöst ist. Es handelte sich dabei damals um eine
Gruppe kirchlicher Fundamentalisten, die den Versuch gemacht hatten,
mit einem fingierten „Gutachten“ deutsche Behörden irrezuführen.
Es gibt zu denken, dass ihnen dieses plumpe Täuschungsmanöver so
leicht gelang, denn jenes teilweise vom Fiskus mitfinanzierte Papier
enthielt offensichtliche und grobe methodische Fehler, wie sie
normalerweise selbst Studenten im 3. Semester nicht mehr machen.
Dieses peinliche „Gutachten“, das gegen grundlegende christliche
Wahrhaftigkeitsgebote verstieß, konnte sich natürlich auf Dauer
nicht halten. Allerdings existiert es bei manchen Behörden immer
noch als ein dumpfer Hintergrund schwammiger Vorurteile in den Köpfen
weiter. Aus diesem Grund ist die Durchsetzung des
Gemeinnützigkeits-Status für einen reinen Meditations-Verein noch
immer nicht ganz einfach.
Unser Verein ist satzungsgemäß an
der Nahtstelle zwischen Meditation und nichtmeditierender
„Außenwelt“. Damit verpflichten wir uns zu der in unserer
modernen Gesellschaft ohnehin selbstverständlichen Offenheit, also
zu Toleranz und Pluralismus. Das äußert sich u.A. darin, dass wir
auch Nichmeditierende in unserem Mitgliederkreis willkommen heißen
und wir uns Themen von allgemeiner gesellschaftlichen Bedeutung
widmen, weil sich die Meditation ja grundsätzlich in alle Bereiche
so einbringen lässt, dass diese sich dadurch verbessern. Ein
Nebeneffekt dieser Öffnung nach außen ist die Tatsache, dass wir in
unserer Begegnung mit der Öffentlichkeit zeitweilig auch daran
arbeiten müssen, gesellschaftlichen Fehlentwicklungen entschlossen
entgegenzuwirken.
2.2 Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel Gesundheit und Gentechnik
Im Zusammenhang mit dem Aufdecken korrupter Einflüssen in der Politik und entsprechenden Strafanzeigen legte der Verein besonderes Gewicht auf die Öffentlichkeitsarbeit. Eine Initiativgruppe für Medien-Arbeit wurde ins Leben gerufen und öffentliche und private Bildungseinrichtungen kontaktiert. Der Verein konzentrierte sich dabei auf zwei Schwerpunkte: Öffentliche Vorträge und Rundfunk- und Presse-Arbeit.Politiker können im Fall korrupten und unverantwortlichen Verhaltens gerichtlich belangt werden. Im Prinzip ist ja die Regierung eine Art Dienstleistungsfirma, die für die Bürger bestimmte Aufgaben übernimmt. Indem wir als Bürger diese gesamte Firma mit unseren Steuergeldern finanzieren und – per Wahl – auch bestimmen, wer in welcher Zielsetzung die Arbeit dieser Firma inhaltlich gestaltet, sind wir sozusagen Konsumenten eines politischen Dienstleistungs-Angebots. Als Konsumenten haben wir bestimmte Rechte, die es zu schützen gilt; wir genießen Verbraucherschutz. Für den Preis, den wir (als Steuern) zahlen, haben wir ein Anrecht auf faire Gegenleistungen. Wir zahlen für dieses Dienstleistungsangebot, damit die Regierung unsere Interessen wahrnimmt.
Nun zeigt sich allerdings, daß
u.U: Regierungsverantwortlichen nur vorgeben, unsere Interessen zu
erfüllen, in Wirklichkeit aber oft damit Eigen-Interessen verfolgen.
Es geht dort um Macht und Geld, es geht um die heimliche
Verflochtenheit von Politik und Privatwirtschaft, es geht um
Karriere-Interessen von Politikern. Die wirklichen Interessen der
Bevölkerung bleiben dabei weitgehend auf der Strecke. Man erkennt
dies an vielen Anzeichen – hier nur zwei Beispiele:
a)
Obwohl in der wissenschaftlichen Fachpresse hinlänglich bekannt ist,
daß die schwerwiegenden Probleme im Gesundheitsbereich durch
präventive Programme auf der Basis Vedischer Technologien gelöst
werden können, und daß damit auch das furchterregende Thema
„Kostenlawine im Gesundheitsbereich“ im Prinzip bald vom Tisch
sein könnte, hat die Regierung bis heute nichts unternommen, diese
Programme ins Bildungs- und Gesundheitssystem zu bringen. Sie
verfolgt ganz im Gegenteil immer noch ein einseitiges und veraltetes
allopathisches Medizin-Paradigma, das nicht der Bevölkerung, sondern
der Pharma-Industrie dient. Die Verbreitung Vedischer Verfahren, die
dieser verhängnisvollen Fehlprogrammierung entgegenwirken könnten,
wird nicht gefördert, sondern nach Kräften behindert. Letzlich soll
wohl die wirtschaftlich und politisch motivierte Zweck-Lüge, nur die
allopathische Medizin könnte dem Menschen helfen, geschützt werden.
Damit ist der Bevölkerung unnötigerweise sehr großes Leid
widerfahren, denn all die Hunderttausende von Menschen, die aufgrund
des einseitigen allopathischen Medizinverständnisses frühzeitig an
Herzinfarkt, Krebs oder den Nebenwirkungen von Medikamenten gestorben
sind, könnten nach dem heutigen Stand wissenschaftlicher
Erkenntnisse noch am Leben sein.
b) Obwohl in der
wissenschaftlichen Fachpresse hinlänglich bekannt ist, daß
Gentechnik erhebliche Risiken beinhaltet, und obwohl bekannt ist, daß
große Versicherungsgesellschaften es ablehnen, die damit verbundenen
– und von der Größenordnung her gar nicht abschätzbaren -
Risiken zu versichern, unternimmt die Regierung nichts, um die
Bevölkerung über das Ausmaß möglicher Gefahren dieser
Biotechnologien aufzuklären. Dabei kommuniziert der kritische und
informierte Teil der Bevölkerung längst offen im Internet darüber,
daß die ganze fragwürdige Gen-Food-Produktion lediglich den
Interessen einiger weniger Wirtschaftsgiganten im Sektor Pharma- und
Lebensmittelindustrie dient, und dass ein wirklicher Bedarf nach
diesen Produkten in der Gesellschaft gar nicht existiert.
Dies
waren nur zwei Beispiele. Es gibt noch genügend weitere, etwa für
den Bereich „innere Sicherheit“ oder den Bereich
„Friedensmissionen“ durch militärische Intervention, über die
wir im letzten Rundbrief berichteten. In allen diesen Fragen stellt
man sich als steuerzahlender Bürger die Frage: Dient dieses
Verhalten der Regierung wirklich meinen Interessen? Und wenn nicht –
wem dient es sonst?
Kommen wir zurück zum
Verbraucherschutz-Thema: Wenn ein Konsument sich für ein bestimmtes
Produkt entschieden und dafür bezahlt hat, kann er – so die
allgemeine Regel - erwarten, daß das Produkt wirklich seinen
Wünschen und Vorstellungen entspricht. Anderenfalls ist er betrogen
worden. Dies gilt auch und gerade für das Dienstleistungsangebot
Regierung.
Unverblümt ausgedrückt: „ Die
Regierungen sammeln Steuergelder ein und behaupten damit eine gute
Bildung, ein effektives Gesundheitssystem, die Verfügbarkeit von
gesunder Nahrung, Schutz vor Kriminalität, Schutz vor
Umweltvergiftung und Beseitigung von Armut sicherszustellen – aber
sie haben versagt wegen eines korrupten Einflusses, der sich überall
in der Politik breit macht. ... Deshalb hat das Volk ein Recht
aufzuschreien und Schutz im Rechtssystem seines Landes zu suchen, da
es unnötigerweise durch die eigene Regierung ständigem Leiden
ausgesetzt ist.“
Der eigentliche gefährliche
Schildbürgerstreich, den die Regierungen aller Länder sich leisten
und den es anzuklagen gilt, ist: Die Nicht-Nutzung vorhandenen
Wissens. Regierungsstellen werden von uns Steuerzahlern u.A. auch
dafür bezahlt, daß sie sich über existierende Möglichkeiten zur
Problemlösung sachkundig machen. Tun sie dies nicht, oder ziehen sie
aus vorliegenden Sachkenntnissen nicht die erforderlichen
Konsequenzen, oder unterdrücken sie vorhandenes Wissen (aus Angst,
es könnte den Status Quo ändern), dann handeln sie pflichtwidrig
und gefährden damit Gesundheit und Leben vieler Menschen.
Dies ist der Aufhänger für Strafanzeigen gegen die verantwortlichen Politiker dreier Ministerien der Bundesregierung. Wir leben in einer spannenden Zeit der Transformation, in der die vorhandenen Machtstrukturen von einer mündiger werdenden Gesellschaft herausgefordert werden.
Was können solche
Strafanzeigen-Aktionen gegen Regierungsstellen praktisch bewirken?
Nun, unabhängig davon, ob die Staatsanwaltschaft tatsächlich die
Verantwortlichen umgehend vor die Strafgerichte zitiert, wird
zumindest eine hohe Medienwirksamkeit erzielt. Die Öffentlichkeit
wird aufgerüttelt und fängt an, nachzudenken. Auch bei Politikern
wird der Nachdenk-Prozeß stimuliert. Insgesamt wirkt die Aktion als
Schrittmacher im erwähnten Transformationsprozeß. Die Klagen müssen
wie eine Welle in die Öffentlichkeit hineinwirken.
Der
Beitrag des Vereins liegt hierbei im Bereich der flankierenden
Öffentlichkeitsarbeit:
Beispiel ist ein Symposium in
Michelstadt/Odenwald mit dem Rahmenthema „Risiko Gentechnik – Ist
unsere Ernährung noch zu retten?“. Die Initiative für dieses
Symposium kam vom Ökologischen Förderkreis Odenwald. Es waren auch
Referenten von GREENPEACE, von der Verbraucherzentrale Hessen under
vom Europäischen Institut für Ernährungswissenschaft vertreten.
Der Titel unseres Vortrags lautete: „Der beginnende
Bewußtseinswandel einer kritischen Gesellschaft“. Das Referat
behandelte u.A. auch ausgiebig gewisse Machenschaften, die das ganze
Gentechnik-Thema so brisant werden ließen.
In Lippstadt
hatten wir Kontakt mit einem gemeinnützigen Verein aufgenommen, der
eine Landwirtschaftskooperative und mehrere Bioläden mit einem
Erwachsenenbildungsprojekt verbindet. Diese verfolgen das Ziel, in
der Bevölkerung den Sinn für gesunde Lebensführung zu entwickeln.
Wir hatten ein ausgiebiges Gespräch mit einem
Erwachsenenbildungs-Lehrer dieses Vereins.
Die Zeit ist offenbar reif für den
Grundgedanken eines „Lebens im Einklang mit dem Naturgesetz“ .
Der Ansatz unsertes Vereins ist dabei aber nich sich „gegen etwas
zu solidarisiert“, sondern eine positive Vision zu vermitteln hat.
Erst vor dem Hintergrund der positiven Vision eines Lebens im
Einklang mit der Intelligenz der Natur können wir die Kräfte
mobilisieren, die gegebenenfalls auch in der Lage sind, eine
Transformation in diejenigen Bereiche des öffentlichen Lebens
hineinzutragen, die mittlerweile als fragwürdig erkannt worden
sind.
Ein anderer Schwerpunkt unserer Vortrags-Arbeit liegt im
Gesundheitsbereich. Es wurden Kontakte mit verschiedenen
Volkshochschulen und mit einer privaten Bildungseinrichtung geknüpft.
Das Ziel ist dabei, vor dem Hintergrund des wachsenden öffentlichen
Interesses am Ayurveda den Vedischen Gesundheits-Ansatz in der
Bevölkerung bekannter zu machen. Gleichzeitig geht es jedoch auch
darum, mit Blick auf die heimlichen Verflechtungen zwischen
Parteipolitik und Privatwirtschaft die Einseitigkeit zu kritisieren,
mit der sich die Regierung im Gesundheitsbereich ausschließlich auf
das veraltete allopathische Medizin-Paradigma stützt und die damit
verbundenen Risiken und Folgeschäden in Kauf nimmt. Dies wirkt
ziemlich weltfremd und unverantwortlich, wenn man bedenkt, daß über
85% der Weltbevölkerung und ca. 25% der Bevölkerung in den reichen
Nationen völlig selbstverständlich von ganzheits- und
naturmedizinischen Behandlungsformen Gebrauch machen. Der in
Gesundheitsministerien übliche Denk- und Entscheidungs-Stil geht
offenbar an der Realität des Lebens vorbei. Er dient einer
Oligarchie von Industriellen und Politikern, nicht dem Volk.
Die
Rundfunk- und Presse-Arbeit im Rahmen unserer Initiativgruppe für
Medien-Arbeit führte zu einer Serie von Sendungen, die für längerer
Zeit als Teil unserer Erwachsenenbildungs-Beiträge liefen und sich
in vier Schritten gliederte:
a. Positive Verheißungen – die Faszination.
b. Pannen und Fehlschläge, warnende Stimmen der Wissenschaftler – die Erkenntnis, daß die Verheißungen leere Versprechungen waren. Fehlinvestitionen, Weigerung der Versicherungskonzerne, das Risiko zu versichern. Ein Szenario katastrophaler Fehlentwicklungen, falls wir nicht die Bremse ziehen. Parallelen zur Kernenergie Biotech-Konzerne geraten in die Kritik.
c. In ihrer Not wenden die Lobbyisten Falschspieler-Tricks an: Unterdrückung, Manipulation und Verfälschung wissenschaftlicher Befunde, um die Öffentlichkeit irrezuführen.
d. Die positive Wende im kollektiven Bewußtsein eines wachsenden Teils der Gesellschaft: Die neue Zielvorstellung „Leben im Einklang mit dem Naturgesetz“. Die Lebensmittel-Marktentwicklungen und Käufergewohnheiten verlagern sich entsprechend: Weg von drittklassiger Billig-Nahrung, hin zu natürlichen Produkten.
Der
Teil c) war dabei ein wichtiger Hauptteil der Sendung. Er handelte
vom Skandal in der amerikanischen Food and Drug Administration, gegen
die der Verbraucheranwalt Dr. jur. Steven Drukerin in Kooperation mit
namhaften Wissenschaftlern einen gemeinsamen Gerichtsprozeß
initiiert.
Für diejenigen, denen die Artikel im
Naturgesetz Journal nicht zugänglich waren, hier noch einmal die
wichtigsten Fakten in Kurzform: Aufgrund einer Analyse von ca 40.000
Seiten offizieller US-Regierungsdokumente wurde enthüllt, daß die
Behauptung der Food and Drug Administration (FDA), gentechnisch
veränderte Organismen seien sicher, unzulässig ist. Es wurden
schwerwiegende Verfälschungen und Unterdrückungen
wissenschaftlicher Ergebnisse aufgedeckt, soweit diese die Sicherheit
gentechnisch veränderter Nahrungsmittel in Frage stellten. Im
Zusammenhang mit der Klage gegen die FDA gab Dr. Druker folgende
offizielle Stellungnahme ab: „Alle gentechnisch veränderten
Nahrungsmittel sind in den USA auf illegale Weise auf den Markt
gelangt und müssen umgehend zurückgerufen werden, um zunächst
strengste Sicherheitskontrollen zu durchlaufen.“ Und er betonte:
„Die FDA ist damit willkürlich ein enormes Sicherheitsrisiko für
die Bevölkerung eingegangen ... , um den kommerziellen Interessen
der Biotech-Industrie zu dienen. Die USA setzte falsche und auf
falschen Darstellungen beruhende Maßstäbe für die Zulassung von
gentechnisch veränderter Nahrung und diese wurden von
Großbritannien, der ganzen EU und vielen Ländern ohne Kenntnis der
wahren Fakten übernommen.“
Aufgrund der US-Regierungsdukumente ist
belegt, daß die FDA teilweise selbst die Forschungsergebnisse ihrer
eigenen Wissenschaftler unterdrückt hat. Z.B. erfolgte die Zulassung
der „Flavr Savr“-Tomate, die auch in der EU in Form von Ketchup
verkauft wird, im Widerspruch zu den Ergebnissen der FDA-eigenen
Wissenschaftler: In Labortests hatte sich nämlich gezeigt, daß bei
der Verfütterung dieser Tomate an Ratten Magenwandblutungen
auftraten. Die Wissenschaftler rieten wegen des hohen Risikos von der
Marktzulassung dieses Produkts ab, aber die Zulassung durch die FDA
erfolgte trotzdem. Steven Druker bereiste viele Länder, um sich im
Zuge internationanler Pressekonferenzen medienwirksame Rückendeckung
für den Prozeß zu schaffen. Wir fanden es vor diesem Hintergrund
sinnvoll und wichtig, daß diese Enthüllungen im Rahmen eines
Rundfunkbeitrags unseres Vereins an die Öffentlichkeit gelangten.
(Erstveröffentlichung dieses Abschnittes 2008)
2.3 Konfrontation zwischen alten und neuen Lebensprinzipien
Ein kritischer Rückblick auf die Arbeit der Enquete-Kommission „Sekten und Psychogruppen“. zeigt recht illustrativ, wie sich die Konfrontation zwischen alten und neuen Lebensprinzipien in der Praxis gestaltet. Es ist gut die Qualitäts-Standarts zu kennen, wenn für Wahrhaftigkeit und pluralistische Toleranz als Basis für innovative gesellschaftliche Kreativität eingetreten wird.Die Veröffentlichungen staatlicher Kommissions-Arbeit dokumentieren (1) Einen Diffamierungsversuch von Seiten der Kommisson, (2) Den von der Kommisson auf Kosten des Steuerzahlers hervorgerufenen Sturm im Wasseglas, und (3) Die Notwendigkeit der Toleranz gegenüber weltanschaulichen Minderheiten.
Hier die Analyse der Arbeit der
Enquete-Kommision und die daraus sich ergebenden
Schlussfolgerungen:
Der Diffamierungsversuch: Kann man
staatliche Kommissions-Arbeit für kirchlichen Lobbyismus
missbrauchen?
Allgemein zeichnet sich heute ab: Wir leben in einer
Zeit der Transformation. Alte, überholte Lebensprinzipien verlieren
an Macht und Einfluss – gleichzeitig sieht man geistige Vorstöße
in Neuland; neue bahnbrechende Lebensprinzipien gewinnen an Boden.
Veraltete Denk- und Handlungsmodelle sind nicht mehr in der Lage, die
Krisen und Probleme der gegenwärtigen Zeit erfolgreich anzugehen und
die Chancen einer Zeit des Umbruchs zu nutzen. Andererseits gibt es
an der „Vorderkante der Zeit“ verschiedene Gruppen, die Neues
erproben und für vorhandene Probleme ungewöhnliche Lösungswege
finden.
Typisch für die Zeit des Umbruchs ist, dass
gegenwärtig viele Bereiche unseres Lebens sozusagen auf den Kopf
gestellt sind und sich nach rückwärts bewegen: Ärzte und Pharmazie
zerstören Gesundheit, „freiheitliche Rechtsstaaten“ zerstören
Gerechtigkeit und Freiheit, Informations- und Nachrichtenmedien
verfälschen Information, „humanitäre“ militärische Missionen
zerstören Humanität, Universitäten zerstören (durch einseitigen
Materialismus) den Weg zu echtem Wissen, Religionen zerstören echte
Spiritualität. Die Liste lässt sich verlängern und mit vielen
Beispielen belegen.
Typisch für die Zeit des Umbruchs
ist auch, dass die lobbyistischen Versuche, alte Lebensprinzipien
etwas krampfhaft auf dem Wege der Macht und der manipulativen Lüge
am Leben zu erhalten, tendenziell immer mehr zum Scheitern verurteilt
sind. Wir kommen mehr und mehr in eine Zeit hinein, in der
Wahrhaftigkeit zählt, und in der die Wahrheit auch ans Tageslicht
kommt. Wikileaks ist nur ein Teil dieser Entwicklung, die Menschen
können sich heute über Internet, Twitter, Facebook, usw., sehr
wirkungsvoll vernetzen.
Dass in diesem Zusammenhang Qualitäts-
und Wahrhaftigkeits-Standards im Journalismus ein wichtiges
Erfordernis unserer Zeit sind, hatten wir schon in einem früheren
Rundbrief begründet. Völlig klar war das immer schon im
Fach-Journalismus: Die von Flugzeugbau-Ingenieuren gelesenen
fachjournalistischen Veröffentlichungen halten völlig
selbstverständlich Qualitäts-Standards im Bezug auf Fachkompetenz
und Wahrhaftigkeit ein – man will ja nicht erleben, dass Flugzeuge
herunterfallen. Jede an Entscheidungsträger gehende Desinformation,
sei diese nun fahrlässig oder vorsätzlich, würde die in dieser
Journalismus-Sparte gesetzten Standards gröblich verletzen.
Im
normalen Zeitungs-Journalismus sieht die Praxis leider anders aus.
Dabei wären – wie schon früher erwähnt - in einer
freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft entsprechende Standards
mindestens ebenso wichtig: Denn es sollen ja mündige,
wahlberechtigte Bürger gesellschaftliches Geschehen mitgestalten.
Sie sind also (Mit-) Entscheider, und als solche müssen sie
kompetent sein. Kompetent kann aber nur sein, wer nach bestimmten
Standards sachkundig und wahrhaftig informiert ist.
Prinzipien
der Wahrhaftigkeit und Redlichkeit sind aber in der
Medien-Berichterstattung längst in eine Schieflage geraten. Das ist
nicht nur ein US-amerikanisches Problem, als NATO-Verbündete sind
wir Europäer in gewissen Verflechtungen drin. Das Prinzip der
„nützlichen Lüge“ bekam einen pragmatischen Wert, wenn es darum
ging, eine moralisch zweifelhafte politische Agenda (etwa
CIA-Machenschaften, die im Rahmen von Oligarchie-Interessen zu
sinnlosen Kriegen führen) der Bevölkerung schmackhaft zu machen.
Mit „Qualitäts-Standards“ hat das ganz und gar nichts mehr zu
tun.
Nun zum eigentlichen Thema: Wie sieht es in dieser
Hinsicht aus mit Wahrhaftigkeits-, Redlichkeits- und
Qualitäts-Standards in staatlicher Kommissionsarbeit und daraus
hervorgehenden Abschlussberichten? Diese haben, wenn man so will,
auch journalistischen Charakter – nach eingehender Recherche werden
Texte für die Öffentlichkeit aufbereitet.
Wir wählen
beispielhaft die im Titel genannte Enquete-Kommission, deren Arbeit
zwar nun schon lange zurück liegt, deren Nachwirkungen aber heute
noch für einige von uns relevant sind.
Denn: Etliche von
unseren Mitgliedern arbeiten in der Erwachsenenbildung (etwa im
Bereich Schlüsselqualifikationen ) oder praktizieren Transzendentale Meditation. Damit
könnte man – wenn schon nicht in die Sekten-Schublade – doch
zumindest in die Psychogruppen-Schublade gesteckt werden. Das kann
problematische Nebenwirkungen haben: Etikettierung, Stigmatisierung,
Überwachung (im Stil von Bespitzelung und Denunziation) bis hin zu
beruflichen Nachteilen, die in nicht transparenter Weise „hintenrum“
zustande kommen. Das wirkt dann ungefähr so, als wenn man hinter dem
Rücken eines Zeitgenossen früher einmal geflüstert hätte, der sei
„schwul“, hätte Aids oder sei „Jude“.
Der
Abschlussbericht jener Kommissionsarbeit, der 1998 vorlag,
signalisierte zwar Entwarnung, was die behauptete Gefährlichkeit
betraf, die man insgesamt und sehr pauschal dem religiösen oder
psychogruppenhaften Nonkonformismus anhängte; aber die Weiterarbeit
von kirchlichen und staatlichen Nachfolge-Organisationen ging bis zum
heutigen Tag weiter. Begründet wurde das meist damit, dass einige
dieser Gruppen kriminellen Charakter haben. Das stimmt zwar in
Ausnahmefällen, aber die prozentuale Quote ist äußerst gering und
entspricht der Quote, die überall vorkommt, wo sich überhaupt
gesellschaftliche Gruppen bilden. Hier ist ganz normale Polizeiarbeit
und Justiz gefordert – man braucht eigentlich keine hochtrabende
„Kommission“, die mit Posaunenklang und Trommelwirbel installiert
wird.
Die bis heute reichende Nachfolgearbeit, die sich an die
Enquete-Kommission anschloss ist heftig umstritten, da die
Hintergrundsmotiv- und Zielrichtung erkennbar wurde: Kirchliche
Lobbyismus-Propaganda, die mit zweifelhaften Methoden arbeitet, und
die anmaßende Tendenz, eine Art „Emanzipations-Nachhilfeinstitut“
für Bürger bereitstellen zu wollen. Man hielt dagegen, dass die
Hochburgen der autoritären geistigen Unfreiheit vielleicht doch erst
einmal an ihrer eigenen Emanzipation arbeiten sollten, statt in einer
pluralistischen Gesellschaft irgendeine Form von Weltanschauungs-TÜV
institutionalisieren zu wollen. (Hier soll sicher nicht der Wert der
christlichen Religion in Frage gestellt werden, wohl aber falsch
verstandene Religiosität und gewisse Fehlleistungen kirchlicher
Organisationen).
Insgesamt kam nach Veröffentlichung des
Abschlussberichts jener Kommission erst einmal eine Flut von Kritik.
Religionswissenschaftler, Soziologen, Juristen und Steuerfachleute
(die über den Rechnungshof die missbräuchliche Verwendung von
Steuergeldern für die Finanzierung von kirchlichem Lobbyismus
anmahnten) meldeten sich zu Wort. Es war aber auch für jeden
angehenden Akademiker, selbst dann, wenn er ein Laie war, erkennbar,
dass es hier im Bezug auf sauberes Arbeiten elementare Methodenfehler
gab, wie sie normalerweise Studenten im 3. Semester schon nicht mehr
machen.
Es wurde kritisiert, dass der Mehrheitsbericht sich
auf breitem Raum mit schwammig formulierten und wortreichen
hypothetischen Erörterungen über „psychische Manipulation“ und
„Konfliktpotentiale“ und über „Gefahrenlagen“ befasse, die
aber in einem eklatanten Widerspruch zu den tatsächlichen Befunden
stehen. Die Behauptung, "gezielt kriminelles Verhalten" sei
bei mehreren Gruppen feststellbar, sei überwiegend nicht durch
Erkenntnisse gedeckt. Man hielt es für politisch fahrlässig, durch
unklare, emotional eingefärbte Formulierungen an latente
gesellschaftliche Vorurteile gegenüber religiösen und
weltanschaulichen Minderheiten zu appellieren. Massive und
strafrechtlich relevante Vorwürfe müssen im Detail und auf
bestimmte Gruppen hin konkretisiert werden, sonst werde der gesamte
Bereich des religiösen oder weltanschaulichen Nonkonformismus einem
unzulässigen Generalverdacht ausgesetzt.
Auch von
konservativer und liberaler Seite wurde Kritik laut: Sechs
Professoren gaben eine gemeinsame Erklärung ab. Sie hielten es für
ein rechtsstaatliches Unding, dass diejenigen, die selbst einem
Ideologieverein angehören (Kirchenvertreter) als Sachverständige
von Seiten der Parteien ernannt worden sind. Sie beanstandeten, dass
hier die Neutralität fehle, weil Interessenverflechtungen vorlägen:
"Die Sektenbeauftragten der protestantischen Amtskirche haben
jetzt die Möglichkeit, mit über jene zu befinden, die in
weltanschaulicher Konkurrenz zu ihnen stehen und mit denen sie seit
Jahren vor deutschen Gerichten prozessieren." Durch den Einfluss
der Lobbyisten der Großkirchen, durch die Mitarbeit ihrer Agenten in
der staatlichen Kommissionen entstehe somit für den Staat die
drohende und sehr reale Gefahr der widerrechtlichen Mitbeteiligung an
der Diffamierung und Diskriminierung religiöser und
weltanschaulicher Minderheiten (dabei dürfe es doch in den Augen des
Staates gar keine "besseren" und "schlechteren"
Religionen geben).
Die Sorgen sind berechtigt, denn es geht
nicht mehr nur um das Verhalten von Scientology, oder der Zeugen
Jehovas; auch freikirchliche Gemeinden, Adventisten, Pfingstler oder
auch völlig andere Kreise, wie Yoga Vidya, Zen-Meditation oder Transzendentale Meditation stehen hier mit einem Mal im Rampenlicht.
Streng genommen sind
die Amtskirchen sind ja eigentlich selbst so etwas Ähnliches, wie
Sekten. Der Unterschied liegt in der Größenordnung.
Interessanterweise gibt es keinen einzigen gegen „Sekten“
erhobenen Vorwurf, der nicht in gleicher Weise auch an die Adresse
der Katholischen Kirche gerichtet werden könnte. Hinzu kommt, dass
es bei solchen großen Institutionen auch so etwas gibt wie „die
Sekte in der Sekte“ – also Substrukturen, etwa die Gruppierung
„Opus Dei“ im Katholizismus. Solche Substrukturen sind teilweise,
auch aus der Sicht der Mainstream-Kirche, recht problematisch.
Insbesondere ist hier die Vatikanbank zu nennen, die in sich auch
eine Art „Sekte“ ist. Als harmlos kann sie allerdings nicht
gelten, sie ist nach außen abgeschottet, nicht transparent und von
daher mit einem immensen Korruptionspotential ausgestattet. Vor
Jahren wurde im SPIEGEL einmal von einem Geldwäsche-Skandal
berichtet, den eine dubiose italienische Freimaurerloge in Verbindung
mit der Vatikanbank ins Rollen gebracht hatte.
Charakteristisch
für die gesamte Tendenz, die pluralistische Gesellschaft auf ein
ödes Mittelmaß zurückzustutzen, so der Kölner Jurist Kriele, sei
ein Fragenkatalog, den die Kommission verschiedenen Organisationen
zugesandt hat. Besonders hervorgehoben werden da "Konflikte
durch derivate Lebensformen". Zu diesen rechnet sie allen
Ernstes: geistige Übungen, Vegetarismus, Ablehnung von Drogen,
Einschränkung sexueller Aktivität oder auch freie Sexualität,
Schaffung eigener Kindergärten, Schulen, Hochschulen, und ähnliche
unerhörte Verhaltensweisen. Durch solche Kriterien wird der
Extremismusbegriff verräterisch ausgeweitet. Adornos F-Scale, die
den charakteristischen autoritären Charakter betrifft, läßt
grüßen.
Kleiner Exkurs nebenbei: Der Verzicht auf
Nonkonformismus und etwaige „derivative Lebensformen“ zugunsten
traditioneller Untertanengeist- und Gehorsams-Normen, die dem
autoritären Charakter entsprechen, zeigt sich oft auch in kleinen
banalen Alltags-Dingen. Beispiel: Zu Weihnachten kommt außer dem
Christkind auch der Weihnachtsmann. Dieser ist allerdings aus
emanzipatorischer Sicht eine problematische Figur. Sein weißer Bart
lässt ihn für naive Kinder-Gemüter wie eine Art Gottvater
erscheinen. Seine Requisiten sind: Geschenke-Sack, Rute und das dicke
Buch. Letzteres ist das Wichtigste, denn hier ist minutiös das
Tugenden- und Sündenregister aufgelistet, die Basis für die
Entscheidung, ob Geschenke-Sack oder Rute zum Einsatz kommen.
Anders
gesagt: Hier haben wir eine Art Buchhalter-Gott, dessen Kriterium der
Grad des Gehorsams ist. Mit dem Mittel der Angst und der Bestechung
soll Gehorsam andressiert werden. Derartige Gehorsams-Erziehung ist
aber – da menschliche Eigendynamik sich nicht einfach so
unterdrücken lässt – indirekt eine Erziehung zu Verlogenheit und
Korruptionsgeist. Zugleich die Vorbereitung auf eine Welt, in der mit
dem Mittel der Angst regiert wird – egal, ob diese Angst nun von
Priestern, Polizeikasernen oder Behörden ausgeht. Verlogenheit und
Korruptionsgeist bleiben also weiterhin die ständigen Begleiter, die
internalisiert werden – und dann gewissermaßen über das Kleinhirn
wie selbstverständlich weiterwirken.
Wir erwähnen das hier
deshalb, weil die naive Himmel- und Hölle-Theologie, die in den
Köpfen einiger Kirchen-Anhänger immer noch verbreitet ist, als
Glaubens-Grundmuster ganz ähnlich funktioniert, wie der
Weihnachtsmann-Glaube: Die Guten kommen nach ihrem Tod - wenn sie das
kurze irdische Jammertal-Dasein hinter sich gebracht haben - in den
Himmel (= Geschenke-Sack); die Bösen – meist die, die gegen Staat
und Kirche gelästert haben – müssen in die Hölle (= Rute). Auch
hier also ein Buchhalter-Gott, der korrekt abrechnet und mittels
Bestechung oder Angst die Menschen zum rechten Untertanengeist
hin-dressiert.
Die dabei indirekt wirkende Erziehung zu
Verlogenheit ist hier subtiler und daher gefährlicher: Man lernt,
sich selbst zu belügen. Man sieht sich selbstgefällig in der Rolle
eines „guten Menschen“, und bemerkt dabei gar nicht, dass man
dieses „Gut-Sein“ nur auf Grund von Berechnung zu praktizieren
versucht. Man denkt an das Konto-Plus, das man vom himmlischen
Buchhalter dereinst einmal angerechnet bekommt. Die tatsächlichen
wunden Punkte der eigenen Psyche, an denen man eigentlich arbeiten
müsste, werden dabei geflissentlich unter den Teppich gekehrt.
Nun war allerdings nicht ein
Diskurs über den Wert oder Unwert autoritärer Prinzipien in
Erziehung und Lebensführung der ursprüngliche Anlass, aus dem sich
die Einsetzung der Enquete-Kommission ergeben hatte. Es ging um die
konkrete Neu-Religion Scientology, mit der man in den späten 90-er
Jahren Probleme hatte. Diese Gruppierung gilt als extrem machtgierig
– sie hat diese Eigenschaft mit dem Freimaurer-Orden und mit dem
Zionismus gemeinsam, nur mit dem Unterschied, dass Scientology den
Sprung in die Oberen Zehntausend noch nicht geschafft hat; die Gruppe
ist also gegen organisierte Anfeindung noch nicht immun. Sie wurde
auch zum Feindbild wegen Konkurrenzneid. Es gab also ein Motiv, gegen
die Gruppe vorzugehen. Offiziell begründet wurde das mit dem Thema
manipulative Machtgier.
Doch die sechs Professoren halten die
abgegebenen Begründungen für vorgeschoben. Die einseitige
Thematisierung dieser Gruppe, so ihre Erklärung, erfülle
offensichtlich die Funktion, "als eine Art 'Dosenöffner' für
den Gesamtbereich der 'Sog. Sekten und Psychogruppen' zu dienen".
Man müsse wohl irgendwo punktuell anfangen, um dann durch eine
pauschalierende Argumentation, das Gesamtfeld der Neuen Religionen
und Psychogruppen diffamieren zu können. Nach bösen Erfahrungen mit
Scientology könne man nun unterschiedslos von vornherein
unterstellen, dass von allen sogenannten Sekten und Psychogruppen
Gefahren ausgehen, anstatt zu fragen, ob und welche Gefahren von
welchen Gruppen ausgehen und aus welchen Tatsachen sich das
ergibt."
Sturm im Wasserglas auf Kosten des
Steuerzahlers: Aufwändige Kommissionsarbeit mit äußerst dürftigem
Endergebnis.
Die Professoren machen darauf
aufmerksam, dass die in Mode stehenden „Sektenjagden“ – die
z.T. durchaus im fanatisch-inquisitorischen Stil ablaufen - mehr
Anlass zu staatsbürgerlicher Sorge bieten als die meisten sog.
Sekten und Sondergruppen. In Berlin gab es sogar einmal Tendenzen,
den japanischen Kampfsport Aikido ins Zwielicht der
„Sektenverdächtigkeit“ zu zerren, weil die Trainer z.T. eine
Zen-Buddhistische Meditationsform praktizieren. Dieser
Diffamierungsversuch war denn allerdings doch etwas zu unglaubwürdig.
Er geriet bald zu einer “Lachnummer“, deshalb wurde er auch
schleunigst fallengelassen. Wie sagen die Engländer so vornehm: „It
didn’t pass the giggle test“.
In den Sitzungen stritten
manche in der aus 12 Bundestagsabgeordneten und 12 Experten
bestehenden Kommission "so hysterisch, als gehörten sie selbst
einer Sekte an ...“ Die parlamentarische Untersuchung des
umstrittenen Psychomarktes wurde zum Glaubenskrieg. Gerade die
nichtkirchlichen Lebensbewältigungshilfe-Angebote waren, wie der
SPIEGEL höhnte, ein Zankapfel: "Obwohl die kirchlichen
Sektenexperten selber nicht recht an die Gefährlichkeit ihrer
Forschungsobjekte zu glauben scheinen, fürchten sie doch die
Konkurrenz. Mit dem Entwurf eines 'Lebensbewältigungshilfegesetzes'
wollte die Kommission den angeblich unmündigen Konsumenten des
Psychomarktes den rechten Weg weisen - zurück in den Schoß der
Amtskirchen." (Prinzip: Therapie- und Beratungsangebote der
Kirche sind gut; solche von nicht-kirchlichen Gruppierungen sind von
vornherein schlecht und dem Staat gegenüber zu diskreditieren!). Ob
die Bürger diese Heimholung in den mütterlichen klerikalen Schoß
allerdings mitmachen, bleibt fraglich. Die mit viel Aufwand
propagierten Anlaufstellen, in denen „Sektengeschädigte“ Rat und
Hilfe bekommen konnte, waren ein Flop: Da ging fast niemand hin. Ein
öffentliches Interesse an dem Thema bestand offenbar gar nicht.
Ist
die Kirche denn überhaupt selbst ein so leuchtendes Beispiel für
gute Lebensbewältigung, dass sie befugt wäre, anderen den rechten
Weg zu zeigen? Da mehren sich die Zweifel. Denn dass ein übertrieben
autoritäres Denken in der heutigen religiösen Lebenspraxis
christlich orientierter Familien eine problematische Rolle spielen
kann, ist in der öffentlichen Diskussion ein häufiges Thema. Wir
erinnern hier nur an die in der Psychiatrie unter dem Namen
„Ekklesiogene Neurose“ bekannten Persönlichkeits-Störungen.
Auch die skandalösen Pädophilie-Fälle in Priester-Kreisen sind
unter diesem Blickwinkel zu sehen.
Die damalige Einrichtung
einer Bund-Länder-Stiftung - das einzig greifbare Ergebnis der
Enquete-Kommission - sei nicht nur, so der Kölner Soziologe Erwin K.
Scheuch und der Berliner Superintendent a.D. Woronowicz, ein grober
Verstoß gegen das gesetzliche staatliche Neutralitätsgebot. Die
kirchliche Inquisition gegen konkurrierende Weltanschauungs- und
Religionsgemeinschaften solle offenbar zur Staatsaufgabe gemacht
werden. Scheuch vermutet, ein "Gesinnungs-TÜV" sei
geplant.
Zurück zum Thema Glaubwürdigkeit und
Qualitäts-Standards in Kommissions-Arbeit: Ein Punkt, der die in der
Enquete-Kommission gemachten elementaren Methodenfehler beleuchtet
ist der folgende: Als "sachverständige Mitglieder" berief
die Enquetekommission Sekten- und Weltanschauungsbeauftragte der
beiden Großkirchen, nicht aber Sachverständige anderer Religions-
und Weltanschauungsgemeinschaften. Auch Vertreter des in den
Enquetesitzungen heftig kritisierten freien Fortbildungsmarktes und
Management-Trainings (mit psychologischen Kursangeboten wie
Konfliktbewältigung, Stressstabilisierung, Leistungsoptimierung
usw.) wurden nicht berufen oder auch nur befragt. Diese Einseitigkeit
– so die Kritik - passe nicht zur offenen Gesellschaft. Die
Kommission begünstige unter Missachtung des staatlichen
Neutralitätsgebots das Machtinteresse der beiden Amtskirchen gegen
konkurrierende "soziale Dienstleister" und gegen "kleine
religiöse Gruppierungen". Für diese letzteren führe "der
offenbar außer Kontrolle geratene Rufmord-Mechanismus zur
Verächtlichmachung. Angebote der Betroffenen, über ihre Arbeit und
Methoden Rechenschaft zu geben, liefen ins Leere".
Voreingenommenheit, latente Unwahrhaftigkeit, mangelnde Sorgfalt,
sogar Ketzerhysterie und Sektenjagd und ein hohes Maß an
Undifferenziertheit entdeckten die sechs Gelehrten in der Arbeit der
Kommission. Von einem Einhalten normaler Qualitäts-Standards
hinsichtlich der Redlichkeit der vom Steuerzahler bezahlten
Kommissionsarbeit konnte hier keine Rede sein.
Aus
religionswissenschaftlicher und soziologischer Sicht ist es
eigentlich gar nicht begreiflich zu machen, dass marginale Religionen
in einer modernen und weitgehend säkularisierten Gesellschaft derart
massiv und künstlich kirchlicher- und staatlicherseits zum
Gegenstand gesellschaftlicher Kontroversen erhoben werden. Die
Gesamt-Mitgliederzahl dieser Gruppen macht nur ein halbes Prozent der
gegenwärtigen Bevölkerung aus. Sozialgeschichtlich ist es
jedenfalls bemerkenswert, dass gegenwärtig das Auftreten religiöser
Minderheiten als ein wichtiges soziales Problem gilt, so wichtig,
dass beträchtliche personale und finanzielle Ressourcen dafür
bereitgestellt werden, dieses Problem zu behandeln.
Was sollen
deshalb die trotzdem von der Kommission geltend gemachten "20
wuchtigen Handlungsempfehlungen, die freilich meist überflüssig
sind"? Der Soziologe, Prof. Erwin Scheuch, bezeichnet sogar den
ganzen voluminösen, 602 Seiten umfassenden Endbericht der Kommission
als "für einen liberalen Rechtsstaat so überflüssig wie ein
Kropf“. Der SPIEGEL nannte diesen "Abschlussbericht einer der
aufwändigsten Enquêtekommissionen des Bundestages ein wirres
Konglomerat aus Banalitäten, Widersprüchen und bedenklichen
Empfehlungen". Steuer-Fachleute der Finanzbehörden empfanden
das ernüchternde Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser so teuren
Kommissionsarbeit als Steuergelder-Verschwendung im Dienste von
kirchlichem Lobbyismus.
Immerhin: aus jedem Fehlschlag kann
man etwas lernen. Unsere Amtskirchen tun sicherlich gut daran,
künftig in Anerkennung des Pluralismus einer offenen Gesellschaft
ihre Informationspolitik mehr auf die Einhaltung gewisser –
eigentlich selbstverständlicher – Redlichkeits- und
Qualitäts-Standards auszurichten. Die Problematik der Kirchen
(Mitgliederschwund) hat sicherlich nichts mit den bösen sog.
„Sekten“ zu tun, sondern mit der besagten eigenen Arbeitsweise.
Man kann Mitglieder letztlich nur halten, wenn man seine eigene
Qualität verbessert. Darüber hinaus würde man im positiven Sinn
„Format zeigen“, wenn man es schaffen könnte, andere religiöse
Gruppen oder Lebenshilfe-Anbieter in ihrem Anders-Sein zu
respektieren. Das paranoide Herumhacken auf vermeintlichen
„Konkurrenten“ hat sich jedenfalls als nicht werbewirksam
erwiesen. Es wirft nur kritische Fragen auf – die mittlerweile auch
von „innen“ kommen. Bei vielen Kirchenmitgliedern stößt der
Lobbyismus allmählich auf Ekel und Widerwillen.
Positiver
Ausblick: Welche gesellschaftlichen Chancen kann Toleranz gegenüber
weltanschaulichen Minderheiten bieten?
Es gibt noch einen
völlig anderen und sehr wesentlichen Punkt, an dem deutlich wird,
dass die Enquete-Kommission am Erfordernis der Einhaltung von
Qualitäts-Standards vorbeiging: Bei der Beschäftigung mit den
„sogenannten Sekten und Psychogruppen“ konzentrierte man sich
völlig einseitig auf das Thema „Gefahren“ (mit dem Ergebnis,
dass man hier nicht besonders fündig wurde). Völlig ausgeblendet
wurde das Thema: Welche Chancen bieten nonkonformistische Gruppen?
Man ignorierte die mögliche positiv-dynamisierende Wirkung neuer
gesellschaftlicher Bewegungen – seien diese nun Neureligionen oder
an Lebenshilfe orientierte Alternativgruppen. Vor allem im Bereich
„Selbsterfahrung/Meditation“ existiert heute eine Fülle an
empirischen Forschungsergebnissen, die eine verantwortlich arbeitende
und an Wahrhaftigkeit orientierte Kommission eigentlich hätte
aufarbeiten müssen. Diese dokumentieren in ihre Gesamtheit recht
eindrucksvoll, dass es in diesem Bereich nachweisbare positive
Wirkungen gibt; solche Forschungsergebnisse lassen sich aufgliedern
in die Themenbereiche Mobilisierung von
Begabungsreserven/Kreativität, psychosomatische Gesundheit und
soziales Verhalten/verbesserte Zwischenmenschlichkeit.
Eines
steht fest: Die Gesellschaft braucht Kreativität und Innovation,
also Erneuerung. Wer religiöse Minderheiten bekämpft, fördert
kulturelle und religiöse Konformität, also Anpassung, und
verhindert damit die Entstehung veränderter Werte und Lebensstile,
die die Gesellschaft dringend benötigt. Dies ist eine der
Kernaussagen des Religionswissenschaftlers Prof. Hubert Seiwert aus
Leipzig. Er erklärt weiter, das Aufkommen neuer Religionen sei "ein
Symptom für einen kulturellen Suchprozess nach neuen Wegen, wo sich
die alten erkennbar in einer Krise befinden. ... Die
Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft nimmt in dem Maße zu, in
dem für Minderheiten Spielräume bestehen, mit Alternativen zu
experimentieren, von denen einige sich vielleicht bewähren.
Dass
man dabei mit lobbyistischen Widerständen rechnen muss, räumt
Seiwert ein: „Ohne Zweifel ist das Auftreten neuer Religionen Teil
der neuen Unübersichtlichkeit und möglicherweise fühlen sich
dadurch in besonderer Weise solche Zeitgenossen provoziert, deren
Gewissheiten durch die gesellschaftlichen Veränderungen massiv in
Frage gestellt wurden."
Sehr bezeichnend ist in diesem
Zusammenhang allein schon die Themen-Entscheidung des Bundestags:
Statt für das gleichzeitig zur Auswahl stehende
Enquete-Kommissions-Thema "Zukunft der Arbeit" entschied er
sich für „sogenannte Sekten und Psychogruppen“. Statt also
angesichts der krisenbedingten Verunsicherung die eigentlich
wichtigen Probleme anzupacken (die ein Umdenken erfordert hätten),
entschied man sich, von diesem Thema ablenkend, für die Suche nach
irgendeinem Sündenbock.
Es ist jedoch gefährlich, durch
unsachliche Kampagnen Emotionen zu wecken. Die historische Erfahrung
lehrt, wie schwer es manchmal ist, die Emotionen zu kontrollieren,
die durch religiöse oder ideologische Konflikte geweckt werden. Wo
Emotionen aufwallen, werden leicht Kräfte freigesetzt, deren
Eigendynamik sich jeder rationalen Kontrolle entzieht. Dies kann
denen nicht gleichgültig sein, die davon überzeugt sind, dass der
Verzicht auf rationale Politik eine größere Gefahr für einen
freiheitlichen Rechtsstaat darstellt als einige Zehntausend Bürger,
deren religiöse Überzeugungen der Mehrheit unverständlich
erscheinen. Es ist kaum zu verantworten, wenn in der Gesellschaft
Gruppen durch den abwertenden Begriff "Sekte" ausgegrenzt
werden, und wenn durch dieses "Feindbild" ein echter
Diskurs über das Thema unmöglich gemacht wird. Das führt dann
dazu, dass in Bibliotheken die vorhandenen Ergebnisse ernsthafter
Forschung unterrepräsentiert sind. Stattdessen stapeln sich dort
pseudowissenschaftliche "Aufklärungsbücher" mit
reißerischen Titeln wie "Im Bann von ...", "Im Netz
der ...", Verstrickt in ..." oder "Ich war ein ...",
welche allesamt die positiven Seiten der Gruppierungen völlig
ausblenden.
2.4 „Schlüsselqualifikationen“ – Rahmenthema für Wirtschaftsseminare
Dipl. Ing. Eberhard Brandhuber sieht gute Chancen für die Gründung einer auf den Wirtschaftsbereich spezialisierten Seminarfirma die das bewusstseinsbezogene System des Vedische Wissen in das Wirtschaftsleben integriert. In dem von ihm dargestellten Systemtheoretischen Ansatz spielt sog. „Wissens-Management“ eine wichtige Rolle. Damit soll sichergestellt werden, dass jeweils das richtige Wissen zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, damit Doppelarbeit vermieden wird und wertvolles Wissen von Mitarbeitern nicht infolge einer zu starren oder zu hierarchischen Organisationsstruktur unterdrückt wird oder auf andere Weise verlorengeht.Die Möglichkeiten für raschen Wissenserwerb und präzis abrufbare Wissens-Speicherung waren ja noch nie so weitreichend wie heute im Zeitalter von „data-warehouses“-Technologie und „e-learning“, einem Lernen, das durch die elektronischen Medien buchstäblich ohne die Begrenzungen von Raum und Zeit abläuft. Was hier zunächst als Chance erscheint ist zugleich aber auch eine Gefahr: Die Überflutung mit viel zu vielen Daten macht das Wissens-Management zu einem schwierigen Unterfangen. Welches Wissen ist im gegebenen Zusammenhang wirklich relevant, welches nur Ballast? Wer will das schon immer entscheiden können? Und: Wie schnell gelingt die Umsetzung, wenn in einer Situation raschen Wandels ein plötzlich drängender Handlungsbedarf für detaillierte Daten-Aufarbeitung wenig Zeit lässt? Das herkömmliche Wissens-Management liefert zwar auch auf diese Fragen Antworten, aber vor dem Hintergrund wachsender Daten-Komplexität gewinnt die von Maharishi Mahesh Yogi immer wieder zitierte Erkenntnis des Veda
„Wissen ist im Bewusstsein strukturiert“ eine große Bedeutung. Der Super-Wissensspeicher ist in diesem Fall nicht mehr ein vernetztes Computersystem, sondern die allgegenwärtige Intelligenz der Natur, die spontan und auf geniale Weise dafür sorgt, dass das richtige Wissen zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Menschliche Gehirne sind in diesem Fall nicht Produzenten von Wissen, sondern „Empfangsantennen“. Über data warehouses und e-learning hinaus wird also das vedische Konzept „Wissen ist im Bewusstsein strukturiert“ zum wichtigsten und grundlegendsten Seminarbaustein.
Kreativität ist aus diesem Blickwinkel gesehen nicht eine menschliche Errungenschaft, sondern eine Leistung des Kosmos. Das, was schon seit Ewigkeiten existiert und den ganzen Kosmos durchflutet, muß nicht erst vom Menschen neu produziert werden. Die Natur beherrschte immer schon die Kunst, mit dem richtigen Wissen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Aber jenes ewige und von Menschen unabhängig existierende Bewusstsein kann durch entsprechend entwickelte Menschen „angezapft“ und genutzt werden. Es geht hier offenbar nicht um intellektuell vermittelte Schulbildung oder um mühsam studiertes Management-Wissen. Es geht um jene Art von „Bildung“, die einen Menschen in die Lage versetzt, sich in jeder Situation zu bewähren, die ihn in die Lage versetzt, im richtigen Moment spontan das genau Richtige zu tun. Hier wird klar, welche Bedeutung die sog. „Schlüsselqualifikationen“ für die moderne Arbeitswelt haben:
Wir leben heute in einer Welt raschen Wandels, in der das in Schulen vermittelte „abfragbare Faktenwissen“ rasch veraltet. Die sog. „guten“ Schulabgänger beweisen zwar mit ihren guten Zeugnisnoten, daß sie jenes „abfragbare Faktenwissen“ gut wiedergeben können – aber gerade das ist ja gar nicht die Qualifikation, die im modernen Wirtschaftsleben wirklich gebraucht wird. Gefordert sind dort vielmehr solche Eigenschaften, wie Problemlösefähigkeit, Improvisationsgabe, schöpferisches Denken, Teamfähigkeit und Streßresistenz. Dies sind „Schlüsselqualifikationen“, weil sie wie ein Schlüssel alle anderen Fähigkeiten (z.B. fachlicher Art) „aufschließen“ und richtig zur Wirkung kommen lassen. Diese spielen heute in Wirtschaftsseminaren eine zunehmend wichtige Rolle, da sie eine Art „Allgemeinbildung“ nachliefern, wie sie die Schule nicht ausreichend bietet.
Lange Zeit hatte man dabei den Zusammenhang zwischen „Stressbewältigung“ und Freisetzung kreativen Potentials in seiner Bedeutung unterschätzt oder nur als Randproblem behandelt. Dies ist vor dem Hintergrund der intensiven Suche nach Erfolgspotentialen im Wirtschaftsleben erstaunlich genug: Denn aus den einschlägigen Forschungsgebieten liegen diesbezüglich abrufbare Erkenntnisse vor, die für den Erfolg von Unternehmen von zentraler Bedeutung sind. Das gilt z.B. für die Bereiche
- Senkung der Personal-Nebenkosten durch Verbesserung der Gesundheit,
- Steigerung der Produktivität durch Verbesserung des Betriebsklimas und Steigerung der Belastbarkeit von Mitarbeitern
- Erschließung ganz neuer Geschäftsfelder durch Erhöhung der Flexibilität und Kreativität.
Von den Entscheidungsträgern in der Wirtschaft aus betrachtet stellt sich dieser Punkt noch in einem etwas anderen Licht dar: Um in den heutigen Märkten konkurrenzfähig zu bleiben, muß man in wenigstens einem Bereich des Marktgeschehens wirklich Überragendes leisten – also den Anderen deutlich voraus sein. Wettbewerbsfähigkeit wird unter dem Aspekt des Wissens-Managements mit dem Begriff „Einzigartigkeit“ verknüpft – es muß das ganz Besondere her. Das führt natürlich dazu, daß es allenthalben Optimierungsbemühungen gibt, und daß in weiten Bereichen nahezu flächendeckend eine gewisse Perfektion erreicht ist. Mit anderen Worten: Die Möglichkeiten sind „ausgereizt“, echte Konkurrenzvorteile sind vielfach nur noch sehr schwer zu erzielen. Das soll in den folgenden Beispielen der Nachsatz „Das bieten alle Anderen auch“ anzeigen:
- das angeboten Produkt ist optimiert und auch im Markt optimal plaziert, aber das bieten alle Anderen auch;
- die Organisationsstruktur der Firma ist auf bestem Standard, aber das bieten alle Anderen auch;
- das äußere Erscheinungsbild der Firma (Gebäude, Ausstattung, Fuhrpark, Werbegrafik, Logos, etc.) strahlt Perfektion aus, aber das bieten alle Anderen auch;
- die fachliche Qualifikation der Mitarbeiter ist auf bestem Niveau aber das bieten alle Anderen auch;
So etwas beobachten Kunden sehr genau, das imponiert dem Kunden wirklich, das schafft echte Marktvorteile.
Echte Handlungskompetenz im Wirtschaftsgeschehen ergibt sich aus dem Zusammenwirken verschiedener Schlüsselqualifikationen mit fachlich-methodischen Qualifikationen. Die Einzigartigkeit und Überlegenheit des Programms der Transzendentalen Meditation für die Entwicklung von Schlüsselqualifikatio-nen im Wirtschaftsbereich wird rasch deutlich, wenn man die wissenschaftlichen Untersuchungen analysiert, die zu diesem Thema existieren. (Erstveröffentlichung 2002)
2.5 Lebenslanges Lernen
Welche Lebensinhalte gibt es in der Zeit nach der Pensionierung? Lernt man dann nichts mehr dazu? Bleibt die Entwicklung dann stehen, kann man dann seine Fähigheiten nicht mehr in die Gesellschaft einbringen? Eigentlich sind dies Fragen, die jeden Einzelnen von uns angeht – früher oder später! Sie haben etwas mit der Entwicklung des geistigen Potenzials und mit Lebensweisheit zu tun.Welche Lebensperspektive, welche Vision haben Senioren eigentlich? Worin besteht ihr Lebens-Sinn? Welche Form gesellschaftlichen Engagements können sie entwickeln, wie können sie ihr Wissen gesellschaftlich fruchtbar werden lassen? Welche Bedeutung, welche positive Rolle haben sie in der gegenwärtigen Gesellschaft? Und nimmt die Gesellschaft diese Rolle dankbar und gern an?
Bei Naturvölkern und in der Antike waren diese Fragen geklärt, die Alten galten immer als Träger besonderer Weisheit, spielten eine entsprechend wichtige gesellschaftliche Rolle und wurden sehr geschätzt. Aber das ist bei uns anders: Bekanntlich bleiben die soeben gestellten Fragen bei uns und in der heutigen fortschrittlichen Zeit weitgehend erschreckend unbeantwortet. Die beliebte „Tu-nix-Perspektive“ angesichts der ersten Rentenzahlungen („ich muss nun zum Glück nicht mehr arbeiten ..“) ist geradezu gefährlich, denn „wer rastet, rostet“ – wie der Volksmund sagt. Die schmerzliche Gedanke, man sei nun Altes Eisen, „überflüssig“ und werde ausgegrenzt, sei nun zur Einsamkeit verurteilt, führt psychosomatisch betrachtet oft zu einem raschen Verfall des körperlich-geistigen Potenzials und der Lebensfreude. Man bewegt sich auf den Tod zu, wenn keine Vision, kein „Sinn“ da ist – und der sog „Rentnertod“, der oft wenige Jahre nach Ruhestandsbeginn eintritt ist eine bei Versicherungsgesellschaften wolbekannte, kalkulierbare Größe.
Zum Glück ist uns die bessere Antwort schon klar: Sie besteht in dem durch Maharishi Mahesh Yogi vorgeschlagen ausgewogenen Wechsel von Ruhe und Aktivität durch das Programm drr Transzendentalen Meditation.. Die Meditation liefert uns die Ruhe, aber worin besteht die Aktivität? Hier ist uns kürzlich eine sehr interessante Antwort begegnet in Gestalt des „SES“ („Senior Experten Service“): Diese gemeinnützige Gesellschaft bietet Fachleuten, die im Ruhestand sind, Gelegenheit, ihre in langjähriger Tätigkeit erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen interessanter Projekte fruchtbar werden zu lassen und weiterzugeben. Schwerpunkt dieser Weitergabe von Erfahrungspotenzial ist die Ausbildung, Fortbildung und Qualifizierung von Fach- und Führungskräften im In- und Ausland. Der Einsatz der Senior Experten erfolgt in zeitlich begrenzten Projekten (1 – 6 Monate), es bleibt also immer genug Zeit für das Ausleben der im Alter wohlverdienten Bewegungsfreiheit, also z.B. für Reisen oder kulturelle Interessen. Die Tätigkeit der Senior Experten ist auf schnelle pragmatische Hilfe vor Ort ausgerichtet. Anleitung zur Selbsthilfe steht dabei im Vordergrund, in der Regel in Verbindung mit der Lösung akuter Probleme. Die fachlichen Erfahrungen der Senior Experten sind im In- und Ausland sehr gefragt.
Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass
sie ohne Leistungs- und Karrieredruck oder wirtschaftliche
Abhängigkeiten zu einer wirksamen Hilfe-zur-Selbsthilfe am
Einsatzort führt. Man lernt andere Länder kennen und erweitert auf
interessante Weise seinen Horizont. Es gibt verschiedene
Organisationen die die Transzendentale Meditation in diesem Sinne
nutzen, um den Weltfrieden durch Bewusstseinsentwicklung zu
sichern. Hier wird fachliche Hilfe mit der Praxis der
Transzendentalen Meditation verknüpft - unter dem Aspekt „Hilfe
zur Selbsthilfe“.
2.6 Neue Lebensprinzipien für den Ruhestand
In bestimmten Gegenden dieser Erde werden die Menschen buchstäblich „uralt“. So sind etwa einige Regionen des Kaukasus dafür bekannt, dass sie einen ungewöhnlich hohen Prozentsatz an über-Hundertjährigen haben. Noch wichtiger: Diese Menschen strahlen auch in diesem Alter ein hohes Maß an Vitalität und Lebensfreude aus. Was ist die Ursache? Besitzen die Menschen dieser Landstriche ein geheimnisvolles „Elixier der ewigen Jugend“ in Form irgendwelcher besonderen Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungen? - Bezeichnenderweise konzentrierte sich in einer materialistischen Zeit die Suche nach einer Antwort zunächst auf materiell Greifbares.Aber die wirklich gefundene Antwort war schließlich doch eine ganz andere – wie wir noch zeigen werden. Wir werden auch aufzeigen, inwiefern Maharishis Wissen und einem darauf aufbauenden Konzept der Erwachsenenbildung in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Aufgabe zukommt.
Holen wir jedoch zunächt noch etwas aus und beleuchten das Thema von verschiedenen anderen Seiten: Es ist ein zeitgeschichtliches Phänomen und eine zivilisatorische Herausforderung, dass die Leute gegenwärtig demographisch „immer älter“ werden - zumindest was die statistische Verteilung, also die „Bevölkerungspyramide“ betrifft. Der Prozentsatz der Alten wird immer größer. Was zunächst ein rein volkswirtschaftliches Problem zu sein scheint („wer soll das alles bezahlen?“) entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Problem der Sinnfindung, also ein Problem des Bewusstseins – wie oben skizziert.
Diese Fragen begegnen allerdings in der marktwirtschaftlichen Welt einem erschreckenden Maß an öffentlicher Gleichgültigkeit. Etwas plakativ und überspitzt dargestellt gilt: Die Alten sind eben kein Produktionsfaktor. Und ihre Konsumgewohnheiten sind eben „von gestern“. Das gleiche gilt anscheinend auch für Wissen, Erfahrung und Lebensweisheit: In einer Zeit raschen Wandels tendieren diese Werte scheinbar immer mehr dazu, rasch zu veralten – also an „Marktwert“ zu verlieren (Wie SES zeigt: nur scheinbar). Wer aber in der Marktwirtschaft nicht mehr richtig „dazugehört“, der wird schnell den Eindruck haben, „überflüssig“ zu sein – fast eine Art Störfaktor, ein Schönheitsfehler in der sonst so heilen marktwirtschaftlichen Welt. Daher reduziert sich die Diskussion oft auf das oben erwähnte „Kosten-Thema“.
Hinzu kommt ein Faktum, das durch die wissenschaftliche Erforschung der Wirkungen der Transzendentalen Meditation gut bestätigt ist: Wer nicht ein kontinuierliches Programm des Stress-Abbaus in seine Lebensführung einbaut, wird erleben müssen, dass der im Bewußtsein abgelagerte Stress mit wachsendem Alter allmählich zunimmt. Die Folgen kennt man: Das nachlassende geistige Potenzial führt zu unausgewogenem sozialen Verhalten. Außerdem wird die Gesundheit schlechter. Die alternden Menschen gelten als „schwierige“ Zeitgenossen, die man besser meidet (oder in Altersheime abschiebt). Das Problem der schwindenden sozialen Kontakte und der Vereinsamung erzeugt Depressionen und in der Folge auch eine weitere Schwächung des Immunsystems und psychosomatische Krankheiten, die ihrerseits den angesammelten Stress noch weiter vermehren. Ein Teufelskreis – ein düsteres Szenario! So hatten sich die meisten Menschen ihren wohlverdienten Lebensabend eigentlich nicht vorgestellt.
Hier könnte die Ausübung der Transzendentalen Meditation durch Senioren wirksame Abhilfe schaffen.
Insgesamt hat ja der Traum vom „ruhigen Lebensabend“ in unseren westlichen Gesellschaften etwas sehr Illusionäres an sich. In meiner USA-Zeit erfuhr ich, dass durchschnittliche amerikanische Erwerbstätige, nach ihrem Lebensziel befragt, sehr oft antworten: „Viel Geld verdienen, damit ich mich frühzeitig zur Ruhe setzen kann“. Diese Motivation dürfte auch in Deutschland sehr verbreitet sein. Was hier aber wie ein hohes Ziel formuliert wird, charakterisiert in Wirklichkeit gerade die erschreckende Abwesenheit eines echten Ziels oder einer echten Vision! Man möchte gern etwas hinter sich bringen, nämlich die Fron einer als „stressig“ erlebten Arbeitswelt. Eine wirklich kraftspendende positive Vision als Alternative ist aber oft nicht vorhanden, und die Leere, in die ein Mensch gerät, wenn das Leben weder eine klare Arbeitsroutine, noch eine überzeugende Vision hat, kann sich auf die persönliche Entwicklung geradezu verheerend auswirken. Das hat schon mancher Lottokönig schmerzlich erfahren müssen, und auch die „möglichst frühzeitige Rente“ ist in diesem Sinn durchaus problematisch.
Wenn man erst mit 65 „in Rente geht“ kommt es oft noch schlimmer: In den Daten der Bundesversicherungsanstalt ist der sog. „Rentnertod“ als feste und verläßliche statistische Größe klar ersichtlich – sozusagen als „planbarer“ Bestandteil der Finanzierungs-Hochrechnungen! Viele Leute sterben innerhalb der ersten Jahre nach dem Rentenbeginn, da sie den unvermittelten Übergang von regelmäßiger und strukturierter Arbeitsbelastung zum Ruhestand – gerade in diesem schon etwas höherem Alter - nicht verkraften können. Von Ärzten dringend empfohlen wird hier: Aktiv bleiben – körperlich und geistig! Zwar sollte man nicht in Hektik geraten, also durchaus die wohlverdiente Gelassenheit des Alters genießen, aber keinesfalls den Organismus so unvermittelt von voller Arbeitsbelastung auf „Null-Belastung“ herunterfahren.
Der gute Vorsatz des „Aktiv-Bleibens“ kann aber nur dann überzeugend in die Tat umgesetzt werden, wenn die gewählten Aktivitäten von der Kraft der Begeisterung getragen werden, wenn sie mit Freude, mit Engagement verbunden sind, wenn also eine Zielvorstellung, eine starke positive Vision, vorhanden ist. Und wenn die Gesellschaft auf diese Aktivität positiv reagiert. Ein bloßes persönliches Hobby, das man nur für sich selbst betreibt, wäre hier eher zu schwach. Erforderlich ist eine Aktivität, die gesellschaftliches Engagement beinhaltet, die also berücksichtigt, dass man im Leben nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere da ist. Wichtig ist das aktive Teilhaben am lebendigen Austausch innerhalb des sozialen Netzwerks, und zwar so, dass der gegenseitige Nutzen für alle erkennbar wird. Die Rolle des Großvaters in der Familie, oder das gemeinsame Engagement einer fröhlich in der Fußgängerzone Blues- und Dixieland-spielenden „Rentnerband“ kommen diesem Ideal schon etwas näher. Der „lebendige Austausch innerhalb des sozialen Netzwerks“ könnte aber noch wesentlich weiter gehen:
In fast allen Kulturen werden die Alten assoziiert mit Wissen, mit Lebenserfahrung, mit Weisheit. Die „Dorfältesten“ werden dementsprechend verehrt; sie haben eine wichtige Ratgeber- und Vorbildfunktion – sie wirken als wichtige Integrationskraft für die Gesellschaft. In klassischen Mythen steht immer wieder der „Weise Alte“ als archetypische Symbolfigur für die Rolle des erlösenden Ratgebers. Als Kompaß für „richtiges Handeln“ betrachtet auch Maharishi – neben Gesetzbüchern und religiösen Schriften – die Weisheit der Alten als maßgebend, zumindest solange wir Jüngeren noch nicht die spontane Verhaltenssicherheit der Erleuchtung realisiert haben.
Gilt aber nun das, was in fast allen Kulturen gilt, auch in unserer Zivilisation? Sind wir wirklich bereit und in der Lage, die besondere Leistungsmöglichkeit der Alten zu erkennen und wertzuschätzen? Sind die Alten in unserer Zivilisation durchschnittlich wirklich so integrierte Persönlichkeiten, dass sie in der Gesellschaft noch eine Vorbildwirkung entfalten können? Sind die jetzigen sozialen Netzwerke innerhalb unserer Gesellschaft wirklich in der Lage, den lebendigen Austausch mit den älteren Menschen zu ermöglichen?
Hier liegt offenbar vieles im Argen. Tendenziell besteht in einer marktwirtschaftlichen Leistungsgesellschaft immer die Gefahr, dass unbemerkt Menschengruppen ausgegrenzt werden, weil sie in die üblichen Abläufe und Tagesgeschäfte nicht so 100%ig hineinpassen oder weil sie einfach im Rahmen dieser Lebensform nicht als attraktiv gelten. Diese Ausgrenzung hat aber eine zerstörerische Kraft, die man nicht unterschätzen sollte.
Hierzu ein extremes Beispiel aus der Kulturanthropologie: Bei gewissen sehr abgeschieden in tropischen Regionen lebenden Naturvölkern gab es früher gelegentlich – bei sehr schweren Verstößen gegen soziale Normen – eine bestimmte Praxis der Hinrichtung durch „systematische Ignorierung“ der betreffenden schuldig gewordenen Person. Der Medizinmann erklärte die Person für „tot“ und alle Stammesmitglieder brachen von dem Zeitpunkt an jeglichen zwischenmenschlichen Kontakt zu der Person ab. Sie behandelten die Person so, als wäre sie tatsächlich schon tot. Diese Methode wirkte absolut zuverlässig: Die Person wurde bald krank, verfiel körperlich sehr schnell, hatte kein Verlangen mehr nach Nahrungsaufnahme und starb gewöhnlich binnen weniger Wochen.
Dabei gab es aus äußerlicher, rein biologischer Sicht keinen Grund für den Tod: Die Person hätte auf die Felder gehen und sich mit Nahrung versorgen können. Niemand hätte sie gehindert. - Es war die völlige soziale Ausgrenzung, die letztlich den Tod verursachte. Hier wird einmal mehr deutlich, dass Bewusstsein der entscheidende Beweger ist. Es war nichts Körperliches da, das den Tod verursachte. Es geht hier ausschließlich um Bewusstseinsprozesse, die in diesem Zusammenhang über Leben und Tod entscheiden. Diese wirken auch im unsichtbaren Netzwerk des Kollektivbewusstseins, das allen sichtbaren sozialen Geschehnissen zugrundeliegt.
Prinzipiell würde dieses Prinzip des „Todes durch Ausgrenzung“ bei jedem Menschen funktionieren – auch hierzulande, aber in einer pluralistischen zivilisierten Gesellschaft wirkt dieses Prinzip niemals so extrem und auffällig, weil es eine 100%ige soziale Ausgrenzung hier wegen der Vielfalt möglicher Alternativ-Bezugsgruppen und -Bezugspersonen nicht geben kann. Aber ein gewisses Maß an Ausgrenzung gibt es auch bei uns. Das Problem der Vereinsamung älterer Menschen ist uns nicht unbekannt.
Versuchen wir einmal – nach diesen Exkursen - den Bogen zurückzuspannen zum Ausgangspunkt: Zur Frage nach der Ursache für ein besonders auffallend hohes Maß an Vitalität und Lebensfreude im hohen Alter bei bestimmten Völkern.
Wenn wir zunächst das negative Extrem betrachtet haben – die 100%ige Ausgrenzung eines Menschen aus dem lebendigen Austausch innerhalb des sozialen Netzwerks als Ursache für Verfall und Tod – wenden wir uns nun dem positiven Extrem zu: Sollte nicht die 100%ige Integration der Alten in die lebendigen gesellschaftlichen Bezüge wie ein Kraftquell, wie ein Lebenselixier wirken? Ist nicht auch in diesem positiven Sinne das unsichtbare Netzwerk des Kollektivbewußtseins eine entscheidende bewegende Kraft?
Tatsächlich ist dies bei einigen Kaukasus-Völkern als der wichtigste Ursachefaktor für die Langlebigkeit und gute Alters-Vitalität wissenschaftlich erkannt worden.
Die Alten bleiben hier bis ins hohe Alter aktiv, strahlen Engagement und Begeisterung aus und tragen Verantwortung für die Gemeinschaft. Sie verkörpern Weisheit und Lebenserfahrung, teilen ihr Wissen gern mit den Jüngeren und werden dementsprechend verehrt. Ihr Rat wird geschätzt, sie haben Charisma. Bei der Jugend gelten sie als Vorbild, weil ihr Leben von einer positiven Vision getragen wird. Die Jugend hat das Gefühl, „so gut möchte ich später auch einmal sein, eine so attraktive Rolle möchte ich auch einmal spielen“. Die evolutionäre Kraft der Natur scheint diese Alten positiv zu unterstützen, da sie innerhalb ihrer Gemeinschaft gebraucht werden.
Kurzum: Das „Lebenselixier“ besteht bei diesen Völkern nicht in irgendeiner geheimnisvollen Nahrungsergänzung, sondern einfach in der Lebendigkeit der sozialen Bezüge, die auch die Alten miteinbezieht und ihre besonderen Leistungsmöglichkeiten ausdrücklich würdigt.
Es wäre schön, wenn diese Gewißheit des Gebraucht-Werdens im Alter auch bei uns etabliert wäre. Aber die Art, wie in unserer jetzigen marktwirtschaftlichen Welt mit dem wachsenden Anteil an älteren Menschen umgegangen wird, wird dem wirklichen geistigen Potenzial des Menschen – auch des älteren Menschen - nicht gerecht. Die gegenwärtige Situation ist unbefriedigend und letztlich auf Dauer nicht tragfähig, weil krankmachend. Hier wirkt eine sich selbst erfüllende Prophezeihung als hartnäckige Denkgewohnheit, die sich immer wieder selbst reproduziert: Der Aberglaube, es sei naturgesetzlich und schicksalhaft, dass alte Menschen „nun einmal“ normalerweise von schlechter Gesundheit und geistiger Unbeweglichkeit gekennzeichnet seien. SHANKARA hat diesen psycho-sozialen Automatismus gut erkannt und kommentierte treffend, wir würden nur deshalb altern, weil wir andere Menschen altern sehen. Die Erwartungshaltung programmiert das kollektive Bewußtsein und damit die gesellschaftlichen Zustände und Gewohnheiten.
Wir befinden uns allerdings gegenwärtig in einem Transformationsprozess, einem Phasenübergang, der auch diese Facette unserer gesellschaftlichen Realität – unsere Einstellung zum Alter - umwandeln wird. Die Dinge beginnen langsam in Bewegung zu geraten.
Welche Rolle spielt die von Maharishi Mahesh Yogi wieder zugänglich gemachte Vedische Wissenschaft in diesem Prozess?
Nun, zunächst liefert ja das Wirkungsspektrum des Transzendentalen Meditation eine Fülle von Faktoren, die beim Älterwerden genau in die richtige Richtung führen. In mancher Hinsicht können wir geradezu von einer Umkehrung des Alterungsprozesses sprechen. Stellen wir die Unterschiede zwischen dem „durchschnittlich-bürgerlichen“ Älterwerden und dem Älterwerden bei Meditierenden doch einmal einander gegenüber:
Rein statistisch (aber eben nicht
naturgesetzlich notwendig) gilt, dass „typisches“ und
„durchschnittliches“ Älterwerden mit einem Nachlassen geistiger
Fähigkeiten, wie Kreativität, Flexibilität gegenüber Neuem,
Gedächtnis und Lernbereitschaft einhergeht. Es verstärken sich
Eigenschaften, wie Vergesslichkeit, Rigidität und eine Art von
„Konservativismus aufgrund nachlassender geistiger Beweglichkeit“.
Die „Verengung des Blickfelds“ spiegelt sich auch ganz
buchstäblich in den Sinnesleistungen wider – Sehschärfe und
Hörvermögen lassen – statistisch gesehen - nach. Älterwerden
bedeutet landläufig auch zunehmend schlechtere Gesundheit und
spezielle Risiken im Zusammenhang mit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bei Meditierenden fiel in
entsprechenden Forschungsarbeiten ein zunehmendes Auseinanderklaffen
zwischen chronologischem und biologischen Alter auf: Meditierende
sind im Schnitt biologisch jünger, als man es vom Lebensalter her
erwarten müßte. Dies ergab sich aus Standard-Tests, die sich auf
Sinnesleistungen, Blutdruck und geistige Flexibilität bezogen. Viele
geistige Leistungsmöglichkeiten nehmen bei Meditierenden mit dem
Alter sogar zu, gleichzeitig nehmen Gesundheitsrisiken allgemein ab -
das Immunsystem wird besser. Die Transzendentale Meditation erzeugt
diejenige Flexibilität des Nervensystems, die zwei gegensätzliche
Qualitäten koexistieren läßt: innere Stille und äußere Dynamik.
Im Alter gelingt es dann besser, aktiv zu bleiben, ohne die
Gelassenheit zu verlieren (wofür Maharishi selbst ja das beste
Beispiel ist).
Mit allen diesen Verbesserungen steigen bei
Meditierenden die Chancen für soziale Integration im Alter ganz
beträchtlich. Verbesserte Vitalität und Gesundheit schaffen gute
Voraussetzungen für ein aktives Alter, das sich auch als
Begeisterungsfähigkeit äußert. Da Meditierende von ihrem sozialen
Verhalten her meist als „angehnehme Zeitgenossen mit positiver
Ausstrahlung“ empfunden werden, erleiden sie keine Einbußen an
sozialer Attraktivität. Sie können ihre altersspezifischen
besonderen Leistungsmöglichkeiten gut im gesellschaftlichen
Miteinander fruchtbar werden lassen.
Die spürbare
Anerkennung, die solche Menschen in ihrem sozialen Umfeld erfahren,
wirkt zusätzlich als Verstärker, der sich als weiterer Faktor auch
wiederum in der körperlichen und psychischen Gesundheit positiv
auswirkt.
Weiterhin besitzen ältere Menschen, die nicht mehr
zur Berufstätigkeit gezwungen sind, viele Möglichkeiten zur freien
Zeiteinteilung. Sie können öfter als andere an Rundenkursen
teilnehmen. Damit tragen sie zu einer Verstärkung der Feldeffekte
des Bewußtseins bei (z.B. 1%-Effekt), besonders dann, wenn sie sich
an Großgruppen beteiligen, die gemeinsam das Programm der
Transzendentalen Meditation praktizieren. Damit beschleunigen sie
den erwähnten gesellschaftlichen Transformationsprozeß und tun
gleichzeitig das Optimale für ihre persönliche Entwicklung.
2.7 „Frieden sichern ohne Waffen“ – Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen von Erwachsenenbildung
In unschöner Regelmäßigkeit ist die Weltöffentlichkeit immer wieder mit Berichten über Kriege konfrontiert, Kriege, die angeblich fast immer dazu dienen sollen, in irgendeiner Form den Frieden herzustellen oder zu sichern. Beim Gesamtumfang kriegerischen Geschehens gibt es allerdings noch eine enorm hohe Dunkelziffer: Zur Zeit sind weltweit etwa 30 Kriege im Gange. Über die meisten von ihnen erfährt man in den Medien kaum etwas. Während es in Europa über jeden Krieg ganze Bibliotheks-Regale und Archive mit Büchern und Dokumenten und eigene Säle in den Museen gibt, werden ähnlich lange mörderische Kriege, die z.B. in Afrika stattfanden und stattfinden, oft regelrecht totgeschwiegen. Aus Berichterstattungen über diese Ereignisse lässt sich in USA oder Europa eben kein „politisches Kapital“ schlagen, und die Afrikaner selbst machen sich angesichts der oft verworrenen Versorgungs-, Sicherheits- und Verkehrslage meist nicht die Mühe irgendeiner Geschichtschreibung oder Dokumentation, trotz der enorm hohen Opferzahlen.Beiträge von Medien gibt es in
großer Zahl allerdings dort, wo Interessen der Großmächte im Spiel
sind. Hier dienen die Medien-Aktivitäten aber oft gar nicht der
Information, sondern der Desinformation und der Verschleierung wahrer
Hintergründe und verborgener Motive. Sie sind gewissermaßen Teil
der Kriegführung und ein Stück Propaganda, sie sollen der
Öffentlichkeit „Plausibilität“ liefern, den Kriegführenden
Rückendeckung schaffen gegen kritische Stimmen in der eigenen
Bevölkerung. Besonders das unklar definierte Zauberwort
„Terrorismus“ dient geradezu als Chiffre, um an Ängste in der
Bevölkerung zu apellieren und auf diese Weise die stille öffentliche
Zustimmung für eine schleichende Einführung totalitärer Strukturen
mit Überwachungsstaat-Maßnahmen zu bekommen. Was in den
Supermächten geschieht, kann uns wegen der weltweiten
Abhängigkeitsverhältnisse nicht gleichgültig sein.
Vor
diesem Hintergrund braucht man sich nicht lange die Frage zu stellen,
warum die Methoden, den Frieden ohne Waffen zu sichern, z.Z. weder
offiziell propagiert, noch angewendet werden. Obwohl die Regierungen
mehrfach darauf hingewiesen wurden, dass es auf der Basis großer
Kohärenzgruppen, die das Yogische Fliegen des Pgramms der
Transzendentalen Meditation in zuverlässiger Weise möglich ist,
kriegerische Konflikte zu de-eskalieren, wurde von den
Verantwortlichen in dieser Richtung bisher nichts unternommen. Eher
gab es Tendenzen, der Öffentlichkeit dieses Wissen vorzuenthalten
oder das ganze Konzept zu diskreditieren.
Da die politisch
Verantwortlichen in einem Ausmaß, das sich der Laie kaum vorstellen
kann, mit wirtschaftlichen Lobbies heimlich verheiratet sind, ist es
gegenwärtig schwierig, Interessengruppen zu mobilisieren, denen ein
Konzept der „Friedenssicherung ohne Waffen“ ernstlich am Herzen
liegt. Es wäre naiv, die längst fällige Innovation in diesem
Bereich von der Politik zu erwarten. Denn der Krieg ist aus
verschiedenen Blickwinkeln betrachtet ein Wirtschaftsfaktor: Der
ganze riesige Komplex der Waffenproduktion und des Waffenhandels
einschließlich der in diesem Bereich grassierenden
Schattenwirtschaft mit ihren undurchsichtigen Verzeigungen hat
natürlich ohnehin kein Interesse an einem vedischen
Friedenssicherungskonzept. Aber der Krieg ist ja auch noch in
vielfältiger anderer Hinsicht ein Wirtschaftsfaktor: Krieg liefert
Forschungsfelder für die Entwicklung und Erprobung neuer Waffen,
durch Kriegsfolgen finanziell verschuldete Länder werden von ihren
Gläubigern wirtschaftlich abhängig, der Wiederaufbau nach
vorangegangener Zerstörung liefert hochinteressante Aufträge für
Baulöwen, wenn die Aufträge vorher mithilfe der Politik
entsprechend „ausgepokert“ worden sind, etc., etc. So kommt es,
dass die Medien konsequent die Botschaft der „Herstellung und
Sicherung des Friedens mit Waffengewalt“ vertreten, oder dass doch
zumindest die vorhandenen Waffenarsenale als notwendiges Druckmittel
für den Erfolg politischer Verhandlungen dargestellt werden. Beim immer einen positiven Resonanzboden in
weiten Teilen der Gesellschaft, wie die Fernsehprogramme gegenwärtigen Stress-Niveau im kollektiven Bewusstsein findet das Thema „Gewalt“ im Übrigen und
Computerspiele zeigen..
Ein „interessanter
Wirtschaftsfaktor“ sind kriegerische Konflikte allerdings nur für
einige wenige, die als Träger wirtschaftlicher oder politischer
Macht davon profitieren. Und diese gewinnen nur deshalb daran, weil
sie nicht die Folgekosten tragen müssen, die ein Krieg immer
verursacht. Solche Kosten werden vielmehr auf die betroffenen
Bevölkerungen abgewälzt, die zerstörte Häuser und Existenzen zu
beklagen haben. Im Übrigen haben ja auch die enormen „humanitären
Kosten“, die Leiden des Krieges, Konsequenzen in Form
wirtschaftlicher Kosten: Diese reichen von Krankenhauskosten bis zur
psychotherapeutischen Betreuung kriegstraumatisierter Kinder. Zu den
„Kosten eines Krieges“ gehören dieser oft vergessene Bereich
jedenfalls ebenso dazu, wie die Kosten für Waffen, Munition und
Wiederaufbau zerstörter Infrastrukturen. Wollte man wirklich
sämtliche Kosten (fairerweise) dem Verursacher anrechnen, dann
würden Kriege mit Sicherheit als „wirtschaftlich undiskutabel“
gelten.
Es ist klar, dass kriegerische Handlungen vor diesem
Hintergrund nur dann vor der Gesellschaft zu legitimieren sind, wenn
sie in irgendeiner Form „dem Frieden dienen“, ein hehres Ziel,
das mit viel ideologischem Aufwand begründet wird. Die „Kosten“
werden dann in Kauf genommen.
2.8 Einrichtung von Gruppen, die Kohärenz im gesellschaftlichen Bewusstsein erzeugen
„Internationalen Frieden sichern mithilfe von Kohärenzgruppen“ – Öffentlichkeitsarbeit durch Vorträge und Info-Stände auf
Messen.
Immer wieder wird die Weltöffentlichkeit mit
Berichten konfrontiert, in denen militärische Gewalt als einziges
Mittel zur Herstellung oder Sicherung des Friedens ausgegeben
wird. Es gibt aber – trotz dieser im Ganzen tragischen
Situation – auch erfreuliche gegenläufige Entwicklungen: Wie Prof.
John Hagelin kürzlich in einer Presseerklärung veröffentlichte,
läuft z.Z. ein groß angelegtes Forschungsprojekt in Fairfield/IOWA
zwecks Dokumentation der Auswirkungen von 1200 Teilnehmern an einem
Gruppenprogramm der Transzendentalen Meditation (Yogisches Fliegern),
die im Goldenen Dom der MUM täglich ihr gemeinsames Programm
durchführen. Die erforschten Parameter beziehen sich auf die
zeitgenössische US-amerikanische Wirtschaft und auf die
gesellschaftliche Lebensqualität, wozu auch der „innere Frieden“
der Bevölkerung zählt. Die Prognosen, die John Hagelin aufgrund der
jetzt schon vorliegenden Ergebnisse veröffentlicht, sind sehr
ermutigend.Die Fairfield-Versammlung wird jährlich mit einem Zuschuss von US$ 12 Millionen von der „Howard and Alice Settle Foundation for an Invincible America“ unterstützt. Dies und z.B. die Tatsache, dass die David Lynch Foundation for Consciousness based Education and World Peace daran arbeitet, 7 Milliarden Dollar für Bildungs- und Friedensprojekte zu mobilisieren, sind Anzeichen dafür, dass bei den wirklich Wohlhabenden ein gewisses „Aufwachen“ beginnt. Denn ähnliche Gruppen "Yogioscher Flieger" sollen auch in weiteren Ländern eingerichtet, so Dr. Hagelin, um einen „Ring der Unbesiegbarkeit“ rund um die Welt zu bilden, der Weltwirtschaft Auftrieb zu geben und weltweit einen mächtigen Einfluss des Friedens zu schaffen.
Was würden den Vertretern einer wohlhabenden Klasse auch letztlich die vielen raffinierten Strategien zur Absicherung und Vermehrung ihres Kapitals nützen, wenn das Sattva-Niveau auf dieser Erde nicht stimmt? Es ist ausschließlich dieses Sattva-Niveau, das darüber entscheidet, ob instabile politische Situationen und Gefahrenherde, die militärisch zu eskalieren drohen, zunehmen oder sich entspannen. Und ab einem bestimmten Grad an Terrorismus oder anderen Formen politischer Instabilität entstehen ernste weltwirtschaftliche Risiken. Und es entsteht noch eine weitere Gefahr dadurch, dass man dann von noch grundlegenderen anderen, etwa ökologischen Problemen abgelenkt wird, die eigentlich vorrangig gelöst werden müssen. Solche Phänomene etwa, wie Bodenzerstörung durch Pestizide und Anreicherung von Umweltgiften in unserer Nahrung könnten allein schon – wenn sie massiert auftreten - zu gesellschaftlichen Problemen und wirtschaftlichen Einbrüchen führen. Es ist für wohlhabende Schichten – sofern sie weitsichtig genug sind - also durchaus ratsam, einen Teil ihres Reichtums in Stiftungen zu stecken, die auf der Basis Yogischer Flieger das weltweite Sattva-Niveu anheben.
Die Lösung der Probleme ist bekannt – der Rest ist eine Frage der Informationsverbreitung, eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit. Wir brauchen ein Stück Erwachsenenbildung für den Frieden.
Was kann unser Verein in diesem Zusammenhang tun? Nach entsprechenden guten Erfahrungen der Vergangenheit möchten wir auf Tagungen und Messen, die sich ganzheitlichen oder ökologischen Themen widmen, mit Vorträgen und Info-Ständen öffentlich auftreten. Ziel ist die Gewinnung von Sponsoren für Friedensversammlungen Yogischer Flieger – und als Voraussetzung dafür – Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung.
2.9 Bildungsprogramme für indigene Völker – Beispiel Indianer Nordamerikas
BIldungsprogramme zur Förderung der kulturelle Integrität der Ureinwohner Nordamerikas und die Frage: Was können alternative Freie Schulen in Europadaraus lernen?
Es lohnt sich, gelegentlich einen Blick nach Übersee zu werfen, wo viele Dinge sich positiv und expansiv entwickeln, die in Europa z.Z. noch etwas auf ihre Entwicklung zu warten scheinen.
Unser Verein hat von früheren Jahren her immer noch Kontakte in die USA und bekommt immer wieder mal Informationen. Es geht um die Ureinwohner des nordamerikanischen Kontinents – die Indianer. Sie waren ja bei der Besiedlung Amerikas durch die Weißen in jeder Beziehung die Verlierer. Die Frage ist: Wie leben diese Menschen – die wenigen, die davon jetzt noch existieren – heute? Wie hat sich die Überfremdung ihres Landes durch die Kultur der Weißen auf ihre Lebensform ausgewirkt?
Es gibt hier zwei Entwicklungen, die parallel laufen:
1. Zum Einen wirkt sich
grundsätzlich die Zerstörung der kulturellen Identität für ein
Volk geradezu verheerend aus. Die Folgen sehen wir heute in den
Reservaten, in denen die verschiedenen Indianerstämme leben. Die
Menschen dort sind – infolge ihrer Hoffnungslosigkeit - in
bedrückendem Ausmaß von zerstörerischen Einflüssen bedroht:
Alkohol- und Drogenkonsum, Glückspiel-Sucht, hohe Kriminalität,
hohe Ehescheidungs- und Selbstmordraten sowie hohe
Kindersterblichkeit gehören dort zum Alltag. Hier wird deutlich, was
mit dem Begriff „kultureller Völkermord“ gemeint ist – der
Verlust des Dharma.
Es gibt offenbar so etwas, wie ein
„kollektives Dharma“ ethnischer Gemeinschaften. Das Prinzip dabei
ist: Immer in dem Maße, in dem es einem Volk möglich ist, in diesem
Sinne „artgerecht“ zu leben, geht es diesem Volk gut; in dem
Maße, in dem versucht wird, diesem Volk eine artfremde Lebensform,
die einem anderen Volk eigen ist, von außen aufzuzwingen, beginnen
Zerfallsprozesse. Das betroffene Volk verliert mehr und mehr Kraft,
wenn es den Einklang mit dem Naturgesetz, mit seinem Naturgesetz
verliert.
2. Die zweite Entwicklungslinie ist eine von
Indianern selbst gegebene Antwort auf diese erste. Im Bewusstsein der
Tatsache, dass sie die ursprünglichen und rechtmäßigen Bewohner
des Kontinents sind, entdeckten weitschauende und kreative
Persönlichkeiten unter den Indianern, dass die Rückkehr zur vitalen
Kraft dieses Volkes nur sein kann: Die Rückkehr zu artgerechter
Lebensweise, zur kulturellen Identität der Indianer.
Es wird
in diesen Kreisen davon ausgegangen, dass diese Lebensart –
zusammen mit den indianischen Stämmen selbst sozusagen aus der
„lebendigen Erde“ des Kontinents heraus – organisch gewachsen
sei.
Sie verdiene es, vor dem Untergang gerettet zu werden,
zumal sie viele praktische Antworten für indianisches Überleben in
einem von Einwanderern überfremdeten Land biete. Letztlich gilt für
diese Menschen, dass sie den Versuch, eine Art
„Second-Hand-Amerikaner“ zu werden und den american way of life
zu kopieren als Irrweg erkennen, und dass sie ihre Stärke nur aus
einer indianisch-artgerechten Lebensform beziehen
können.
Konsequenterweise wurden alte und fast vergessene
indianische Kulturtechniken wie Landnutzungs-, Jagd- und
Fischfangmethoden, Schamanismus und Medizinmann-Wissen, der
Sonnentanz und die Schwitzhüttenzeremonie wiederbelebt. Und es
wurden Bildungsprogramme im Rahmen der sog. „Survival Schools“
und anderer von Indianergruppen initiierter Schulprojekte ins Leben
gerufen.
Die Erfolge stellten sich bald ein und waren
frappierend: Ein verbesserter Zusammenhalt der Indianer; Rückgang
von Alkoholismus und Drogenkonsum, Kriminalität und Selbstmordrate;
weiterhin ein erfolgreiches Einklagen alter Rechte der Indianer, wie
Landrechte, Jagd- und Fischereirechte, bei verschiedenen Gerichten.
In zunehmenden Maß gab es bald auch Weiße, die sich aus sozialem
Engagement heraus für die Belange indianischer Gruppen hilfsbereit
und kompetent einsetzten.
Allerdings erfassten diese positiven
Ansätze bisher immer nur einen Teil der indianischen Bevölkerung.
Hier gibt es weiterhin noch viel Aufklärungs- und Bildungsarbeit zu
leisten.
An genau dieser Stelle setzen die seit einiger Zeit
laufenden Indianer-Projekte auf der Basis der Transzendentalen
Meditation an.Welche Rolle kann nun die Transzendentale Meditation
in den beschriebenen indianischen Entwicklungsprozessen spielen?
Die
Transzendentale Meditation wirkt ja in zwei Richtungen: Einerseits
stimuliert sie positive Entwicklungen im Individuum, andererseits
erzeugt sie Feldeffekte, die ins Kollektiv hinein wirken. In beiden
Bereichen entsteht hierdurch eine Stärkung der kulturellen
Integrität.
Es wird einfach die Natürlichkeit gestärkt, und
die Natur wirkt nicht im Sinne einer Nivellierung, einer Verflachung
oder Gleichmacherei der Unterschiede. Im Gegenteil: Die Natur liebt
die Vielfalt, akzentuiert Unterschiede – auch ethnisch-kulturelle
Unterschiede. Zugleich bewirkt sie aber auch, dass das
Unterschiedliche und Gegensätzliche sich untereinander kooperativ
vernetzt und so insgesamt ein stimmiges Mosaik bildet. Im Bezug auf
die Völker dieser Erde heisst dies: Dort, wo die Verhältnisse
gesund sind, können Völker, die sehr unterschiedlich sind, dennoch
friedlich zusammenleben; die Unterschiede wirken dann als
Bereicherung, nicht als Konfliktursache.
Eigenständige
kulturelle Integrität einerseits und Frieden zwischen den Völkern
andererseits sind eigentlich zwei Dinge, die untrennbar
zusammengehören wie zwei Seiten einer Medaille. Die Stärkung der
kulturellen Integrität durch Transzendentale Meditation erzeugt im
Individuum eine bessere Fähigkeit, sich innerhalb der eigenen
kulturell-ethnischen Gruppe konstruktiv einzubringen; im Kollektiv
wirken die Feldeffekte der Meditation im Sinne einer
Synergie-Entstehung, die dieses Kollektiv als Ganzes stärkt und
zugleich auf der Basis dieser inneren Stärke eine kooperative
Haltung nach außen schafft.
Für die indianischen Belange ist
die Transzendentale Meditation also eine sehr wirksame Hilfe, die
genau in derselben Richtung wirkt, in der weitschauende und
engagierte Indianer ohnehin denken. An zahlreichen Beispielen fällt
auf,
dass sich der Grundgedanke vom Leben im Einklang mit dem
Naturgesetz sich im Denken der Indianer in ähnlicher Weise
wiederfindet und sich auch in der Pädagogik der Indianerschulen
auswirkt.
Dies alles soll aber nicht über die tatsächlichen
Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung der
Meditations-basierten Bildungsarbeit hinwegtäuschen. In den
Reservaten erfordert diese Arbeit angesichts der oft trostlosen
Verhältnisse, angesichts der Drogen- und Alkoholprobleme in diesen
„sozialen Brennpunkten“ eine enorme Geduld und
Toleranz.
Inwieweit andererseits eine produktive
Zusammenarbeit mit den engagierten geistigen Führern der
Indianerbewegung zustande kommt, hängt im Einzelfall davon ab, ob
diese Leute einen wesentlichen Punkt verstehen: Die Transzendentale
Meditation ist nicht „ einfach ein Stück klassisches Indien“
(und wäre dann ja wieder etwas Artfremdes)! Es hat wenig Sinn
Transzendentale Meditation geographisch oder historisch eingrenzen
zu wollen, denn ihr Ursprung ist eine zeitlose
Bewusstseins-Erfahrung. Gerade weil die Transzendentale Meditation
so universal ist, ist sie für die ganze Erde gut und kann von jeder
ethnischen Gruppe mit Gewinn angewendet werden.
Trotz der
schwierigen Herausforderung: Die Arbeit mit den Indianern hat
begonnen und schreitet voran!
Ein ganz anderer
hochinteressanter Punkt ist die Frage, inwieweit europäische
Alternativschul-Projekte von der besonderen Pädagogik der
Indianerschulen etwas lernen können. Man kann die Unterschiede
zwischen unserem staatlichen Bildungswesen und indianischen
Schulprojekten, wie etwa „Crow Dog`s Paradise“ oder „Wandering
Spirit Survival School“ an einigen pädagogisch bedeutsamen
Begriffen verdeutlichen, z.B.: Verzicht auf Konkurrenzdenken,
Respekt, Ehrfurcht vor dem Leben, Intelligenz der Natur.
Das
in unseren staatlichen Schulen so typische Konkurrenzdenken der
Schüler spielt in den Indianerschulen keine Rolle. Stattdessen wird
dort sehr großes Gewicht auf das gemeinsame Lösen von Aufgaben
gelegt. Grundlegend ist dabei der Gedanke des zwischenmenschlichen
Respekts. Während dieses Wort bei uns immer so einem Beigeschmack
von „Angst vor Autoritäten“ hat, meint der Indianer damit das
Respektieren = Akzeptieren des Anderen – etwa auch des
Andersdenkenden, oder in anderen Bereichen Lebenserfahrenen. Es ist
die Rücksichtnahme gemeint, etwa auch gegenüber dem Schlafenden
oder dem Versager; hierzu gehört auch das Prinzip: Kinder beim Spiel
nicht stören, dem Dichter nicht über die Schulter schauen, dem Koch
nicht drein reden. Es wird einfach das Wesen eines anderen Menschen
geachtet als ein sich manifestierendes Stück Natur, die sich eben in
diesem Menschen auf ganz individuelle und einmalige Art äußert. Die
Ehrfurcht vor dem Leben als etwas Heiligem hängt mit diesem Denken
eng zusammen. Heilig ist das Lebendige, heilig die Erde, heilig sind
gewisse Orte der Kraft, bestimmte Berge oder Flüsse. Bei uns ist
offiziell der Sonntag heilig (Ausgleich für eine nicht-heilige
Woche?). Man kommt schnell zu der Frage: Was ist uns, außer Geld,
überhaupt noch heilig?
Der Indianer sieht die Natur als
„beseelt“, „durchgeistigt“, „intelligent und weise“. Dies
erscheint ihm selbstverständlich, da die Natur ja in allen ihren
Systemen in der Lage ist, sich selbst auf geniale Weise zu
organisieren. Das Kooperieren mit dieser Natur gilt als respektvoll,
gilt als Tugend. Die schlimmste Untugend ist: Die Erde und damit die
Zukunft der Ungeborenen zu zerstören. Die typische
Unterrichtsorganisation in Indianerschulen ist die Kreisform. Fragen
aus dem Kreis werden aus dem Kreis beantwortet. Fragen der Disziplin
werden gemeinsam geregelt. Die Schüler lernen früh, sich
gegenseitig zu helfen. Oft reiht sich die Lehrkraft in den Kreis ein,
und ein Schüler übernimmt die Rolle des Lehrenden. Dadurch
begreifen die Schüler früh die Rolle und Funktion des Lehrers –
sie lernen Respekt, aber Respekt läuft hier in beide Richtungen –
auch vom Lehrer in Richtung Schüler. Alle versuchen, an der Einheit
mitzuarbeiten. Aus dem spielerischen Rollentausch wird bald Ernst:
Zehnjährige bringen Anfängern das Lesen bei,
Schulabgänger
halten Kurse für Erwachsene, die nie eine Schule besucht haben. In
manchen Punkten fühlt man sich hier an die damalige Reformpädagogik
in Deutschland erinnert, deren kreatives Potenzial heute noch
gewürdigt wird.
2.10 Der „globale Süden“
Bildungsprogramme in einigen sog. Schwellenländern führen gegenwärtig zu einer raschen Verbreitung der Transzendentalen Meditation. Typische Schwellenländer sind etwa Brasilien, Mexiko, Indien und China. Hier haben wir es mit aufstrebenden jungen Volkswirtschaften zu tun. Bevölkerungswachstum und Wirtschaftswachstum gehen in diesen Regionen Hand in Hand und unterstützen sich gegenseitig. Folge davon ist, dass die Wirtschaft gegenwärtig überdurchschnittliche Wachstumsraten zeigt, die die Wachstumsraten der OECD-Länder teilweise deutlich überschreiten. Analysten gehen deshalb davon aus, dass diese Volkswirtschaften den Sprung vom typischen „Entwicklungsland-Status“ zur Industrienation schaffen werden (daher „Schwellenland“).In den Ländern selbst beginnt vielfach ein Bewusstsein dafür zu wachsen, dass man nicht dieselben Fehler machen will, die in den klassischen Industrienationen gemacht wurden. Ein beginnendes Ökologie-Bewusstsein, der Gedanke der Nachhaltigkeit und die Idee eines Wirtschaftens „im Einklang mit dem Naturgesetz“ – all das ist hier durchaus mitgedacht.
Die Länder gehen vielfach eigenständige Wege, was ihnen eine interessante Resistenz gegenüber den Problemen der weltweiten wirtschaftlichen Krise verschafft hat. Einige Fachleute meinen sogar, dass die weltweiten krisenbedingten Marktturbulenzen die wirtschaftliche Gewichtsverschiebung hin zu den Schwellenländern noch deutlich beschleunigen werden.
Aus diesem sprichwörtlichen „Durchstarten“ der Schwellenländer ergibt sich eine rasche Verbreitung der Transzendentalen Meditation in diesen Ländern fast von selbst. Diese Chance wurde rechtzeitig erkannt und konsequent genutzt. Es ist ja klar, dass ein dauerhafter Erfolg des besagten „Durchstartens“ nur möglich ist, wenn dabei ein Handeln „im Einklang mit dem Naturgesetz“
sichergestellt ist. Was diese Länder in der Praxis brauchen, sind immer wieder dieselben
Schlüsselqualifikationen:
a) Eine effiziente Mobilisierung latenter Begabungsreserven – die Menschen haben ein immenses brachliegendes Potenzial;
b) Stabile Gesundheit und Vitalität der Bevölkerung, damit die Herausforderungen des Wachstums kräftemäßig bewältigt werden können und nicht zum unerträglichen Stress werden;
c) Kohärenz, Harmonie und Frieden im sozialen Miteinander, damit der positive Schwung der gegenwärtigen Aufbruchstimmung dauerhaft weiterwirkt und nicht von sozialen Spannungen aufgezehrt wird.
Die Transzendentale
Meditation hat wieder und wieder zeigen können, dass sie in der
Lage ist, genau diese Schlüsselqualifikationen bestens zu
entwickeln. Sie tut dies einerseits individuell, andererseits wirkt
sie aber auch via „Feldeffekte des Bewusstseins“ auf die Kohärenz
des Kollektivs, also auf die ganze Bevölkerung. Die Wirtschaftskraft
der Schwellenländer kann davon nur profitieren.
Wir
betrachten jetzt kurz und beispielhaft eines dieser Länder, und zwar
Brasilien (man könnte ebenso auch über Indien berichten, wo jetzt
schon 160 Schulen Meditation integrieren oder über China, wo über
Regierungskontakte ähnlich zukunftsweisende Bildungsprojekte
startete).
Raja Jose Luis Alvarez, Administrator für
Lateinamerika, berichtete, dass die brasilianische Regierung ein
Programm initiiert hat, die Transzendentale Meditation auf einer
extrem breiten Basis in Schulen einzuführen. Die Gesamtzahl der
Schulen, die in diese Kampagne einbezogen sind, umfasst eine
Schülerzahl von stattlichen 1,5 Millionen.
Ein Projekt von
dieser Größenordnung schlägt natürlich Wellen und erregt die
Aufmerksamkeit auch in anderen lateinamerikanischen Ländern. So
wurden jetzt gerade kürzlich im Schwellenland Mexiko 300 Schüler
in das Meditationsprogramm eingeführt.
Vor dem Hintergrund
des Feldefffektes des Bewusstseins ist diese eindruckssvolle Welle
nur eine Art „Anlassermotor“ für noch Größeres.
Damit eine
„Kettenreaktion“ zustande kommt muss erst einmal die „Kritische
Masse“ erreicht sein.
2.11 Körperliches Training und Ayurveda
Wer kennt sie nicht, die typischen Fälle: Da trainiert jemand konsequent und ehrgeizig – läuft jeden Tag 7 km – und dann, im Alter von 30 Jahren, zeigen sich erste Negativ-Symptome:Schlaflosigkeit, Erschöpfungszustände, Anzeichen von Überanstrengung im Atmungs- und Herz-Kreislauf-System.
Aus der Sicht der Ayurvedischen Medizin ist klar: Hier wurde das Trainieren übertrieben. Das geschieht leicht, wenn bei einer Person die Vata-Konstitution dominiert. Dann muss ein anderes, schonenderes und zugleich effizienteres Trainingsprogramm zusammmengestellt werden, das dieser Konstitution besser gerecht wird. Hier gilt Ähnliches, wie auch für Ernährung, Tages- und Arbeits-Rhythmen: Der Bereich Training/körperliche Bewegung muss im Ayurveda ebenfalls immer an den jeweiligen Konstitutionstyp angepasst sein.
Trainingsprogramme, die der körperlichen Fitness und Gesundheit dienen, waren im Ayurveda schon seit Jahrtausenden als sehr wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen Tagesroutine anerkannt – lange bevor das Thema in der europäischen Moderne aktuell wurde.
Die Vorteile eines ausgewogenen Bewegungsprogramms: Der Körper reduziert Ama (schädliche Stoffwechselschlacken), er verliert damit an Schwere und Steifheit, da auch das Ama in den Gelenken aufgelöst wird. Die Drei Doshas (grundlegend für verschiedene Stoffwechsel- und Konstitutionsprinzipien) kommen in gute Balance, das Immunsystem wird gestärkt, man gewinnt an psychischer Stabilität, entwickelt bessere Ausdauer mehr Durchhaltekraft und eine bessere Arbeitsfähigkeit. Ein Bewegungsprogramm wirkt, wenn es richtig durchgeführt wird, wohltuend auf das Herz-Kreislauf-System. Die Verdauung funktioniert besser, da die Peristaltik des Darms angeregt wird. Nahrung wird besser verstoffwechselt. Ein Bewegungsprogramm wirkt der Trägheit und Müdigkeit entgegen, hält schlank und verhindert vorzeitiges Altern. Da es Übergewicht verhindert, verlängert es auch die Lebenserwartung.
Wichtig ist dabei allerdings: Man muss seine persönlichen Grenzen respektieren. Ein Zuviel an Training verursacht Überanstrengungen im Herz-Kreislauf-System sowie Störungen in den Bereichen Vata-Dosha und Pitta-Dosha. Als Folge davon kommt es zu körperlichen und psychischen Unausgewogenheiten, es können sich bei starker Überanstrengung auch sog „freie Radikale“ bilden, die den Körper bis in die Zell-Ebene hinein schädigen. Freie Radikale stehen in engem Zusammenhang mit Zivilisationskrankheiten und vorzeitigen Alterungsprozessen.
Nach dem Maharishi Ayurveda sollte man im normalen körperlichen Training nur bis zu 50% seiner maximalen Höchstleistungskapazität zum Einsatz bringen, um die Effizienz zu optimieren und negative Wirkungen zu vermeiden.
Wie finden wir heraus, ob unser Training vom Umfang her angemessen ist? Man muss sozusagen „nach innen horchen“, was für Signale uns der Körper sendet. Wenn wir uns energetisiert und frisch fühlen, machen wir es richtig. Bei einem Gefühl von beginnender Überanstrengung oder Erschöpfung ist die Dosis zu hoch. Sobald wir Schwierigkeiten haben, noch durch die Nase zu atmen, sobald wir beginnen, keuchend durch den Mund zu atmen, haben wir ein klares Zeichen, dass das Herz überanstrengt wird und die Koordination zwischen Herzschlag und Lungentätigkeit gestört ist. Dann sollten wir sofort den Grad der Anstrengung herunterfahren.
Wenn wir umgekehrt das Gefühl haben, wir könnten ein Mehr an Anstrengung durchaus gut vertragen, sollten wir Intensität, Tempo oder Dauer unserer Übung allmählich schrittweise steigern. Gute Trainingsübungen sind schnelles Gehen, Joggen, Schwimmen, Ski-Langlauf und bewegungsintensive Wassersportarten, wie Rudern oder Kanupaddeln.
Wichtig ist aus dem Blickwinkel einer verbesserten Dosha-Balance auch eine Beachtung der Tages- und Jahreszeit sowie der körperlichen Rahmenbedingungen. So sollte man beispielsweise nicht direkt nach einer größeren Mahlzeit trainieren, weil das Pitta-Dosha dann mit Verdauungsprozessen beschäftigt ist.
Eine gute Trainingszeit haben wir morgens: Dann ist Kapha-Zeit und Kapha-Dosha gibt gute körperliche Stabilität. Die feucht-kühle Jahreszeit (Winter/Frühjahr) ist ebenfalls Kapha-betont – in dieser Jahreszeit vertragen wir körperliches Training besonders gut.
Wohltuend sind natürlich auch Wochenend- und Ferienprogramme, die den Charakter von Aktiv-Urlaub haben – eine Art Erlebnistherapie gegen die Verfallserscheinungen unserer Zivilisation.
Hier entfaltet sich nicht nur die gesundheitliche Wirkung, es entwickeln sich darüber hinaus auch Fähigkeiten, die wir als sog. „Schlüsselqualifikationen“ im normalen Alltag gut gebrauchen können: Teamfähigkeit, Flexibilität, Kreativität, Improvisatonsgabe, etc.
Die Bewegungsprogramme im Rahmen von Natur-Sportarten sollen hierbei die Teilnehmer inspirieren, ein gesundes Trainingsprogramm in kleinerem Umfang auch später zu Hause weiterzuführen. Denn hier, wie fast überall, gilt die Devise: Regelmäßigkeit bringt den Erfolg.
2.12 Die Gentechnik-Auseinandersetzung
Unser Verein war schon vor Jahren in Sachen „Gen-Food“ mit mehreren Rundfunkbeiträgen aktiv. Aktionen dieser Art stehen auch für die Zukunft wieder auf unserem Programm. Die Mitglieder unseres Vereins haben für die Ablehnung von Gen-Food sowohl gesundheitliche, als auch spirituelle Gründe angeführt.Aus der Sicht der ganzheitlichen Medizin des Ayurveda hat Nahrung nicht nur die biochemische Eigenschaft, „Brennstoff“ (täglicher Energie-Bedarf) und Aufbaustoff zu sein. Sie liefert zugleich auch informationelle Impulse und kann auf diese Weise (Dosha-) Gleichgewichts-Zustände in unserem Organismus beeinflussen. Die Auswahl unserer Nahrung entscheidet wesentlich darüber, ob wir im Einklang mit der Natur leben, oder gegen die Gesetzmäßigkeiten der Natur verstoßen – was letztlich immer krankmachend ist.
Daher wird im Ayurveda denaturierte Nahrung insgesamt als ungesund betrachtet, insbesondere aber dann, wenn die Denaturierung ins „Allerheiligste“ der Nahrungs-Organismen eingreift: in die DNS des Zellkerns. Gentechnisch manipulierte „Nahrung“ ist daher streng genommen gar keine Nahrung mehr: Das Natürlich-Nährende ist verlorengegangen, denn die mit dem Essen mitgelieferte nformationelle Qualität wirkt in hohem Maße entstellend und fehlprogrammierend.
Spirituell gesehen beeinflusst die Nahrung unsere Fähigkeit, tiefere Erfahrungen zu machen, also klar zu transzendieren. Denaturierte Nahrung erzeugt innere „Reibungen“ in unserem System und nimmt uns die Möglichkeit zu klaren Transzendenzerfahrungen. Gerade in diesem Bereich wirken sich die entstellenden Qualitäten von Gen-Food besonders stark aus.
Deshalb regte Maharishi Mahesh Yoghi seinerzeit an, dass wir uns in strategisch organisierter Weise für natürliche Nahrung und gegen Gen-Food einsetzen sollten, weil es dafür u.A. auch Umweltschutzgründe und sozioökonomische Gründe (volkswirtschaftliche Kosten) gibt, und weil es in diesem Thema noch viele wissenschaftliche Unsicherheiten gibt. Es ist sicher kein Zufall, dass eben wegen dieser wissenschaftlichen Unsicherheiten große Versicherungskonzerne (insbesondere Rückversicherer) es ablehnen, das Gentechnik-Risiko zu versichern. In Verträgen wird das Gentechnik-Risiko ausdrücklich ausgeschlossen, da es sich hier um ein Risiko von „wissenschaftlich wenig erforschter unbekannter Größenordnung“ handele. Es fehlen auch strikte Haftungsregeln.gefordert. Landwirte dürfen nicht länger die Zeche zahlen, obwohl sie den Genpflanzen-Anbau ablehnen. Ein Bio-Landwirt soll nicht dafür haften müssen, wenn durch Pollenflug genetisch entstellendes Material auf sein Feld gerät.
Die Gentechnik-Auseinandersetzung hat übrigens nicht nur mit Ernährung und Landwirtschaft zu tun, sondern auch mit der Ökologie unserer Erde. In diesem Bereich ist Greenpeace besonders aktiv. Sehr problematisch ist in dem Zusammenhang, dass der Pollenflug manipuliertes genetisches Material freisetzt, das sich mit dem Wind überall hin verbreiten kann. So gelangt es dann auch in Wildpflanzen, die sich unkontrolliert weiter vermehren. Das Endresultat – wenn man dies logisch zu Ende denkt - wird sein, dass bei immer großräumiger werdender genmanipulativer Agrartechnik die ganze Biosphäre unserer Erde ökologische Dauerschäden davonträgt, die sich nicht wieder rückgängig machen lassen. Bei der Gentechnik haben wir es mit einer schleichenden Gefährdung der Ökologie zu tun, bei der man die Problematik zunächst überhaupt nicht bemerkt.
Eine weitere „Front“ in der Gentechnik-Auseinandersetzung betrifft die Futtermittel: Tiere in der EU bekommen zu viel gentechnisch verändertes Futter zu fressen. Das hat – wie man inzwischen weiß – einen starken Einfluss auf die Zusammensetzung der tierischen Produkte Milch, Eier und Fleisch. Entstellende Einflüsse entstehen also auch auf diesem Umweg über die Futtermittel.
Im Bereich der Futtermittel beginnt
sich Widerstand zu regen: Eines der häufigsten genmanipulierten
Futtermittel ist Soja. Der Umstand, dass Tiere in der EU sehr viel
gentechnisch veränderte Soja verfüttert bekommen, könnte sich aber
bald ändern. Die steigende Nachfrage nach gentechnikfreier Soja
führt bei Brasiliens Produzenten zu einem steigenden Interesse an
gentechnikfreiem Anbau. Um diese Entwicklung voranzubringen, haben
der deutsche Verband Lebensmittel ohne Gentechnik und der
brasilianische Verband gentechnikfreier Sojaproduzenten ABRANGE eine
enge Zusammenarbeit vereinbart.
Die Befürchtung, es gäbe
nicht genug gentechnikfreie Ware auf dem Weltmarkt, ist völlig
unbegründet. Die Erzeuger von ABRANGE produzieren jedes Jahr ca.
acht Millionen Tonnen Sojabohnen, woraus knapp sechs Millionen Tonnen
Sojaschrot gewonnen werden können. Dies ist mehr als die gesamte
deutsche Landwirtschaft für Tierfutter jährlich benötigt. Und es
gibt noch weitere Produzenten, die gentechnikfreie Ware anbieten. Die
Nachfrage nach gentechnikfreiem Soja wird definitiv zunehmen, auf
Grund der Tatsache, dass immer mehr Ohne Gentechnik-Produkte
angeboten werden.
Wir finden es erfreulich, dass in einem
aufstrebenden Schwellenland wie Brasilien die Zeichen der Zeit
erkannt werden und eine Umstellung auf natürlichere Ernährung
vorangetrieben wird. Die Schwellenländer sehen durchaus klar, dass
es nicht sinnvoll ist, die Fehler der etablierten Industrieländer
noch ein zweites Mal zu machen.
2.13 Jugendarbeit: Weg von der Konsum-Sucht – zurück zur Natur
Man sagt der heutigen Jugend nach, sie zeige in vielfacher Hinsicht süchtiges Verhalten. In der Massenkonsum-Gesellschaft einer reichen Nation sind nach Schätzungen von Volkswirten mehr als die Hälfte der angebotenen Produkte entweder überflüssig oder schädlich. Das begünstigt verschiedene Formen von Sucht-Entstehung – wozu auch psychologische Abhängigkeiten gezählt werden müssen. Selbst das Einkaufen kann süchtige Formen annehmen(Kaufsucht).
Die freien Märkte und Schwarzmärkte machen heute Vieles verfügbar. Das ist problematisch – besonders für Jugendliche, die zum Konsum und zu Suchtgefahren noch nicht den gewissen kritischen Abstand haben. Als Gefahrenquellen sind natürlich Drogen aller Art zu nennen, vom Alkohol bis zu Schwarzmarkt-Produkten, wie LSD oder Ecstasy.
Eine Gefahr ist aber auch ganz allgemein die Flucht vor den realen Herausforderungen des Lebens in Bildschirm-Welten: Es gibt die süchtige Abhängigkeit vom Fernsehen und – heute verstärkt – von Computerspielen. In der mediengesättigten Konsumgesellschaft gibt es viele
Möglichkeiten der Flucht, die dann nicht selten zu süchtiger Abhängigkeit führt. Süchtiges Verhalten steht in enger Verbindung zur Jugend-Arbeitslosigkeit: Es kann sowohl Ursache, als auch Folge der Arbeitslosigkeit sein. Wer einer Sucht verfallen ist, ist früher oder später für das normale Arbeitsleben untauglich. Umgekehrt: Wer Arbeitslos ist, kann schnell in die Versuchung kommen, dem trostlosen Alltag entfliehen zu wollen – entweder in die Welt der Drogen, oder der Computerspiele.
Für unser gesellschaftliches Zusammenleben ist es ein riesiger Unterschied, ob ein Jugendlicher zu einem tatkräftigen Mitglied der Gesellschaft wird, einem Menschen, der mit den Herausforderungen des Berufslebens fertig wird, oder ob er in die Sucht abgleitet. Im letzteren Fall haben wir bald einen Sozialfall, der die öffentliche Hand mit hohen Therapie- und Rehabilitationskosten belastet, abgesehen davon, dass eine solche Lebensführung den Menschen nicht gerade glücklich macht.
Wie kann man hier gegensteuern? Besser als Therapie ist immer die Prävention, und diese muss möglichst früh ansetzen: Lieber schon im Kindesalter und nicht erst in der Zeit der Pubertät. Es gilt, der Jugend deutlich zu machen, dass es interessantere Dinge im Leben gibt, als Drogen oder Computerspiele. Sie müssen in Erfahrungsbereiche geführt werden, die überzeugend, erfüllend und weiterführend sind. Sie müssen merken, dass wirkliches Leben mehr bietet, als die Sackgasse irgendeiner Sucht im Rahmen einer seichten und innerlich leeren Konsumgesellschaft.
Als besonders wirksam im Bereich der Prävention erwies sich bisher in vielen Projekten weltweit das Programm der Transzendentalen Meditation, und zwar in Kombination mit einem ausgewogenen Aktivitätsprogramm. Auch das Programm „Yoga für Kinder“ erwies sich als günstig.
Unser Verein hat einen Projektbereich Jugendarbeit ins Leben gerufen. Dieser konzentriert sich auf eine Erlebnispädagogik, die den Bereich Natur-Erfahrung stark in den Vordergrund stellt. Es ist schon eindrucksvoll zu sehen, wie die 8- bis 12-jährigen Kinder, wenn sie im Rahmen eines solchen Programms in freier Natur sind, voller Begeisterung bei der Sache sind. Sie beobachten gut, stellen Fragen und sind fasziniert vom eigenen spielerisch-experimentellen Umgang mit Naturphänomenen. Sie lernen, wie man z.B. auf einer Kanu-Tour mit der turbulenten Strömungs-Dynamik eines Flusses richtig umgeht, wie man dort mit dem Fluss kooperiert, statt gegen ihn zu arbeiten. Sie erleben in ähnlicher Weise etwa bei einem Segeltörn die Kraft des Windes, sie lernen die Kunst, diese Kraft intelligent zu nutzen und dabei noch richtig zu navigieren. Sie erfahren, wie man mit Feuer umgeht, und wie man auf dem Holzfeuer Essen zubereitet. Bei Gebirgstouren üben sie, wie man sicher über die Felsen klettert und erfahren die Faszination der Weite des Raums in der Gipfelregion. Bei Nacht-Geländespielen erfahren sie, auf welche feinen Sinneswahrnehmungen sie sich verlassen müssen, wenn es stockfinster ist. Dabei erleben sie die geheimnisvollen Geräusche des nächtlichen Waldes. Man sieht: Es sind die klassischen Fünf Elemente, die für Kinder faszinierend sind: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum. Wie das sich kombiniert und zusammenwirkt, das wollen Kinder gern erforschen: Erde plus Wasser ergibt Schlamm oder Töpferton; Erde plus Raum ergibt felsige Gebirge mit weiten Ausblicken; Wasser plus Wind plus Raum ergibt die Kunst der Navigation beim Segeln,
Erfahrungen dieser Art sind eine Art "Erlebnistherapie" gegen Verfallserscheinungen unserer Zivilisation mit ihren Sucht-Tendenzen. Eine neue, nie gekannte Erlebnistiefe entfaltet sich, wenn „Natur-pur“ erfahren wird und das Zivilisatorische einfach mal wegfällt.
Die Leitidee eines "Lebens im Einklang mit der Natur" ist grundlegend etwas Anderes, als das, was die seichte Vergnügungsindustrie üblicher Urlauber-Ghettos anbieten kann. Die unmittelbare sportliche und praktische Auseinandersetzung mit der freien Natur bietet einige wichtige Elemente der Persönlichkeitsentfaltung, die in der heutigen Zivilisation fast vergessen sind.
Es entwickeln sich Fähigkeiten wie Flexibilität, Kreativität, Pioniergeist, Teamfähigkeit und Improvisationsgabe. Die Gruppe lernt, die Kunst der Selbstorganisation in freier Natur.
Der Verein hat für seine Jugendarbeit zwei Zielgruppen:
a. In Kooperation mit der von
Städten und Gemeinden organisierten allgemeinen Jugendarbeit erfasst
er die Familien der breiten Öffentlichkeit und bietet denen
Maßnahmen der Erlebnispädagogik an: Natursportarten und
Aktivitäten, die die Sinne schärfen. In diesem Kontext kann auch
mit Maßnahmen der Sucht-Therapie zusammengearbeitet werden, unseren
Schwerpunkt sehen wir aber in der Prävention.
b. Gezielt
können diejenigen Eltern angesprochen werden, die selbst einmal
einer Sucht verfallen waren, sich davon aber befreien konnten. Gerade
solche Eltern haben naturgemäß ein besonders starkes Motiv, ihre
Kinder vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.
Hier ein
Beispiel, wie unsere Programme angeboten wurden:
Naturreisen
und Wochenendtouren - einmal ganz anders
Was unternehmen wir
im kommenden Jahr? Zum Teil geht es wieder in weite Fernen, u. A.
bieten wir Allgäu-Bergwandern, Inselwandern und Bergtouren auf
Mallorca sowie unsere traditionelle Mecklenburger-Seen-Fahrt an.
Andererseits steuern wir aber auch Kanu- und Wanderziele an, die
aufgrund ihrer leichten Erreichbarkeit auch für eine Tagestour oder
einen Kurzurlaub von 2 – 5 Tagen interessant sind. Das gilt sogar
dann, wenn jemand nur sehr kurz dabei sein kann – dann wird seine
Mitfahr-Etappe eben kürzer; Teilbuchungen mit individueller An- und
Abreise sind möglich. Neu sind einige Jugend-Angebote.
EMSLAND:
1-Tages-Fahrt auf der Ems. 2. Juni 2011 (Himmelfahrt). Wir fahren mit
dem Kanu auf einem der schönsten Fluss-Abschnitte der Ems im Raum
Rheine. Mittags gibt ein Picknick am offenen Feuer gleich beim
Fluss.
WESERBERGLAND: Kanutour und Bergwanderung im
malerischen Weserbergland. 10. bis 13. Juni 2011 (Pfingsten). 2.
Angebotstermin: 15. bis 18. August. Die obere Weser ist eine der
schönsten Kanu-Fluss-Routen Deutschlands. Wir kombinieren unsere
Fluss-Tour mit Bergwanderungen in den Mittelgebirgen des
Wesertal-Gebiets – u.A. zu den Felsklippen des Hohensteins.
DÜMMER
SEE: Kanufahren und Segeln auf dem Dümmer See - kombiniert mit
Wanderungen in den Stemweder Bergen. An folgenden Wochenenden:
14./15. Mai., 4./5. Juni, 18./19. Juni, 25./26. Juni 2011. Und
zusätzlich: 10./11. September, 17./18. September und 24./25.
September 2011. Der Dümmer ist ein großer, flacher See mit weiten
Schilf- und Binsenflächen - umgeben von Erlenwäldern. Bei Wind und
Wellenrauschen ist es wie am Meer – wegen der Weite der
Wasserfläche.
MECKLENBURG: Kanutouren und Segelfahrten in
einem Gebiet Mecklenburgs, das aus herrlichen Wäldern, Seen und
verbindenden Flussläufen besteht. 27. August bis 5. September 2011.
Mit den Kanus gleiten wir über stille See-Buchten oder malerische
Flüsse hinunter; bei gutem Wind starten wir unter vollen Segeln zu
einer Spritztour über die tiefblaue Weite, einsamen kleinen Stränden
zwischen Schilf und Erlenwäldern entgegen, wo wir uns in die Sonne
legen oder eine kleine Erkundungswanderung machen können.
ALPEN:
Bergwandern in den Allgäuer Alpen. 26. September bis 10. Oktober
2011. Alpines Hochgebirgswandern in den teils lieblichen, teils
imposant-schroffen Allgäuer Alpen im Raum Oberstdorf. Wälder und
sonnige Almen, felsige Hochregionen mit bizarren Gipfel-Formationen
prägen hier das Bild.
SPANIEN: Inselwandern im sonnigen Süden
- in den Bergwäldern, Felsgebirgen und Meeresklippen-Landschaften
der Insel Mallorca. 23. November bis 2. Dezember 2011. Die
Mittelmeerinsel hat ihre ganz andere, wenig bekannte Seite in Gestalt
einer herrlichen unverfälschten Natur: dort grünt und blüht im
November alles; im Norden gibt es ein imposantes Hochgebirge von
teilweise Dolomiten-Charakter mit immer wieder weiten Meeresblicken.
3. Sprache und Bildung
3.1 Sprache der Natur
Vorabdruck des Essays „Natur – eine Sprache?“, der gekürzt in der Zeitschrift „Raum & Zeit“ erschien. Über das Thema haben Mitglieder des Vereins schon vor vielen Jahren mit dem Biologen Dr. Frank Papentin diskutiert. In Bezug zum Thema Sakralsprachen eröffnen sich jetzt neue Erkenntnishorizonte in Richtung einer Neuinterpretation der Sakralsprachen:
Natur - eine Sprache?
Die Art, wie sich die Natur sich in ihren verschiedenen Systemen der Sprache bedient, ist faszinierend. Viele Tierarten verfügen über hochkomplexe Kommunikationssysteme. Bekannte Beispiele sind die Gebärdensprachen der Primaten, die semantisch recht differenzierte Tanzsprache der Honigbienen und die Pfeifsprache der Delphine, die u.A. sehr intelligent als Koordinationshilfe bei der Beutejagd eingesetzt wird. Es ist eine altbekannte Tatsache, dass Sprache keineswegs eine ausschließlich menschliche Errungenschaft ist, sondern eher ein verbreitetes Phänomen.Dass die Natur sich auch der Schriftsprache bedient und dabei eine Art Alphabet benutzt, weiß man spätestens seit der Entdeckung des DNA-Codes: Hierbei werden Textsequenzen „abgelesen“ und es erfolgt die Transkription in die RNS, die dann ihrerseits bei der Umsetzung von genetischer Information in Protein- und Enzym-Biosynthese die entscheidende Rolle spielt. Das geschieht schon seit Äonen ständig in Myriaden lebenden Zellen – von den Einzellern quer durch das gesamte Pflanzen- und Tierreich hindurch. Diese Erkenntnisse haben die Biologie auf ganz neue Grundlagen gestellt. Spätestens seit dieser revolutionierenden Entdeckung wurde deutlich, dass die Verwendung von Sprache in der Natur ein universales Prinzip ist.
Uns wird dabei klar, dass nicht die sprachbegabten Organismen, etwa Menschen, es waren, die die Sprache geschaffen haben – nein, es war genau umgekehrt: Die Biologie schuf schon in ihren frühesten Anfängen die Sprache in Form der DNA; und diese Molekül-Sprache war es, die dann letztlich für die gesamte biologische Evolution maßgeblich war, und schließlich u.A. auch so etwas, wie sprachbegabte Organismen entstehen ließ. Jene Organismen – auch der Mensch – tun bei ihrem Umgang mit sprachlicher Kommunikation lediglich das, was die Natur sowieso immer schon tat: Selbstorganisation auf der Basis von Sprache. Kurzum: Nicht der Mensch schuf die Sprache, sondern die Sprache den Menschen.
Nun ist der Schwerpunkt unseres Essays allerdings nicht die Art, wie die Natur Sprache benutzt; hier soll vielmehr die These aufgestellt werden, dass die Natur in weitem Umfang selbst eine Sprache ist.
Den Begriff „Sprache“ müssen wir dann aber im weitesten Sinn dieses Wortes verwenden.
Diese Begriffs-Ausweitung erfordert einerseits interkulturelle Offenheit, andererseits die Abkehr von einem naiv-materialistischen Wissenschaftsverständnis. Dies beides soll hier zunächst näher erläutert werden:
Interkulturelle Offenheit: In den
letzten Jahrzehnten setzt sich die Erkenntnis mehr und mehr durch,
dass das Naturbild unserer abendländischen Kulturtradition nicht so
etwas, wie ein Ausschließlichkeits- oder Monopolrecht auf „gültiges
Wissen“ besitzt (Keine Kultur ist im Besitz aller Antworten auf
alle Fragen). In Abkehr von jenem etwas arroganten
Absolutheitsanspruch der bei uns lange Zeit als selbstverständlich
galt, stellt man heute fest, dass die holistischen (ganzheitlichen)
Naturverständnisse etwa der klassischen fernöstlichen Traditionen
oder der Naturvölker etwas ganz Anderes sind, als bloßer
„interessanter Aberglaube“. Diese Naturverständnisse bezogen den
Menschen und seine kulturelle Entwicklung mit ein und arbeiteten
teilweise mit Erfahrungen und Erkenntnissen in Bereichen, wie
Schamanismus, Ganzheitliches Heilen und Umgang mit
Sakralsprachen.
Seitdem man weiß, dass systematisch
angewendete Praktiken dieser Art zu realen Ergebnissen führen,
beginnt man, weltoffener und auch bescheidener zu werden. Die
Tatsache, dass wir Abendländer (noch) keine Erklärungsmodelle für
gewisse Phänomene haben, spricht nicht gegen die Praktikabilität
dieser Phänomene.
Ein weiterer Grund für
interkulturelle Offenheit ist: Unsere Zivilisation, die lange als
„sicherer Hafen“ oder als feste Größe galt, erweist sich als
ein System, das dem Wandel und ggf. auch dramatischen
Transformationsprozessen unterliegt. In unserer Zivilisation ticken
bereits zu viele gefährliche Zeitbomben, als dass man hoffen könnte,
ein Status Quo ließe sich auf lange Sicht festschreiben. Viele
fordern einen grundlegenden Wechsel des „Paradigma“ des
erkenntnisleitenden Modells unserer Wissenschaft und Lebenspraxis –
hin zu einer holistischen Sicht als Ergänzung der
analytisch-zerteilenden Betrachtungsweise. Interkulturelle
Lernprozesse können dabei hilfreich sein. Man darf hoffen, dass die
Welt dadurch friedlicher wird, und zugleich auch kreativer mit der
Lösung aktueller Probleme umgeht, weil ganz neue Erkenntnisweisen in
unser Blickfeld kommen. So wird ein geistiger Vorstoß in Neuland
möglich. Unser Essay führt am Schluss – ergänzend zur
abendländischen Sichtweise - Begriffe ein, die der Kosmologie und
Sprachwissenschaft des Klassischen Indien entstammen.
In enger
Verbindung mit unserem Thema ist – abgesehen von interkultureller
Offenheit - noch ein zweiter Punkt wichtig: Abkehr von einem
naiv-materialistischen Wissenschaftsverständnis.
Von unserer
Schulbildung her verstanden wir unsere Welt sicherlich noch
weitgehend als Manifestation eines „materialistischen
Evolutions-Ablaufs“: Die Grundbausteine, die Atome, verbanden sich
nach physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten zu Molekülen;
Makromoleküle entfalteten dann eine Dynamik besonderer Art und
ließen das Leben entstehen. Lebende Materie konnte sich schließlich
so weit ausdifferenzieren, dass die Struktur des menschlichen Gehirns
entstand. Kurzum: Materie ist in diesem Weltbild zunächst die Basis
- so etwas, wie „Geist“ ist die Folgeerscheinung
davon.
Vordergründig betrachtet bleibt dieses Bild weiterhin
stimmig, solange wir mit unserer Betrachtung in unserer vertrauten
Makro-Welt bleiben. Das Bild ändert sich aber schlagartig, wenn
unsere physikalische Forschung in eine Mikro-Welt vordringt, die uns
zunächst sehr surrealistisch anmutet, weil dort die uns vertrauten
naiv-materialistischen Vorstellungsweisen und Denk-Kategorien
schlicht versagen.
Dieser Vorstoß in Erkenntnisbereiche, die
unseren gesamten Denkhorizont erheblich ausweiten, ist für unser
Thema wichtig; wir können dann so etwas, wie „Materie“, „Leben“
oder „Bewusstsein“ (in Verbindung damit auch „Sprache“)
besser verstehen.
Die Quantenphysik erzielte bei ihrem
Siegeszug die entscheidenden Durchbrüche, als man begann, sog
„Quantenobjekte“ holistisch zu interpretieren. Ein Elektron in
einer Atomhülle ist kein Partikel mit definiertem Ort und Impuls –
eher so etwas, wie eine stehende Welle. Die Geschichte der
Mikrophysik führte immer wieder in Paradoxien – die Materie schien
sich im Zuge der Forschung schrittweise immer mehr zu
„entmaterialisieren“ – wie eine Fata Morgana, die sich bei
näherer Nachprüfung als eine „Struktur von nichts“
offenbart.
Die Paradoxien konnte man letztlich nicht als bloße
Hindernisse auf dem Weg der Forschung sehen – man erkannte, dass
sie zur Natur der Mikrophysik irgendwie untrennbar dazugehören. Was
Materie zu sein schien, erwies sich bei näherer Nachforschung als
etwas, was streng genommen gar nicht existiert, sondern lediglich
erscheint. Es ist schon seltsam: unsere alltägliche Makro-Welt, von
der wir mit völliger Sicherheit behaupen, sie existiere, beruht auf
einer Mikro-Welt, von der wir das nicht mehr so sicher sagen können.
Etwas poetisch gesprochen erwies sich sog. „Materie“ als eine
Konfiguration von Schwingungen und Wellen – von „Klängen“. Vom
Musikwissenschaftler BEHREND, der sich intensiv mit
Naturwissenschaftlern ausgetauscht hatte, stammt der Buchtitel „Die
Welt ist Klang“.
Ist das Universum – statt „materiell“
zu sein – ein gigantisches Konzert aus Schwingungen und Wellen? Wer
heute noch die „grobstoffliche“ Materie als Grundlage sieht,
steht schnell vor der Frage: Kann eine Fata Morgana die Grundlage von
irgendetwas sein?
Der Physiker JEANS drückte seine Auffassung
zum Thema Materie so aus, dass für ihn das Universum nicht wie eine
materielle Maschine, sondern eher wie ein großer Gedanke
aussieht
Die verschiedenartigen Versuche, jene für uns schwer
vorstellbare Mikro-Welt zu beschreiben – sei es das Denkmodell der
stehenden Welle, oder des lokalen Anregungszustand eines nicht
lokalisieten Quantenfeld-Grundzustands, oder der Materie als
„Krümmung“ des EINSTEINschen Raum-Zeit-Kontinuums (WHEELER) –
machen jedenfalls deutlich: Etwas Nichtmaterielles, etwas
Abstrakt-Geistiges („Klangstrukturen“,
Quantenfeld-Anregungszustände, Raum-Zeit-Geometrie-Phänomene)
bildet letztlich die Grundlage – „Materie“ (oder das, was wir
dafür halten) ist lediglich eine Folge-Erscheinung dieser
nichtmateriell-geistigen Ebene. Wir kommen also zu einer genauen
Umkehrung der eingangs erwähnten naiv-materialistischen
Deutung.
Interessant ist, dass diese Erkenntnistheorie, die
den Ursprung der Materie im Geistigen lokalisiert, nicht den Ursprung
des Geistes im Materiellen, in den ganzheitlichen Wissenstraditionen
des Fernen Ostens schon seit Jahrtausenden einen festen Platz hat.
Die berühmte „neue Konvergenz“ zwischen den ältesten
Erkenntnistheorien der Welt und der modernsten Erkenntnistheorie
(Quantenphysik) ist heute ein vieldiskutiertes Thema.
Schlagen
wir nun die Brücke zum Thema „Sprache“: Auch Sprache ist etwas
Geistiges. Auch Sprache ist zunächst Klang – ein System aus
(akustischen) Schwingungen und Wellen. Dieser Klang-Aspekt äußert
sich vorwiegend in den Vokalen, die Konsonanten geben dem
Sprach-Fluss Struktur. Es entstehen Silben und Wörter, aus denen
sich nach grammatischen Regeln die Sätze aufbauen, mit denen wir
unsere Kommunikation bewerkstelligen. Sprache strukturiert unser
Denken. Über Sprache laufen die für jedes menschliche Individuum
unabdingbaren Sozialisations- und Lernprozesse ab. Umgekehrt ist aber
auch die Sprache selbst durch Lernprozesse veränderbar. Eine jetzt
aktuell existierende Sprache ist immer nur eine Momentaufnahme in
einem Prozess allmählichen Wandels.
Die Parallelen zu der
Art-und-Weise, wie sich in der Chemie und Molekularbiologie Atome zu
Molekülen formieren, dabei „grammatische Regeln“ einhalten und
biochemisch beschreibbare Kommunikationsprozesse bewerkstelligen,
sind kaum zu übersehen. Auch die in Molekülform vorliegende
genetische Grundsubstanz ist – wie die Sprach-Verwendung beim
Menschen - lernfähig: Nach dem Prinzip von Mutation und Selektion (=
Versuch und Irrtum) verändern sich die Genome der Organismen über
lange Zeiträume oft recht radikal. In dieser biologischen Evolution,
die letztlich ein Lernprozess innerhalb der DNA-Sprache ist,
entstehen immer besser angepasste Arten.
Kurzum: Sprache als
sequentielle Anordnung von „Klängen“ oder auch „Schriftzeichen“
ist ein Phänomenbereich, der uns in der Chemie und Molekularbiologie
allenthalben begegnet. Wir müssen dabei im Bewusstsein behalten,
dass auch die für chemische Bindung maßgeblichen
Atomhüllen-Strukturen letztlich „Klangstrukturen“ sind. Es
existieren keine „Teilchen“ im klassischen Sinn. (Das Wort
„Klang“ beschränken wir hier offenbar nicht auf akustische
Wellenphänomene, sondern beziehen es auf alles, was sich als „Welle“
mathematisch beschreiben lässt.)
Betrachten wir hierzu einmal
die chemische Strukturformel von Serin, einer dem genetischen Code
entspringenden Aminosäure, die in Proteinen und Enzymen gebunden in
fast allen Lebewesen vorkommt:
Es ist ja auch bei unserer Sprache so, dass
man die verschiedenen Vokale und Konsonanten bei der Silben- und
Wortbildung nicht in beliebiger Anordnung sequenzieren kann. Manche
Kombinationen bieten sich vom Klang her phonetisch geradezu an,
andere Kombinationen sind nahezu unmöglich und werden daher
gemieden. Die Sequenzenbildung folgt also gleichermaßen bei
menschlicher Sprache und bei „ Molekülsprache“ gewissen
Regeln.
Bei der Molekülsprache stoßen wir nun auf ein
hochinteressantes Paradoxon: Dasselbe Sprachliche, das in der
Molekularbiologie Kommunikation organisiert und biochemische
Reaktionsketten steuert, bildet auch die Substanz selbst, aus der die
lebendigen Zellen oder Organismen überhaut bestehen. Es ist so, als
ob wir bei einem Buchtext plötzlich feststellen, dass die
Schriftzeichen gar nicht auf einer Trägersubstanz (Papier oder
Bildschirm) erscheinen, sondern dass das ganze Buch ausschließlich
aus Schriftzeichen besteht – ohne jede papierene oder digitale
Trägersubstanz. Hinzu käme noch – um in diesem Bild zu bleiben -,
dass sich die Schriftzeichen in quicklebendiger Weise ständig
bewegen; es geht noch dynamischer zu, als in einem Ameisenhaufen -
ständig laufen innerhalb jenes nur aus Text bestehenden Gebildes
Umwandlungen, kreative Selbstorganisations- und Lernprozesse ab.
Dieses Bild verdeutlicht: Die Natur arbeitet nicht nur mit Sprache,
sie ist Sprache. Man kann sagen: Sprache spricht sich selbst auf
dieser Ebene. Sie tut das schon seit Äonen. Der Mensch ist, wenn er
spricht, nicht Produzent, sondern Teilhaber jener Sprache, die sich
selbst spricht.
Am Schluss bleibt noch ein großer
Fragenkomplex offen, den wir in ausführlicherer Weise erst in einem
späteren Essay werden behandeln können:
Sprache wurde ja im
bisherigen Text als eine universal wirkende organisierende Kraft
angesehen. Was ist aber dann eigentlich der Ursprung von Sprache? Was
steckt als unsichtbares geistiges Prinzip hinter Sprache? Und wie ist
es mit Sakralsprachen – jener besonderen Kategorie von Sprachen
(z.B. Sanskrit, Hebräisch oder Gregorianik-Latein)? Führen die uns
möglicherweise zu diesem Ursprung? Die Frage ist für uns keine
theologische, sondern ein pragmatische: Welcher Eigentümlichkeit
verdanken diese Sakralsprachen ihre besondere psycho-physiologische
Wirkung?
Auf die Frage nach dem Ursprung von Sprache gibt die
klassisch indische Sprachwissenschaft, die zugleich Teil einer
ganzheitlichen Kosmologie ist, eine Antwort: Der Ursprung ist PARA,
die Stille. Ganz entgegen der landläufigen Vorstellung ist Stille
niemals „tot“ (selbst ein Granitstein ist in seinem atomaren
Inneren quantenphysikalisch gesehen quicklebendig). Wir meinen hier
eine Stille, die mit extremer Wachheit (Achtsamkeit) koexistiert –
vergleichbar mit der überaus lebendigen Stille einer Katze, die
völlig unbeweglich vor einem Mauseloch sitzt; eine „tote“ Stille
könnte ohnehin niemals der Ursprung von irgendetwas sein. Die
Begriffsbildung von PARA geht davon aus, dass innere Wachheit –
Registrierfähigkeit - ein Grundmerkmal derjenigen Stille ist, die
aller Sprache – auch der Sprache der Atome und Moleküle des
Universums – zugrundeliegt. Heute kann man sagen, dass diese
Wachheit nicht erst in der Biologie zuerst auftaucht, sondern bereits
auf der Ebene der sogenannten „Elementarteilchen“ und auch der
Photonen – denn hier laufen bereits die vielen Interaktionsprozesse
ab, die „Registrierfähigkeit“ voraussetzen. Etwas salopp gesagt:
Die Katze am Mauseloch verdankt ihre eigentümliche Wachheit der
Tatsache, dass das Universum als Ganzes die Qualität der Wachheit
hat; die stille Wachheit der Katze ist eine von unzähligen
Möglichkeiten, wie das Universum sich selbst gegenüber wach
ist.
In der klassisch indischen Sprachwissenschaft ist das
Entscheidende gar nicht das, was man hört, sondern die „Lücken“,
die sehr kurzen Momente der Stille zwischen den Silben.
Paradoxerweise haben diese kurzen Momente den Charakter von
Zeitlosigkeit (Ewigkeit). Die Lücke ist jeweils die
Produktionsstätte der nächsten Silbe. Die Lücke ist PARA, sie ist
jenes Nichts, das in Wirklichkeit alles ist. Dort – in jener
Stille, die selbst eine Ebene der Sprachlosigkeit ist - hat Sprache
ihren universalen Ursprung.
Bieten nun Sakralsprachen eine
praktikable Möglichkeit, an die Ebene von PARA heranzukommen und
diese Ebene über einen längeren Zeitraum zu erfahren? Finden wir
auf diese Weise unsere „Mitte“ die Grundlage des Lebens?
Wir
kennen ja bisher nur die Bewegungsrichtung von innen nach außen: Aus
PARA manifestieren sich Laute (oder auf kosmischer Ebene: atomare
Schwingungsmuster), aus den Lauten bilden sich Wörter (oder auf
kosmischer Ebene: Moleküle und Makromoleküle), die Wörter
organisieren sich zu Sätzen (oder auf der kosmischen Ebene:
biochemische Reaktionsketten in der Molekularbiologie). Die Sätze
bilden Satzsysteme mit Bedeutungsinhalten mittels derer wir unseren
Alltag organisieren (oder auf der kosmischen Ebene: die Sprache der
Molekularbiologie organisiert Lebensvorgänge).
Um von der
Oberfläche in die Tiefe von PARA, „abzutauchen“, müsste diese
Bewegungsrichtung umgedreht werden – sie müsste von außen nach
innen laufen. Erfahrungsgemäß bieten Sakralsprachen tatsächlich
die Möglichkeit, durch einen schrittweisen Vorgang des
Transzendierens (Überschreitens) in immer tiefere Ebenen zu
gelangen: Lässt man durch den Vorgang des Transzendierens die
Bedeutungs-Ebene hinter sich, gelangt man zu Ebene der Wörter,
transzendiert man auch diese Ebene, gelangt man zur Klang-Ebene,
transzendiert man auch diese Ebene, dann lässt man allerdings die
Sprache als Ganzes komplett hinter sich. Man gelangt dann zu deren
Ursprung, zur Stille, zu PARA.
Diese kurze Andeutung mag im
Rahmen dieses Essay zunächst genügen. Die große Vision, die im
klassischen Indien dahinterstand, ergab sich aus der von einigen
Menschen gemachten Erfahrung, dass PARA nicht nur eine Ebene
persönlich erfahrener Stille ist, sondern kosmische Dimensionen hat.
Individuelles Bewusstsein (ATMAN) und kosmische
Selbstorganisationsdynamik (BRAHMAN) sind auf derselben Ebene –
ohne Trennungslinie dazwischen. Sie sind Eins. Der Quantenphysiker
SCHRÖDINGER hatte schon frühzeitig auf diese Einheit von
Bewusstsein und „Materie“, Mensch und Kosmos hingewiesen.
3.2 Sprache der Transzendenz - Sakralsprache
Der Raum&Zeit-Beitrag „Sakralsprachen Teil 1“, erschien als Teil der Öffentlichkeitsarbeit unseres Vereins: Anknüpfungspunkte zum 1. Teil finden sich einerseits im Thema „Abkehr vom Materialismus“ und andererseits im Thema „klassisch indische Sprachwissenschaft“. Vielleicht erinnern Sie sich: Die Erkenntnis, dass das Universum nicht „wie eine materielle Maschine, sondern eher wie ein großer Gedanke“ ist, gilt in der modernen Physik schon seit längerer Zeit als Allgemeingut (JEANS, 1930).
Sakralsprachen Teil 2 - Vom stillen Urgrund der Worte
Die Grundlage des Universums ist – wie der letzte Artikel zeigte - nicht materiell, sondern mental. Und: Wie man spätestens seit der Entdeckung des DNA-Codes weiß, ist dieses Mentale weitgehend eine Selbstorganisationsdynamik auf der Basis von Sprache. Sprache ist also keineswegs eine Erfindung des Menschen, sondern ein universal wirkendes Prinzip in der Natur.
Was ist der unsichtbare Ursprung dieser organisierenden Kraft? Die klassisch indische Sprachwissenschaft gibt uns eine interessante Antwort: Dieser Ursprung ist PARA, die Stille.
In der klassisch indischen Kosmologie ist Sprache mit dem Ursprung der Schöpfung aufs Engste verwoben. Sprache wurde also nicht erst in Verbindung mit den ersten biologischen Systemen geboren, sondern existierte von Anfang an. Sprache als ein Urprinzip der Schöpfung „spricht sich selbst“. Wenn später entstandene biologische Wesen, z.B. Delphine oder Menschen ihr alltägliches Leben mittels Sprache organisieren, dann sind sie nicht Schöpfer von Sprache, sondern lediglich Teilhaber jener Sprache, die sich selbst spricht.
PARA, die lebendig-schöpferische und innerlich wache Stille als Ursprung von Sprache – ist paradoxerweise selbst eine Ebene reiner Sprachlosigkeit. PARA existierte nicht nur in einem zeitlich sehr weit zurückliegendem „Anfang“: Nein, dieser „Anfang“ ist auch im Hier und Jetzt – in einer Sphäre ewiger Gegenwart. PARA wirkt darin als die unmanifeste Grundlage aller Manifestationen ständig weiter.
Zu diesen Manifestationen gehört der gesamte Kosmos und mit ihm natürlich auch die heute von Menschen gesprochene Sprache, die ja wie alles Seiende zu diesem Kosmos dazugehört.
Wie äußert sich PARA nun in der menschlichen Sprache? Nicht in den hörbaren Silben, sondern dort, wo für jeweils sehr kurze Momente Sprachlosigkeit ist: in den „Lücken“ zwischen den Silben. Diese Lücke ist trotz ihrer extremen Kurzlebigkeit ein Moment der Zeitlosigkeit, ein Moment, in dem ein Stückchen Ewigkeit in unser Leben hineinragt. Diese kurze Stille von PARA ist zwar sprachlos, eine Art Nichts, aber eben jenes Nichts, das in Wirklichkeit alles ist. In der Sprache produziert die Lücke die jeweils nächste Silbe.
Nun ist allerdings PARA innerhalb unseres alltäglich-vertrauten Sprachflusses kaum jemals bewusst erfahrbar. Dafür sind die Silben-Lücken viel zu kurzlebig. Wenn es möglich wäre, eine länger dauernde und bewusste Erfahrung von PARA zu haben, wären die in dieser Erfahrung liegenden positiven Chancen gewaltig. Da PARA die Grundlage von Allem ist, ist es auch die Grundlage unserer „inneren Mitte“, einer Kraftquelle in uns, die uns Geborgenheit, Gelassenheit und Selbstvertrauen in allen Lebenslagen gibt. Für religiöse Menschen ist die Erfahrung von PARA darüber hinaus der Weg zum Numinosen, zum schöpferischen Urquell der Welt, der immer wieder als eine Qualität reiner Liebe beschrieben wurde.
Die Erfahrung von PARA stellt sich nicht in programmierbarer Weise „auf Kommando“ ein. Es gibt aber für den Sucher gangbare Wege (siehe unten), die zumindest die Rahmenbedingungen verbessern, unter denen sich die Erfahrung – die letztlich „Gnade“ ist - einstellen kann.
Die Erfahrung lässt sich kaum in Worte fassen, da sie ja alles Sprachliche transzendiert. Man erlebt eine ungewöhnliche Weite und Freiheit, man erfährt einen Zustand von Raum-Zeitlosigkeit, der aber zugleich „ewige Gegenwart“ ist. Genau genommen müsste man sagen: Man macht keine Erfahrung, man ist die Erfahrung. Man ist für einen kurzen Moment PARA.
Real ist diese Erfahrung durchaus, denn sie ist in allen Kulturkreisen immer wieder beschrieben worden. Sie ist keinesfalls nur blasse Theorie oder religiöser Glaube. Die Frage ist nur: Welche Wege führen in der Praxis dorthin?
Tatsächlich gibt es mehrere Wege. Manche Menschen arbeiten mit systematisch erlernbaren Meditations-Methoden oder Yoga-Atemtechniken. Es gibt auch Kombinationen aus Atem- und Meditationstechniken. Manche arbeiten mit gesungenen oder gedachten Mantren. Auch Mandalas als visuelle Signalgeber werden eingesetzt.
Ein recht erfolgversprechender Weg führt über Sakralsprachen. Die Wirkung von Sakralsprachen steht letztlich allen Menschen offen, nicht nur den Anhängern traditioneller Religionsgemeinschaften.
Was sind nun Sakralsprachen, und worin unterscheiden sie sich von den Profansprachen, mit denen wir uns im Alltag verständigen?
Zunächst einmal: Sakralsprachen, z.B. Sanskrit, Altgriechisch, Klassisches Arabisch oder Gregorianisches Latein, werden nur in einem sakralen Kontext verwendet. Sie sind speziell für diesen Bereich reserviert, ähnlich, wie ja auch Sakralbauten – Tempel, Kirchen oder Moscheen – für die Begegnung mit dem Numinosen reserviert sind. So, wie Sakralbauten mit der Zeit eine besondere „Atmosphäre“ oder Aura wie ein morphogenetisches Feld entstehen lassen, baut sich auch im Umfeld einer Sakralsprache eine Art morphogenetisches Feld auf.
Sakralsprachen sind mit denjenigen Profansprachen verwandt, aus denen sie sich entwickelt haben. Es gibt hier dennoch einen wichtigen und kennzeichnenden Unterschied: Die sogenannte „Diglossie“. So unterscheidet sich z.B. das Sakral-Arabisch deutlich von den verschiedenen arabischen Dialekten, die umgangssprachlich im vorderen Orient und in Nordafrika gesprochen werden. Sprachen unterliegen ja über längere Zeiträume dem allmählichen Wandel, und so haben sich die verschiedenen arabischen Dialekte immer weiter vom Sakral-Arabisch wegentwickelt. Jeder Angehörige des arabischen Sprachraums hört den Unterschied sofort und spürt ihn auch innerlich. Die Diglossie ist die Folge der langjährigen Sakralsprachen-Verwendung in einem ausschließlich sakralen Kontext.
Weiterhin spielt die sogenannte „Kanonisierung“ eine wichtige Rolle: Sakraltexte gelten als Texte, die streng genommen keinen Autor haben. Der Mensch, der diese Sakraltexte erstmalig gesprochen hat, war ein Erleuchteter, also ein Mensch, der im direkten Kontakt zum Numinosen stand. So gesehen war dieser nicht der Autor, sondern nur der Übermittler einer Botschaft, die nicht menschlichen Ursprungs war. Das wurde strikt unterschieden von Texten, die aufgrund von Gelehrsamkeit, intellektueller oder rhetorischer Begabung zustandegekommen waren – also den Charakter Menschen-gemachter Konzepte hatten.
Aus diesem Grunde galt auch in traditionellen spirituellen Gemeinschaften die strenge Regel, dass man sakrale Texte so zu belassen habe, wie sie ursprünglich waren. Es durfte nichts weggelassen und nichts hinzugefügt werden. Der Text bildete also einen sogenannten „Kanon“, der in dieser Form unverändert blieb.
Wie wird eine Sakralsprache angewendet? Auf welche Weise wirkt sie? Sie wirkt dadurch, dass man sie hört, im Stillen meditativ denkt, rezitiert oder singt. Vielfach wird eine solche Sprache im Rahmen einer sakralen Handlung, z.B. einer Lithurgie, eingesetzt. Sie kann aber auch allein oder in kleinen informellen Gruppen angewendet werden. So kann man beispielsweise Sanskrit-Texte mit geschlossenen Augen von der CD hören oder ein klassisch-indisches Mantra mit geschlossenen Augen innerlich gedanklich-meditativ über einen längeren Zeitraum viele Male wiederholen. Mantren sind extrem kurze Sprachelemente, die nur aus wenigen Silben oder Wörtern bestehen und sich leicht auswendig lernen lassen. Bestimmte Mantren sind auch einfach nur kurze Klangsilben, keine Wörter mit sprachlichem Charakter.
Wenn man Sakralsprachen-Texte singen möchte, bietet sich das Gregorianik-Latein an. Korrektes Gregorianisches Singen ist nicht ganz einfach. Es kann aber gelernt werden, z.B. über den Verein „Haus für Gregorianik e.V“., München. Singen bezieht die Kraft des Atems mit ein, die man in der Yoga-Tradition als „Prana“ bezeichnet.
Wer mit Sakralsprachen praktisch arbeiten möchte, sollte sich idealerweise auf eine bestimmte Sprach-Tradition beschränken, statt verschiedene Sakralsprachen vermischt zu verwenden. Wenn man mit Mantren meditieren will, braucht man die Unterweisung durch einen autorisierten Lehrer, um sicher zu sein, dass man die Methode korrekt anwendet. Der Schlüssel zu realen Ergebnissen ist bei der Anwendung von Sakralsprachen die Regelmäßigkeit – nach dem Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“. Viel Zeitaufwand braucht man dafür nicht, aber das regelmäßige Praktizieren muss zur Zweiten Natur werden.
Die Frage, warum Sakralsprachen wirken, lässt sich mit einer Art „Schichtenmodell“ des Bewusstseins, einer Bild-Analogie erklären. Bewusstsein ist wie ein Teich mit verschiedenen Wasserschichten: Eine Oberflächenschicht und unterschiedliche Grade von Tiefen-Dimensionen.
Das Schichten-Erklärungsmodell orientiert sich einerseits am psychoanalytischen Grundkonzept von C.G.JUNG, andererseits an Aussagen von indischen Yoga-Meistern und Vedanta-Lehrern, die sich trotz ihrer kulturell anderen Prägung ganz ähnlich äußern. Die Erfahrung von PARA hat offenbar universalen Charakter und ist kulturunabhängig.
Ausgangspunkt ist die Aussage von JUNG, dass man vom Menschen immer nur die Spitze des Eisbergs kennt. Oder – in der Teich-Analogie: Man kennt nur die Oberflächen-Wasserschicht. Der mit Abstand größte Teil des menschlichen Innenraums ist im Unbewussten verborgen. Dieses Unbewusste enthält einen persönlichen und einen überpersönlich-universalen Teil:
Der persönliche Teil enthält zwar ungeahnte brachliegende Reserven an positiv verwertbarem geistigem Potenzial, ist aber leider in jedem Menschen auch stark befrachtet mit „Altlasten“, mit den Rückständen der persönlichen unbewältigten Vergangenheit, also unzureichend verarbeiteten Ereignissen, die wie „unverdautes Material“ wirken. Diese Verdrängungen verbleiben in den tieferen Schichten unseres Innenraums und treiben dort weiterhin ihr Unwesen. Weil dadurch viele unserer positiven Möglichkeiten blockiert werden, nutzen Menschen im Durchschnitt nur ca. 10% ihres geistigen Potenzials, wie Computeranalysen von EEG-Aufzeichnungen zeigten.
Es wäre ein großartiger Erfolg, wenn es gelingen könnte, den riesigen brachliegenden Rest durch Beseitigung der Altlasten und Blockaden freizusetzen. Die Beschränkung auf nur 10% Potenzial ist eine gewaltige Verschwendung menschlicher Ressourcen. Die Folgen: viele Menschen führen ein unbefriedigendes Leben; Vieles, was wir als Menschen organisieren (Firmen, politische Organisationen, usw.) funktioniert nicht optimal. Die destruktive Wirkung der besagten Altlasten wirkt sich kollektiv als gestörte Zwischenmenschlichkeit aus. Die Folgen reichen von zerrütteten Familienverhältnissen im Kleinen bis zu internationalen Konflikten im Großen.
Der überpersönlich-universale Teil des Unbewussten, der ebenfalls in jedem Menschen drinsteckt, könnte die Rettung sein. C.G.JUNG ging davon aus, dass der Mensch keine Fehlkonstruktion der Natur ist. Denn jenseits des persönlichen Unbewussten mit all seinen Fallstricken befindet sich in einer noch tieferen, noch grundlegenderen Zone in jedem Menschen eine Quelle tiefster Weisheit, ungeahnter Perfektion und Genialität. Hier ist der Brückenschlag zu PARA möglich. Es ist dies eine Ebene überpersönlich-universaler Art, diese Zone ist „die Natur selbst“ und besitzt daher dieselbe universale Intelligenz, die wir in der äußeren Natur auch überall entdecken und bewundern können.
Man müsste es nur schaffen, zu dieser Ebene, die ebenso genial wie allgegenwärtig ist, sozusagen „online“ zu gehen. Um das zu schaffen, müssen wir die Bewegungsrichtung unseres Bewusstseins, die im Alltag immer von innen nach außen läuft, einmal umdrehen: Statt auf der Jagd nach äußerem Erfolg immer nur in Richtung Aktivierung und Betriebsamkeit zu laufen, müssen wir phasenweise auch einmal den umgekehrten Weg gehen – von der Aktivität in Richtung einer inneren Stille.
Inwiefern sind uns Sakralsprachen dabei eine Hilfe?
Nun – anders, als unsere alltäglich gesprochenen Profansprachen bewegen sie unseren Geist nach innen. Profansprachen sind ja ein typischer Bestandteil unserer nach außen gerichteten Betriebsamkeit. Die aus PARA bestehenden kurzlebigen Lücken zwischen den Silben können wir dabei nicht registrieren, denn die Aufmerksamkeit liegt ausschließlich auf den Silben selbst und ihrem Kommunikationswert. Eine Alltags-Aussage, wie „Vorsicht bissiger Hund“ begünstigt nicht die Erfahrung von PARA. Sakralsprachen wirken hingegen schon von ihrem Inhalt und von ihrer gesamten Ausrichtung her im Sinne von Verinnerlichung. Sie erzeugen ein in dieser Richtung wirkendes morphogenetisches Feld, außerdem haben unter dem Einfluss der Diglossie die akustischen Klangstrukturen solcher Sprachen Eigenschaften angenommen, die den Weg der Verinnerlichung begünstigen. So kommt es, dass z.B. beim Hören von Sanskrit-Sakraltexten die Innen-Ausrichtung spontan auch dann erfolgt, wenn die Hörer Sanskrit-unkundig sind, die Sakralsprache also nur über den Klang wirkt. Das Hören der Klänge bewirkt, dass wir dabei völlig spontan die Silben-Lücken stärker in uns wirken lassen, als die hörbaren Silben. Auf diese Weise lassen wir PARA in unser Bewusstsein einfließen.
Hierbei wirkt ein sich selbst verstärkender Kreisprozess: Durch das morphogenetische Feld des Sakralen (z.B. in hinduistischen Tempeln) erzeugt die Diglossie langfristig eine Sakralsprachen-Klangveränderung, die PARA leichter erfahrbar macht. Das wiederum wirkt auf das morphogenetische Feld als Verstärkung zurück.
Wir kommen jetzt noch einmal zurück zur Teich-Analogie, um einige Zusammenhänge detaillierter zu beschreiben: In diesem Teich gibt es einen Strom von Luftblasen, die vom Grunde her nach oben in Richtung Oberfläche steigen. Dies sind unsere Gedanken. Unsere Gedanken sind sprachlich. Diese kennen nur eine Richtung, nämlich von der Stille des Teich-Grundes zur Betriebsamkeit der Aktivitäts-orientierten Oberfläche: von innen nach außen. Am Grunde, am Entstehungsort, sind die Gedankenblasen noch stark mit PARA gesättigt. Die Sprache, die „sich selbst spricht“ besteht auf dieser Stufe zwar auch schon aus Silben und Lücken dazwischen, ist aber in diesem frühen Stadium gerade erst dabei, sich zu formieren, besitzt also noch viele Freiheitsgrade. Diese Weite und Freiheit geht auf dem Weg nach oben zunehmend verloren, in dem Maße, in dem Gedankeninhalte sich auf Aktivitäts-Themen des Alltags hin strukturieren und konkretisieren. Das in den Lücken weiterhin existierende PARA geht zwar nicht verloren, aber es gerät zunehmend aus dem Blickfeld.
Wenn wir nun mittels einer Sakralsprache diese Bewegungsrichtung umkehren und von außen nach innen gehen, dann verfolgen wir gewissermaßen die Gedankenblasen schrittweise nach unten in Richtung Tiefe. Es handelt sich um einen sog. „Transzendenzvorgang“ – es wird eine Ebene nach der anderen transzendiert (überschritten). Das geschieht, indem unser Geist frühere und frühere Stadien der Entstehung von Gedankenimpulsen erfährt, oder – bei einer gehörten Sakralsprache - fortschreitend subtilere Klang-Ebenen. Je tiefer der Geist gelangt, desto mehr kommt er in Zonen, in denen die Sprache, die „sich selbst spricht“ noch stark von PARA geprägt ist. Auf dem Weg in dieser Richtung erfährt er zunehmend jene Weite und Freiheit, von der oben die Rede war. Schließlich wird Sprache als Ganzes transzendiert und PARA wird in reiner Form erfahren.
Das Gute bei diesem Transzendenzvorgang ist, dass auf dem Weg nach innen in die tieferen Dimensionen unseres Innenraums automatisch die dort vorliegenden Blockaden, also die psychischen Altlasten aufgelöst werden. Die Sakralsprache ist in ihrer Wirkung mächtig genug, diese Hindernisse, die auf dem Weg nach innen im Weg stehen, zu beseitigen. Das braucht Zeit und geschieht bei regelmäßiger Praxis schrittweise. Die positive Persönlichkeitsentfaltung, die mit diesem Abbau innerer Blockaden Hand in Hand geht, äußert sich subjektiv als ein Lebensgefühl von Geborgenheit, Gelassenheit und Selbstvertrauen. Inzwischen zeigen wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse speziell an traditionellen meditativen Klang-Methoden auch empirisch nachweisbare positive Auswirkungen, etwa in den Bereichen psychosomatische Gesundheit, zwischenmenschliches Verhalten sowie Kreativität und Begabung.
Eigentlich ist das Umkehren der uns bekannten Alltags-Bewegungsrichtung nichts Schwieriges. Am Teich-Bild erläutert: So wie ein ins Wasser geworfener Stein aufgrund der natürlichen Schwerkraft von selbst nach unten sinkt und dabei die verschiedenen Wasserschichten durchquert, kennt auch unser Bewusstsein eine Art Schwerkraft-Prinzip. Sobald die ständigen Herausforderungen des Alltags einmal wegbleiben und auch der permanente Strom alltäglicher Gedanken in unserem Inneren einmal zur Ruhe kommt, bewegt sich unser Geist fast von alleine in Richtung eines Zustands ruhevoller innerer Wachheit. Er strebt zu seinem Ursprung, zu PARA.
Warum brauchen wir, wenn das so natürlich ist, überhaupt eine spezielle Methode, um dieses „Abtauchen“ nach innen zu ermöglichen? Warum reguliert sich das nicht sowieso von allein?
Die Antwort ist die, dass wir durch unsere Sozialisation und durch den Alltag systematisch dahin „dressiert“ worden sind, stets den Weg von innen nach außen anzustreben. Das ist ein automatisierter unbewusster Vorgang geworden. Selbst dann, wenn wir einmal nichts zu tun haben, läuft inwendig fast zwanghaft ein permanenter Strom von Gedanken ab, die uns sozusagen geistig „auf Trab halten“ und jegliche Verinnerlichung verhindern. Für das Umkehren dieser Richtung, für das „Abtauchen“ fehlt uns im Normalfall anscheinend der richtige „Eintauchwinkel“.
Hier braucht man dann eben spezielle Methoden, die genau das liefern. Die überlieferten Sakral-sprachen und die überlieferten Meditationsverfahren unserer Welt bieten ein umfangreiches Spektrum wirksamer Methoden dieser Art.
Literatur:
BANQUET, J.: EEG and meditation; Electroencephalography and clin. Neurophysiology 33/1972
GREULE, A.: Sakralität. Marburg. Francke Verlag, 2012
JEANS, Sir James: The mysterious universe. Cambridge University Press, 1930
JUNG, C.G.: Bewußtes und Unbewußtes. Beiträge zur Psychologie. Frankfurt am Main und Hamburg. Fischer Bücherei, 1963.
NARSING RAO: India’s contribution to linguistics. Interwoven software, Bangalore, 2007
SHELDRAKE, R.: Das schöpferische Universum - Die Theorie des Morphogenetischen Feldes. Berlin. Ullstein, 2009
3.3 Ankündigung des Vortrags von Prof. Peter Raster "Heilige Sprachen und heiliges Sein"
Auch zu heiligem Sein gelangen wir durch Sprache. Die Sprache, in der ein heiliges Sein wohnt, erhält jedoch eine besondere Qualität: Sie wird zur heiligen oder sakralen Sprache, denn ein heiliges Sein heiligt auch die Sprache, in der es wohnt. Eine sakrale Sprache ist das würdige Haus für ein heiliges Sein, so wie ein sakrales Bauwerk den würdigen Raum für eine heilige Handlung darstellt. Sakralsprachen sind ebenso wie Sakralbauten wesentliche Bestandteile des religiösen Lebens; sie werden deshalb in allen großen Religionen geschützt und gepflegt. Dennoch ist es in Europa dazu gekommen, dass seit dem Beginn der Neuzeit sakralsprachliche Elemente in zunehmendem Maße aus dem religiösen Leben verdrängt worden sind. Die Pflege von Sakralsprachen ist kein Selbstzweck, sondern soll einer Erfahrung von Sprache den Weg bereiten, in der die Erfahrung jeder besonderen Sprache, auch die der Sakralsprachen selbst, transzendiert wird. Diese transzendente Form der Sprache wurde in verschiedenen Kulturen in verschiedener Weise beschrieben - in Indien als Pasyanti „die Sehende“, in Europa nach einer auf den Kirchenvater Augustinus zurückgehenden Lehre als verbum cordis „das Wort des Herzens“. Die Erfahrung dieser Form der Sprache ist eine Wurzel für die spirituelle Erneuerung des religiösen Lebens, ebenso wie umgekehrt seine Nichterfahrung eine Ursache für die spirituelle Verarmung des religiösen Lebens ist.Der Vortrag findet an zwei Abenden statt. Am ersten Abend wird eine Übersicht über die Entwicklung von Sakralsprachen in verschiedenen Kulturen gegeben; außerdem werden die Gründe, die zur Zurückdrängung sakralsprachlicher Elemente in Europa geführt haben, analysiert. Am zweiten Abend wird erörtert, warum auch die Erfahrung der transzendenten Form der Sprache in Europa im Laufe der Zeit verdunkelt wurde und unter welchen Bedingungen ein Zugang zu dieser Erfahrung auch heute noch möglich ist.
Termine: Freitag, 21. und 28. Januar 2011, jeweils 20.00 Uhr
Ort: Alte Posthalterei in 49324 Melle, Haferstrasse 17.
3.4 Rezension des Vortrags von Prof. Peter Raster
Das „Heilige“ wird ja in aller Regel mit Religionen in Verbindung gebracht. Nun existieren die großen Weltreligionen heutzutage allerdings (fast) nur noch in Form von Glauben, nicht in Form von Erfahrung. Erfahrung würde aber über das bloße Glauben hinausgehen und zum Wissen führen. Das Glauben bezieht sich in den großen Religionsgemeinschaften auf mentale Konzepte, also auf formulierte Inhalte. Diese mögen plausibel sein – oder auch nicht. Man mag geneigt sein, an sie zu glauben – oder auch nicht. Ein empirisches Nachprüfen oder Beweisen ist im Bezug auf derartige mentale Konzepte jedenfalls weder möglich noch erwünscht.
Nun ist eine Religion allerdings an ihren Anfängen einmal etwas ganz Anderes gewesen. Hier stand immer eine Persönlichkeit, die – jenseits aller mentalen Konzepte – in eine Sphäre vorgedrungen war, in der echte, authentische Erfahrung geschah. Hier wurde nicht etwas geglaubt – hier wurde etwas gewusst.
Grundsätzlich ist diese reale Sphäre auch heute noch zugänglich – ein möglicher Weg dorthin geht über Sakralsprachen. Etliche von uns kennen die eigentümliche Wirkung, die wir in unserer Physiologie spüren können, wenn wir Sanskrit-Rezitationen hören – beispielsweise Neuntes Mandala aus dem Rig-Veda oder Bhagavad Gita. Auch die wissenschaftlich nachweisbare Wirkung sprachlicher Kurzformen, der „Mantras“, fällt in diesen Bereich. Solche Wirkungen sind nicht auf die Sakralsprache Sanskrit beschränkt. Die innere Erfahrung von Weite und Freiheit, die mit den physiologisch auftretenden Wirkungen einhergeht, wird jedenfalls als echt erkannt, und sie tritt unabhängig davon auf, ob man an die Wirkung derartiger Sakralsprachen-Elemente glaubt. Sie gehört eher zur Biologie und Psyche des Menschen als zur formalen Religion. Sie ist daher auch unabhängig davon, ob man einer Religion angehört, denn der Bereich mentaler Konzepte wurde hier transzendiert. Über den Bereich der Sprache gelangte man in den Bereich der Sprachlosigkeit.
Dieser Erfahrungsbereich ist aber gerade das eigentliche lebendige Zentrum von Religion. Wenn das verlorengeht, dann bleiben nur noch die veräußerlichten Formen – mental geglaubte Dogmen und gewohnheitsmäßig praktizierte religiöse Handlungsabläufe. Es bleibt die leere „Hülse“ übrig, die ohne ihren inneren Gehalt rasch zum Spielball weltlicher Mächte zu werden droht.
Jene erkennen schnell, dass Religion als Mittel zur machtpolitisch-autoritären Manipulation großer Menschenmassen missbraucht werden kann. Dies kann über das Mittel der Angst-Erzeugung durch düster-leidensbetonte Glaubensinhalte, oder auch mittels ideologischer Fanatisierung der Massen erfolgen. Fanatismus schafft wiederum eine Pseudo-Geborgenheit, mit der man scheinbar die Angst besiegen kann. Fanatismus ist aber stets ein gefährlicher Zündstoff, der den Frieden unserer Welt bedroht.
Derartige Fehlentwicklungen sind aus der Geschichte hinlänglich bekannt. Sie treten aber nur dann auf, wenn der innere Friede, die innere Weite und Freiheit, die eigentliche Ursprungs-Erfahrung authentischer Religion, verlorengegangen ist. Um genau diese Sphäre realer Erfahrung geht es um die beiden Vorträge von Prof. Dr. Peter Raster, der dieses Thema aus sprachwissenschaftlicher und nicht aus theologischer Sicht behandelt.
3.5 Arbeitsgruppe: Praxisbezogenes Arbeiten mit Sakralsprachen
Sakralsprachen und ihr Einfluss
auf Feldeffekte des Bewusstseins
Wir alle haben, soweit wir Meditierende sind, einen Bezug zur Anwendung der Sakralsprache Sankrit, etwa beim Hören und Rezitieren vedischer Hymnen, oder bei der Anwendung der Puja, die für die Mantra-Vergabe den Boden bereitet. Spannend fanden etliche Zuhörer des Vortrags in Melle den für sie neuen Gedanken, dass es offenbar außer Sanskrit auch noch andere Sakralsprachen gibt, die eine psycho-physiologische Wirkung in Richtung auf Samadhi-Erfahrungen haben können.
Was Maharishi Mahesh Yogi mit seinen Techniken erreichen wollte, hat er ausführlich erläutert: Es geht um das Schaffen von Feldeffekten des Bewusstseins, die das Leben hier auf der Erde positiv verändern. Um diese schaffen zu können, braucht man einen wirkungsvollen „Resonanzkörper“. Dieser musste sich Maharishi – bei Null anfangend – erst selbst schaffen. Natürlich erschafft ein großer Meister schon einmal als Person aus sich selbst heraus einen guten „Resonanzkörper“, aber Maharishi ging frühzeitig daran, diesen mit einem kräftigen Verstärker auszustatten, indem er Multiplikatoren ausbildete: die Lehrer für Transzendenztale Meditation und deren Fortgeschrittenen Techniken, die alle ihren Teil dazu beitrugen, dass der Resonanzkörper diejenigen machtvollen Feldeffekte erzeugen konnte, die die Welt verändert haben.
Den Anfang mit „Null Resonanzkörper“ müssen wir bei Maharishi insofern unterstellen, als er ja in seiner Anfangszeit noch nicht einmal bei den Repräsentanten der Vedischen Tradition einen ausreichenden Rückhalt fand. Er ist ja eigentlich selbst eher ein Kritiker der heutigen Hinduismus. Seine Grundlagen wurzelten in demjenigen Wirklichkeitsbereich, der sehr viel älter ist, als der Hinduismus: Yoga-Wissenschaft und die uralte vedische Überlieferung. Er vertrat letztlich auf der Grundlage der eigenen Samadhi-Erfahrung seine eigene Linie, die in vielen Punkten neu und anders, als alles Bekannte war. So etwas ist äußerlich betrachtet zunächst eine ungünstige Voraussetzung – man kollidiert schnell mit konservativem Widerstand – nicht nur in Indien.
Hinzu kam, dass Maharishi organisatorisch nicht im Stil einer glatten, nachvollziehbaren Logik arbeitete. Da gab es eher überraschende Sprünge, das Spiel mit Paradoxien und dialektischen Widersprüchen.
Inzwischen wurde aber aus naturwissenschaftlicher Sicht klar, dass auch die Natur dort, wo es um das wirklich Essentielle geht, den Charakter von Paradoxien hat (Quantenphysik), und man kennt auch in der Pädagogik das Prinzip der Paradoxie („kognitiver Konflikt“) als Auslöser rascher, schubweiser Persönlichkeits-Veränderungen. Warum sollte ein großer Meister anders arbeiten, als die Natur das tut? Ist er nicht in einem Bereich gegründet, der statt der uns geläufigen engen Kausalbezüge nur das grenzenlose kreative Spiel der Freiheit kennt?
Allerdings: Vom Standpunkt bürgerlicher Effizienz-Betrachtungen sehen wir hier Hemmnisse, die den Erfolg gefährden – sowohl in dem bei-Null-Anfangen, als auch in der Maharishi-spezifischen Arbeitsweise. Immerhin erstaunlich, wie viel er trotz dieser Hemmnisse in den schnell vergangenen Jahrzehnten seines Wirkens weltweit manifestieren konnte.
Welchen Nutzen könnten nun jene erwähnten anderen Sakralsprachen für uns und für die Welt haben? Wir denken jetzt nicht an Hebräisch oder Arabisch, sondern an die europäische Sakralsprache Latein, die im Christentum eine alte Tradition hat. Eine wichtige Manifestation dieser Sakralsprache sind die Gregorianischen Gesänge.
Falls es auf der Basis von Latein möglich sein sollte, praktikable Bewusstseinstechniken zu entwickeln, dann wäre dies eine großartige Sache. Es käme einer Kopernikanischen Wende im Christentum gleich; man würde den Blick vom relativ Unwesentlichen (und oft Irreführenden) abwenden und hin auf das Wesentliche richten: auf die Transzendenz. Die Wirkung wäre deshalb so enorm, weil die christliche Religion wegen ihrer weiten Verbreitung einen extrem großen „Resonanzkörper“ hat. Genauer betrachtet reicht dieser sogar noch weit über den kirchlichen Rahmen hinaus; ein erheblicher Teil der Bevölkerung vieler Länder hat doch – ganz unabhängig von jeglicher religiösen Orientierung - irgendwann einmal in der Schule Latein gelernt.
Kurzer Blick auf Fehlentwicklungen im Christentum – ein kritischer Diskussionsbeitrag
Dass es viele Punkte gibt, in denen christliche Frömmigkeit im langen Verlauf ihrer oft dunklen Geschichte ganz offenbar in eine Schieflage geraten ist, das ist ja in der öffentlichen Diskussion heute sattsam bekannt – wir sagen da nichts Neues. Es gab und gibt in dieser Religion viel Irreführendes. Falls es überhaupt möglich ist, derartige Fehlentwicklungen zu korrigieren, und für diese so weit verbreitete Religion eine tragfähige Basis zu regenerieren, dann kann der Weg nur über die Transzendenz führen.
Wohlgemerkt: Die Statements, die wir zum Thema Christentum machen, werden hier lediglich zur Diskussion gestellt.
Die Irrwege der christlichen Religion begannen eigentlich schon an dem Punkt, an dem die Kirche entschied, den Weg der Macht und Autorität zu gehen, statt den Weg der Selbsterfahrung. Auf dem Weg über die Macht-Orientierung entstand dann bald die naive Hybris eines totalitären Denksystems, die schließlich darin gipfelte, dass man glaubte, über Leben und Tod richten zu können. Die Folter-Praktiken der etwas dunkleren Epochen jener Zeit zeugen von einer durchaus „begabten“ Phantasie, und die Gesamtzahl der Todesopfer übertrifft möglicherweise noch das, was in Hitlers Holocaust geschah (sofern man Hexen- und Ketzer-Verfolgung, Kreuzzüge, Hugenotten-Jagden, etc. miteinbezieht).
Als Folge dieser Macht-orientierten Hybris wurden auch späterhin schwerwiegende Fehler gemacht, die insgesamt die Stationen des allmählichen Niedergangs dieser Religion markierten: Die geistige Aufbruchstimmung der Renaissance wurde nicht in angemessener Weise schöpferisch verarbeitet und mitvollzogen, der sich anbahnende Siegeszug der Naturwissenschaften und die vitale Kraft der Aufklärungs-Epoche wurden falsch eingeschätzt. Man glaubte, man könne im Vertrauen auf die eigene Macht und Autorität mit den Mitteln der Einschüchterung die naturwissenschaftliche Gewinnung neuer Erkenntnisse unterdrücken. (Der kirchliche Anti-TM-Lobbyismus zeigt, dass in anderem Zusammenhang diese wissenschaftsfeindliche Fehlhaltung teilweise auch heute noch existiert).
Sobald Macht-Orientierung als Denkmodell in einer Religionsgemeinschaft etabliert ist, hat man im Grunde auch schon die Zeitbombe installiert, sie den Untergang dieser Institution vorprogrammiert. Das ist grundsätzlich deshalb immer so, weil die von Menschen installierte Macht nichts Transzendentes, nichts Absolutes ist, sondern immer etwas Relatives, Vergängliches. Nur die Transzendenz ist zeitlos und daher ewig.
Daher ist der Weg der Selbsterfahrung auf Dauer immer tragfähiger, als der Weg der Macht, die letztlich doch immer fragil ist – auch dann, wenn sie sich im Stil von Etikettenschwindel als „gottgegeben“ in Szene zu setzen versucht.
Dass ein übertrieben autoritäres (Macht-orientiertes) Denken auch in der heutigen religiösen Praxis christlich orientierter Familien eine problematische Rolle spielen kann, wird ja in der öffentlichen Diskussion häufig thematisiert. So mancher Psychiater kann ein Lied davon singen, wie viel Barmherzigkeit und Geduld er brauchte, um sich mit traurigen Fällen von Persönlichkeits-Verbiegung auseinanderzusetzen, die als Folge einer irreführend und zu streng angegangenen christlichen Erziehung auftraten. Die skandalösen Pädophilie-Fälle in Priester-Kreisen und die gescheiterten (überaus peinlichen) Vertuschungs-Manöver, die hier von obrigkeitlicher Seite versucht wurden, sprechen hier auch eine deutliche Sprache. Kirchenaustritts-Wellen waren die verständliche Folge und wurden von der nicht-kirchlichen Öffentlichkeit mit unverhohlener Schadenfreude registriert. Diese Probleme haben meistens etwas damit zu tun, dass man in der Erziehung unter dem Vorwand von Religion die natürliche Entfaltung biologischer Vitalkräfte zu unterdrücken versucht.
Man muss allerdings betonen, dass Fehlentwicklungen dieser letzteren Art zwar vorkommen, aber für das Leben christlich geprägter Menschen nicht typisch sind. Viel typischer ist etwas Positives: eine Orientierung am Ideal praktisch umgesetzter Nächstenliebe. Daraus entwickelt sich dann vielfach jene hilfsbereite, zupackend-realistische Wesensart, die man bei christlichen Menschen oft findet.
Spätestens hier, in diesem Zusammenhang, wird klar, dass es im Christentum auch eine kraftvolle positive Unterströmung gibt. Die liefert uns auch Antworten auf die Frage, warum die Kirche heute, trotz der gravierenden Fehlentwicklungen, überhaupt noch existiert. Gäbe es nur die erwähnte Macht-Orientierung, dann wäre die Kirche wahrscheinlich längst untergegangen – wegen der „Zeitbombe“, die in einseitiger Macht-Orientierung drinsteckt.
Es muss also im Christentum seit alters her noch eine Tiefen-Dimension völlig anderer Art geben, etwas, das sich am Wesentlichen, an der Transzendenz ausrichtet. Prof. Raster brachte in seinem Vortrag historische Beispiele, wie sich die Sakralsprache Latein – dann, wenn sie transzendiert wird - auf die Entstehung von Samadhi-Erfahrungen auswirken kann.
Sehr wesentliche Beiträge zum Thema Transzendenz kommen aber nicht nur aus dieser sprachwissenschaftlichen Dimension, sondern auch aus einigen Inhalten der christlichen Überlieferung. Man merkt daran: Es existiert eine spirituelle Basis, die letztlich stimmig ist. Da kommen Aussagesysteme, die sich in der Form nur aus der Tiefe der Transzendenz heraus manifestiert haben können.
Diese „grundlegende Stimmigkeit“ gilt sicher für alle größeren Religionen, und darüber war sich Maharishi Mahesh Yogi auch im Klaren. Er hatte viel Hochachtung gegenüber Aussagen, wie „das Reich Gottes ist in dir“ (Lukas-Evangelium). Seine kritischen Töne im Bezug auf die gegenwärtigen Religionen beziehen sich nicht auf die spirituellen Grundlagen, sondern sind eher ein Blick auf das Oberflächen-Erscheinungsbild der landauf, landab betriebenen religiösen Frömmigkeit (natürlich aus der Sicht eines Außenstehenden). Hier grassieren in den Religionen sicher bedauerliche Irrlehren, die beispielsweise in der Überbetonung des Themas „Leiden“ zum Ausdruck kommen (Letzteres übrigens auch im Hinduismus).
Wiederbelebung der Transzendenz auf der Basis von Sakralsprachen als Beitrag zu einer „spiritual regeneration“
Die Reaktion von Maharishi Mahesh Yogi darauf war seine „spiritual-regeneration“-Initiative: Durch Wiederbelebung der Transzendenz entstehen Feldeffekte des Bewusstseins, die dann zu einer Erneuerung der Gesellschaft führen. Teil dieser gesellschaftlichen Erneuerung wird dann auch eine Entwicklung sein, die in den Religionen zu einer Wiederbelebung von innen her führen wird: Die an der Basis der Religionen latent noch existierende spirituelle Kraft erlebt dann sozusagen ein „comeback“.
Maharishis Botschaft richtete sich nicht an die Adresse eines bestimmten „Ismus“ (etwa Hinduismus), und war auch kein Versuch, irgendeinen „Ismus“ in den abendländischen Kulturraum zu tragen. Es ging ihm einfach um die Wiederbelebung der Transzendenz.
Hier kommen wir zum Ausgangspunkt zurück: Inwiefern sind Sakralsprachen eine Hilfe bei dieser Wiederbelebung?
Für diejenigen, die die Transzendentale Meditation praktizieren, gibt es ja gleich vorweg eine klare und simple Antwort: Wir machen das, was wir nun schon seit so vielen Jahren erfolgreich praktizieren, einfach weiter. Das ist ja bereits in Reinkultur ein hocheffizienter Weg zur Transzendenz, der zusätzlich noch durch Hören oder Rezitieren von Sanskrit-Texten ergänzt werden kann. Initiiert wurde das Ganze von einem erleuchteten Meister, hier existiert also bereits fix und fertig der oben erwähnte kollektive „Resonanzkörper“ – zwar gemessen an der Weltbevölkerung klein an zahlenmäßigem Umfang, aber groß an Wirkung. Wir können uns doch freuen, dass wir sind ein Teil dieser positiven Entwicklung sind. Wir müssen also weder unser Schul-Latein auffrischen, noch einer Kirche beitreten.
Beides steht uns allerdings offen, falls wir Interesse haben.
Es gibt aber auch noch eine andere klare Aussage: Transzendentale Meditation ist zwar der effizienteste, aber sicher nicht der einzige Weg zum SELBST. Auch die vielen anderen Wege, die beschritten werden, tragen ihren Teil zur Transformation der Gesellschaft bei. Engagierte Christen haben nicht unbedingt ein starkes Interesse daran, sich in die Transzendentale Meditation einführen zu lassen – Lehrer für Transzendentale Meditation sind nicht unbedingt daran interessiert, schwerpunktmäßig Kirchen-Leute in die Meditation einzuführen. Andererseits: Die Kirche hätte aufgrund der großen Zahl ihrer Mitglieder ein extrem großes „Resonanzkörper-Potenzial“ mit entsprechend starken Feldeffekten, wenn man dort jetzt nur die richtigen Schritte täte.
Die Möglichkeit einer spirituellen Regeneration sollte nicht ausschließlich auf klassisch-Indisches beschränken müssen. Auch unsere eigene europäische Kulturtradition sollte auf der Grundlage einer europäischen Sakralsprache die Möglichkeit bieten, Feldeffekte des Bewusstseins entstehen zu lassen.
Wie könnte also die praktische Seite der anfangs erwähnten Pionieraufgabe aussehen? Auf der Suche nach Verfahrensweisen, die den Weg zur Transzendenz frei machen, kommen auf den ersten Blick zwei hierfür relevante Wirkungsprinzipien in Betracht – beide sind kombinierbar und beide haben etwas mit Sakralsprachen zu tun:
a. Das Prinzip der Stille – das geht letztlich über den Hör-Sinn. Das Hören von Sakralsprachen-Elementen in einem Zustand innerer Stille.
b. Das Singen oder Rezitieren von Sakralsprachen-Texten in Gruppen.
Zu
a. Als Meditierende kennen wir das „innere Hören“ in Verbindung
mit innerer Stille – der Bezug zu Sanskrit ist ergänzend dazu
erzielbar über das Hören vedischer Hymnen oder Bhagavad-Gita-Texten
von der CD. Wir spüren dann die Resonanzeffekte in uns.
Für
überzeugte Christen, die den Eindruck haben, Transzendentale
Meditation sei nicht ihre Sache, würde es sich anbieten, etwa das
Rosenkranz-Gebet in Latein mit geschlossenen Augen mental ablaufen zu
lassen. Oder einfacher: Die in Latein gesungenen Gregorianischen
Gesänge von der CD mit geschlossenen Augen hören – am besten nach
einer anfänglichen Phase, in der Atemübungen praktiziert
werden.
In kirchlichen Bildungseinrichtungen werden übrigens
durchaus auch neben Yoga-Atemübungen wirksame
Yoga-Meditations-Methoden gelehrt. Eine mit dem Atemrhythmus
synchronisierte Sanskrit-Mantra-Meditation (Ajapa Yoga) wurde dort
auch schon verschiedentlich praktiziert. Erstaunlicherweise gibt es
da keine Berührungsängste. Man hat nichts gegen Sanskrit. Aber
unabhängig von der Auswahl der Technik: Entscheidend ist der
regelmäßige biologische Rhythmus - „zweimal täglich Urlaub“ –
einmal morgens, einmal abends.
Zu b. Im Landkreis
Osnabrück entstand eine Gruppe, die das Singen Gregorianischer
Gesänge einübt. Die dabei gemachten Erfahrungen sind recht gut.
Beim Singen oder Rezitieren von Sakralsprachen-Texten spielt
ebenfalls – siehe oben - der Hör-Sinn eine Rolle; aber auch
„Prana“, das Prinzip des Atems ist ein wichtiges
Wirkungs-Prinzip. Viele von uns hatten beim Rezitieren vedischer
Hymnen ungewöhnlich starke Erfahrungen, die tief bis in die
Physiologie reichten.
Kurzum: die erwähnte Pionieraufgabe
läuft bereits. Auf Meditations-Basis entstehen machtvolle
Feldeffekte, aber auch im Bereich christlich orientierter
Bildungsprogramme laufen Aktivitäten, die jetzt in der Richtung
langsam Fahrt aufnehmen. Nun kommt es für engagierte Christen, die
sich von der Kraft der Sakralsprachen überzeugen lassen, nur noch
darauf an, das Tempo zu steigern, mit dem sich dieser Lernprozess in
Richtung Breitenwirkung entfaltet. Dadurch wird die erwähnte
Pionieraufgabe von immer mehr Menschen als solche erkannt werden –
letztlich auch von Menschen, die zu organisierter konfessioneller
Religion gar keinen Bezug haben.
Tempo ist wichtig, denn es
gibt auch Gegenbewegungen: Im Katholizismus wird heute ernsthaft die
Frage diskutiert, ob das Kirchen-Latein nicht als „alter Zopf“
abgeschafft werden sollte. Die verständliche Tendenz, sich dem
Zeitgeist anpassen zu wollen, kann natürlich schnell zum Flop
degenerieren, wenn darin allzu deutlich das Bestreben erkennbar wird,
dem Zeitgeist in anbiedernder Weise nach dem Mund zu reden. Das wirkt
sich besonders dann verhängnisvoll aus, wenn man versehentlich
ausgerechnet das über Bord gehen lässt, was letztlich im Zentrum
der spirituellen Kraft einer Religion steht: Die Sakralsprache.
4. Religion im Spannungsfeld von Freiheitlichkeit und Intoleranz
4.1 Man sieht vom Menschen und auch vom Universum bisher nur die Spitze des Eisbergs
Die eigentümliche Tatsache, dass man vom Menschen – und auch von sich selbst - nur die Spitze des Eisbergs kennt, ist einerseits allgemein bekannt, andererseits erkenntnistheoretisch höchst rätselhaft und unausgelotet – gerade deshalb aber auch spannend. Die Unendlichkeiten des äußeren Universums versuchen wir mit Radioteleskopen auszuloten. Für das „innere Universum“ bräuchten wir eigentlich so etwas, wie ein inneres Radioteleskop. Auch die Bereitschaft zur „inneren Grenzüberschreitung“. Im Menschen gibt es noch enorme ungenutzt-brachliegende Reserven positiver Art. Andererseits auch unbekannte und plötzlich unerwartet sich auswirkende Gefahren. Ein Stück weit gilt eben doch die Sigmund-Freud-Erkenntnis, dass wir neben Positiv-Potenzialen auch eine ganze Menge „unverdautes psychisches Material“ in uns haben. (Der Name „Freud“ steht hier nur als Chiffre für das Gesamtfeld der psychoanalytischen Erkenntnis). Für Letzteres gibt es sicher genügend gesellschaftliches Illustrationsmaterial, z.B. aus der Kriminologie. Aber auch in jedem Einzelnen von uns kann „Unverdautes“ an die Oberfläche kommen und z.B. in Form irrationaler Ängste oder aggressiver Verhaltensweisen zutage treten. Aus den unbekannten Zonen des erwähnten „Eisbergs“ können also Überraschungen kommen. Diese können positiv oder negativ sein.Die vieldiskutierte Streitfrage ist ja immer, ob dabei das Positive oder das Negative die überwiegend-dominierende treibende Kraft ist. Aus der Sicht der Yoga-Theorie, aus der heraus auch die Transzendentale Meditation interpretiert wird, ist das Ur-Vertrauen in das Positive im Menschen völlig berechtigt, da die Basis unseres Bewusstseins im Kosmischen wurzelt, also in einer Sphäre, die keine Fehler macht. Wir können also sagen, dass Menschen im Grunde ihrer Seele „Gute Menschen“ sind, keine Fehlkonstruktionen der Natur. Daher sehen wir das besagte unbekannte Territorium des Bewusstseins mehr unter dem Aspekt der positiven Chancen, als dem der Risiken.
Spätestens seit man die Wirkungen von Sakralsprachen kennt, ist deutlich geworden, dass es u.A. die Religionen sind, die ein ganzes Stück weit in das unbekannt-rätselhafte Territorium der tieferen Bewusstseinsebenen vordringen. Zwar sind die Religions-Inhalte, an die geglaubt wird, oft hoffnungslos unrealistisch, wenn man sie wörtlich nimmt; - anders gesagt, sie erscheinen oft wie naiver Kinderglaube oder Aberglaube, wenn man mit Naturwissenschaftler- oder Historiker-Kategorien an sie heran geht, aber die tiefenpsychologische Wirksamkeit liegt auf einer ganz anderen Ebene, und die ist allerdings höchst real. Diese Ebene interessiert heute etliche Menschen, unabhängig davon, ob sie selbst einer organisierten Religionsgemeinschaft angehören wollen. Einige Mitglieder unseres Vereins haben einmal das Thema „Sakralsprachen aus psychologischer Sicht“ bearbeitet (also Wirkungen von z.B. Hebräisch, Gregorianisches Latein, das Sakral-Arabische in Moscheen, Sanskrit, etc.). Bekannt ist, dass Sakralsprachen – oder allgemein religiöse Lithurgien/Rituale – definitiv eine spürbare psycho-aktive und zugleich bio-energetische Wirkung entfalten können. Offenbar zählt dabei hauptsächlich der Klang, nicht die Textbedeutung oder irgendein Glaube an die Wirksamkeit. Ein Vereinsmitglied berichtete einmal folgende Erfahrungen:
„Bei meinem kürzlichen Aufenthalt in Marokko merkte ich deutlich, wie der vom Moschee-Minarett kommende sakral-arabische Gesang, ohne dass ich den Text verstand, sofort meine innere Bio-Energetik beeinflusste. Ähnliches spürte ich auch bei Sanskrit-Gesängen in Indien. Als ich mal in einer russisch-orthodoxen Kirche war, wo das Töchterchen eines Freundes getauft wurde, merkte ich es auch bei Rezitationen in sakraler alt-slawischer Sprache. Die Wirkung ging erst weg, als hinterher fröhlich gefeiert wurde, und dabei auch etwas Wodka ausgeschenkt wurde. Ich bin kein Moslem, Hindu oder russischer Christ, was da wirkte, war der Klang – nicht irgendein Glaube.“
Was für Klänge, Lithurgien und Rituale gilt, gilt vermutlich auch für optisch sichtbare religiöse Symbole, Mandalas, kabbalistische Zahlenmystiken u.Ä.
4.2 Die typische
„Zweischneidigkeit“ von Religionen
Da Religionen in das unbekannte und
zugleich machtvolle innere (kollektive) Territorium vordringen und
dort gewisse „Energiefelder“ aktivieren, entsteht als typische
Auswirkung die eigentümliche Zweischneidigeit: Es entsteht sowohl
Gutes wie Schlechtes – in einer höchst ambivalenten Mixtur. Das
Schlechte bleibt uns – gemäß der Freud`schen Erkenntnisse - nicht
erspart. Das steckt in uns drin und bricht sich manchmal irgendwie
Bahn. Dasselbe gilt aber in einer noch kraftvolleren Weise auch für
das Positive. In Religionen ist die Reichweite in beiden Richtungen
enorm. Einfach, weil die Macht des Unbewussten enorm ist. Diese
bewirkt potenziell eine Steigerungstendenz bis hin zu Extremwerten.
Wir sehen da vor uns: Große kulturelle Glanzleistungen bei Ländern
und Völkern mit einer ausgeprägten religiösen Basis; wir sehen vor
uns schlichte, fromme Menschen, die getragen von der Kraft ihres
Glaubens fast Übermenschliches leisteten, wenn es darum ging, Gutes
zu tun – z.B. in Katastrophen-Situationen beherzt und entschlossen
zuzupacken; wir sehen das bei christlichen Menschen (egal von welcher
Kirche oder „ketzerischen“ Freikirche) und auch in
„unchristlichen“ Religionen; wir sehen andererseits aber auch vor
uns die Grausamkeiten des „heiligen“ sunnitischen Jihad, die
Exzesse in den Folterkammern der Spanischen Inquisition, Hexenjagden
und die vielen mörderischen Glaubenskriege mit Todesopfer-Zahlen,
die selbst Hitlers Holocaust noch in den Schatten stellen.
Kurzum:
Religionen sind alle „irgendwie gut“, und „irgendwie
schmuddelig“ zugleich. Der Zugang zu dem besagten unbekannten
Territorium wirkt anscheinend wie ein Verstärker mit Subwoofer, der
die Amplitude vergrößert und Tiefentöne deutlicher heraushebt. Das
„Gute“ und „Schmuddelige“, das man als Mixtur ja auch sonst
im gesellschaftlichen Leben kennt, zeigt sich innerhalb von
Religionen wegen der dort aktivierbaren „Energiefelder“
anscheinend mit größerer Klarheit, größeren Extremen und mehr
„Klangfülle“.
Otto Normalbürger, der eher unreligiös
und materialistisch lebt, meidet gern den Kontakt mit seiner eigenen
unbekanntem und machtvollen Sphäre des Unbewussten – getreu seinem
Leitspruch „friedlich ist das Wespennest, wenn man es in Ruhe
lässt“. Aber dann bleibt sein Leben wohl auch flach. Im Großen
und Ganzen sollte man in der heutigen pluralistischen
Diversifizierung von Religion und in der Tatsache, dass es in Europa
heute neben der „Amtskirche“ noch ca. 1100 Alternativ-Religionen
gibt, durchaus eine positive Chance sehen - die bunte Vielfalt eines
Mischwaldes bietet mehr schöpferische Chancen, als eine öde
Monokultur. Diese Buntheit entsteht in einem modernen europäischen
Land, in dem die Ideale einer offenen pluralistischen Gesellschaft
gelten, sowieso mit völlig unvermeidbarer Zwangsläufigkeit. Man
empfindet es daher zunehmend als normal, dass es einen Trend weg von
der antiquiert-sklerotisch wirkenden Amtskirche gibt, und dass heute
in großer Zahl Vorstöße in geistiges Neuland gesucht werden. Die
Amtskirche ist rein zahlenmäßig auf dem Rückzug (das ist sie nun
schon länger) und in das hinterlassene Vakuum stoßen jetzt andere
Kräfte vor. C'est la vie. Das geschieht einfach, weil es Menschen
gibt, die ihre natürlich-wache Neugier dem Leben gegenüber noch
nicht verloren haben. Die meisten Menschen empfinden es als
beflügelnd, wenn das Leben in erneuernder Weise vorwärts geht,
statt rückwärts.
Es ist klar: Eine letztliche Antwort auf
das Problem der ambivalenten „Klangfülle“ oder „Gemischtheit“
von Gutem und Schlechtem in Religionen gibt es noch nicht, und die
ist auch so schnell nicht zu erwarten. Man wird weiter damit rechnen
dürfen, dass in der Religions-Szene Menschen ganz ehrlich und in
hocheffizienter Weise Gutes tun. Man wird weiter erleben, dass in
dieser selben Szene auch groteske (Freud´sche) Entgleisungen
vorkommen – hoffentlich nicht wieder so riesig und krass, wie in
damaligen Inquisitions-Folterkammern, wo unter „liebevoller“
Obhut der Kirche ja im geradezu in einem riesigen, vom Umfang her
fast „industriellen“ Maßstab gearbeitet wurde. Sicher wird man
die 1100 Alternativ-Religionen, die wohl zu 98% aus wohlmeinenden
Gutmenschen bestehen, nicht einem Generalverdacht aussetzen und diese
(mit „liebevoller“ kirchlicher Hilfe) unter
Dauer-Polizei-Überwachung stellen müssen. Man kann die
avantgardistische Anti-Establishment-Ketzerei, die im Umfeld von
neuen religiösen Bewegungen vorkommt, auch nicht einfach amtlich
verbieten oder per Verordnung mittels Zwangs-deprogramming
weg-“exorzieren“. Auch sind „Exoten“, wie fröhlich
rituell-tanzende Hippie-Religionsgemeinschaften,
kuschelig-esoterische Wellness-Religionen und still-weltabgeschiedene
Gebetsmühlen-Clubs wohl weder der Untergang des Abendlandes, noch
gefährliche Störer der öffentlichen Ordnung.
Sicherlich
gibt es auch schrille Ausnahmen dieser Regel. Aber das betrifft nur
die Binsenweisheit, dass in einer pluralistischen Vielheit immer
irgendein kleiner Prozentsatz an Freud´schen Irrläufern in Form
Schwarzer Schafe auftauchen wird, die plötzlich irgendwie ausrasten
und Schlimmes machen. Hier sind dann Polizei und Justiz gefordert.
Diese Fälle sind aber nicht repräsentativ für die 1100-er
Gesamtgröße. Ein aus „Sicherheitsgründen“ von einer gütigen
Kirche liebevoll installierter Gesinnungs-TÜV als Leitidee und
„Verbraucherschutz“ für Europa würde wohl eher lächelnd
abgelehnt.
4.3 Die eigentümliche Mixtur von Freiheitlichkeit und Intoleranz in Religionen
Keineswegs, denn es gibt starke Gründe für die Auffassung, dass in Religionen im Ganzen gesehen das Positive dominiert. Denn Religionen sind nach üblicher Begriffsverwendung Gruppierungen, die in organisierter Form das Gute wollen – getragen von ihrem Glauben an etwas Numinoses, das ihnen dabei die nötige Kraft geben soll. In der Praxis tun sie dann meist auch tatsächlich Gutes. Das ergibt sich schon allein aus der psychologisch bekannten Kraft des positiven Denkens, also aus der Wirkung positiver Affirmationen, die in unsere tieferen Bewusstseins-Schichten vordringen und von dort aus positives Handeln erzeugen. Sakralsprachen und Lithurgien verstärken diesen Effekt noch beträchtlich. Das alles würde sogar dann funktionieren, wenn die von einer Religion geglaubten Gottesvorstellungen und sonstigen Inhalte aus Normalbürger-Sicht eher abwegig-verworren erscheinen.
Man muss dabei den Religionsbegriff natürlich klar abgrenzen gegenüber Scheinreligionen und „Anti-Religionen“. Sicherlich gibt es im Umfeld all dessen, das heute als „Religion“ zu firmieren versucht, auch gesellschaftliche Extrem-Gruppen, die das Etikett „Religion“ nur als Maske und Tarnung benutzen, um unter diesem Deckmantel ungestört Fragwürdig-Kommerzielles oder Machtorientiert-Strategisches zu betreiben (ein mögliches Beispiel hierzu wäre Scientology). Es mag auch Satanisten-Gruppen geben, die den Anspruch stellen, Religionen zu sein. In Wirklichkeit sind solche Gruppen geradezu antithetisch zu wirklicher Religion.
Dass Religionen mitsamt ihren guten Absichten auch „entgleisen“ können, ist nicht neu und ändert zunächst nichts an der ursprünglich guten Absicht. Es sind die Wirkungen des noch-nicht-entwirrten „unverdauten Materials“ im (kollektiven) Inneren des Bewusstseins, die das Irrationale und Widersprüchliche in den Religionen erzeugen. Die krassesten Illustrationen für das mögliche Entgleisungs-Problem liefern interessanterweise gerade die großen Establishment-Religionen, wie Kirchen-Christentum und Islam, wenn man an die riesenhaften Sündenregister denkt, die diese Religionen auf dem Kerbholz haben (Sigmund Freud lässt grüßen). Was Sündenregister betrifft, wirken dagegen die „Neureligionen“ in der Masse betrachtet bisher noch eher blass und unterbelichtet.
Es kommen jetzt im Folgenden einige kirchenkritische Passagen, diese sind aber nur beispielhaft zu verstehen. Ähnlich Kritisches könnte man im Prinzip über jede größere Religionsgemeinschaft sagen.
Bei sehr großen religiösen Institutionen, wie der Kirche oder dem sunnitischen Islam, können wir grundsätzlich nicht davon ausgehen, dass sie „geschlossene Blöcke“ mit jeweils einheitlicher Willensbildung sind. Hier bilden sich intern automatisch unterschiedliche Fraktionen, die z.T. gegensätzliche Ziele verfolgen, und in den religiösen Institutionen eine Art „innere Zerrissenheit“ erzeugen können; bei einigen Fraktionen kann sogar die religiöse Botschaft weitgehend aus dem Blickfeld geraten zugunsten weltlicher Ziele, die ggf. machtpolitisch-lobbyistisch mit großen Ehrgeiz vorangetrieben werden. In solchen Fällen werden dann die Positiv-Effekte von Religion, die normalerweise durch psychologische Affirmationen, Sakralsprachen und Lithurgien entstehen, außer Kraft gesetzt. Die gesamte Situation im Umfeld solcher Fraktionen – die dann „scheinreligiösen“ Charakter haben - kann dann ins Negative „kippen“.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die sog. „Heilige Inquisition“ mit ihren Folterkammer-Exzessen und Exekutionen. Stellt man in diesem Zusammenhang einmal die typische Bert-Brecht-Frage, aus welchen Quellen die Heilige Inquisition denn damals eigentlich finanziert wurde, dann kommt es heraus: Aus den konfiszierten Vermögen der Exekutierten. Mit anderen Worten: Die Heilige Inquisition war weitgehend ein Geschäftsmodell. Dieses funktionierte auf der Basis von Diebstahl und Mord. Hier haben wir es mit verhängnisvollen kirchlichen Fehlentwicklungen zu tun, die zu der ursprünglichen religiösen Botschaft mit ihren Zehn Geboten im krassen Gegensatz standen, auch wenn man damals heuchlerisch versucht hat, diese Dinge irgendwie pseudo-theologisch zu kaschieren.
Kirchenkritisches kann man aber aus neuerer Zeit berichten, wenn man z.B. an die Pädophilie-Skandale denkt, die vor etlichen Jahren durch die Presse gingen. Als besonders unlauter galten dabei die von Seiten der Kirchen-Organisation und ihren Funktionären vorgenommenen scheinheiligen Vertuschungs-Versuche. Auch hier also eine „weltliche“ Motivation: Der Versuch einer Schadensbegrenzug. Dieser Versuch scheiterte, und es kam zu zahlreichen Kirchen-Austritten, als das ganze Ausmaß der Skandale enthüllt war.
Nun noch zum Schluss ein paar kirchenkritische Worte zum diskreditierend benutzten Kampfbegriff „Sekte“ innerhalb einer lobbyistischen Taktik, die ebenfalls „weltlich“ motiviert ist: Es ein Akt verbaler Unredlichkeit, wenn aus taktischen Gründen mit Begriffsverwirrung gearbeitet wird – mit dem erkennbaren Ziel, das gesamte umfangreiche Feld der Neureligionen mittels der Medien pauschal zu diskreditieren. Genau das geschieht, wenn man die 1100 Neureligionen mit solchen Fragwürdigkeiten, wie Satanismus oder Scientology, in einem Topf zusammengeworfen zu einer grauen Einheits-Suppe verrührt, den Topf trickreich-betrügerisch mit dem Etikett „gefährliches Sektenwesen“ beklebt und in Bausch und Bogen verteufelt. Das wirkt so, wie wenn man all die vielen ethnisch und kulturell unterschiedlichen Afrikaner-Gruppen von unterschiedlich dunkler Hautfarbe pauschal als „Nigger“ etikettieren würde, egal, ob sie nun menschenverachtende und folternde Warlords aus dem Kongo-Gebiet sind, oder gebildete und traditionell-religiöse Ägypter aus Luxor am Nil.
Seit ein paar Jahren verliert die klischeehafte, unseriös-verallgemeinernde Art von anti-“Sekten“-Rhetorik allerdings an Schwung und wirkt abgedroschen. Diese Rhetorik „riecht nach Kirche“. Man spürt die versteckte Absicht, man spürt die taktische und „weltliche“ Agenda. Typische Folge: Die Leute verlieren das Interesse, wie fast immer, wenn irgendetwas „nach Kirchen-Agenda riecht“. Auch in Medien und Politik flaut das Interesse ab. Begrifflich betrachtet gibt es keinen Grund, sog. „Sekten“ und Kirchen überhaupt kategoriell voneinander zu unterscheiden – wenn man absieht vom Größenunterschied, dem Etabliertheits-Grad und dem bei Kirchen umfangreicheren „Sündenregister-Kerbholz“.
Das hier skizzierte Bild soll nun aber auch nicht zu einseitig-kritisch werden. Wir sind uns sehr wohl der allgemein bekannten Tatsache bewusst, dass die gläubigen Christen an der Basis der Kirche, zu der man auch die meisten Pfarrer rechnen kann, meist wirklich hilfsbereite, tatkräftige und wertvolle Menschen sind. Alles, was über die Wirkung positiver „Energiefelder“ durch religiöse Praktiken gesagt wurde, gilt ja auch für die verschiedenen christlichen Religionsgemeinschaften.
Problematisch ist eher die übergeordnete Institution selbst mit ihren „Funktionären“, und hier insbesondere die „lobbyistische“ Fraktion (die sich z.T. selbst als Fortsetzung der Heiligen Inquisition begreift). Diese trägt mit ihrer manchmal etwas paranoiden anti-“Sekten“-Hysterie einen unguten intoleranten Geist in unsere Gesellschaft hinein. Sie stellt sich damit in einen diametralen Gegensatz zu den Idealen einer offenen pluralistischen Gesellschaft. Das führt aber auch bereits kirchenintern zu murrenden Widerständen „von innen“, wo die Gemeindemitglieder sich durch den Lobbyismus z.T. angeekelt fühlen, und wo die Frage laut wird, ob man diese nicht mehr zeitgemäße Fraktion heute überhaupt noch braucht. Dieses lobbyistische Element wird natürlich auch von der Religionswissenschaft eingehend kritisch auseinandergenommen. Eigentlich sollten die Kirchen dieses deutliche Feedback dankbar annehmen: Man könnte ja daraus lernen und den Wert oder Unwert dieser Fraktion wirklich einmal hinterfragen.
In dem Artikel wurde hoffentlich deutlich, dass einerseits in jeder Religion die eigentümliche Ambivalenz von Freiheitlichkeit und Intoleranz unvermeidbar ist, solange im individuellen und kollektiven Bewusstsein die Entwirrung und Auflösung des „unverdauten psychischen Materials“ noch nicht abgeschlossen ist. Es wurde andererseits aber wohl auch deutlich, dass Religionen ein unschätzbares Positiv-Kapital haben in Form von tiefenpsychologisch und bioenergetisch wirksamen Sakralsprachen und Lithurgien. Positiv wirkt auch die in Religionen insgesamt vorhandene Tendenz zu positivem Denken und zum Anwenden von Affirmationen, zu denen man letztlich ja auch Gebete rechnen kann. Das alles wirkt unmittelbar praxisrelevant und hilft dabei, die Religionen durch die erwähnte „Entwirrung und Auflösung“ psychischer Altlasten im positiven Sinn vorwärts zu bringen. Im klassisch-indischen Denken geht die Orientierung am direkt Praxisrelevanten und „Empirischen“ noch sehr viel weiter. Methodensysteme, wie Yoga und Meditation haben nichts mit frommer Gläubigkeit zu tun. Sie funktionieren sehr effizient und unabhängig von theologisch formulierten Religionsinhalten.
Insgesamt kann man sagen, dass alles Negative, das den Religionen anhaftet, fast durchgängig etwas mit Lobbyismus-Tendenzen zu tun hat, die am eigentlichen Spirituell-Religiösen weit vorbei gehen. Nur so entstehen Folterkammer- und Hexenverbrennungs-Geschichten, nur so entstehen Islamisch-Jihadistische Grausamkeiten, die Justiz-Methoden von Saudi-Arabien, Verketzerung von Andersdenkenden, etc., etc.
Es ist immer wieder der von solchen Kräften erzeugte Ungeist der Intoleranz, der Religionen teilweise fragwürdig erscheinen lässt. Es wäre hilfreich, wenn die Gläubigen an der Basis der Religionen die Wachsamkeit und die Macht hätten, diese letztlich unreligiös-weltlich motivierten „Funktionärs“-Machenschaften gründlich „zurückzustutzen“.
4.4 „Gibt es Gott?“ Ein Gedankenaustausch
Ausgangspunkt ist die Selbstorganisationskraft der Natur und die daraus sich ergebenden Fragen: Gibt es einen „Naturintelligenz-Gott? und “Welchen Bezug hat dieser zu unserem SELBST?
Der unpersönliche Aspekt des „Naturintelligenz-Gottes“ und dessen Erfahrbarkeit im Selbst.
Man sieht in diesem Thema ja immer zwei Aspekte, einen persönlichen und einen unpersönlichen. Maharishi Mahesh Yogi macht uns in seinem Buch „Wissenschaft vom Sein“ darauf aufmerksam.
Der unpersönliche Aspekt dieser geheimnisvollen „Naturintelligenz“ ist durchaus erfahrbar. Es handelt sich um die Erfahrung unseres eigenen Selbst, wenn wir in der Meditation in die Transzendenz eintauchen. In höheren Bewusstseinszuständen wird es klar, dass dieses transzendente Selbst nicht nur mir privat gehört. Nein, es ist das eine Selbst, das in allen Menschen gleichzeitig ist – das nur einmal existiert, und doch als „Ich Bin“ 8-Milliarden-fach in allen Menschen auftaucht.
Und dieses eine Selbst wird aus der Sicht höheren Bewusstseins zugleich als das Selbst des gesamten Universums gesehen – als die Basis der kosmischen Selbstorganisationskraft. Aus diesem Selbst stammt die unglaubliche Kreativität und Genialität, mit der die Natur sich in allen ihren Systemen perfekt selbst organisieren kann. Wenn diese Kreativität allgegenwärtig und alles-durchdringend ist, dann taucht sie eben auch im Menschen auf, der auf dieser Basis kreative Leistungen hervorbringt. Man vergisst manchmal, dass diese vermeintlich individuelle Kreativität in Wirklichkeit kosmische Kreativität ist, die im Menschen einen Tummelplatz findet – einen unter vielen. Kreativität ist immer davon abhängig, wie gut ich an die göttliche Quelle „online“ gehen kann. Wer regelmäßig meditiert, verbessert allmählich seine „Empfangsqualität“.
Kurzum: Die Ausgangsfrage „gibt es einen Naturintelligenz-Gott?“ kann man, soweit sie das eigene und das kosmische Selbst betrifft – die Intelligenz der Natur – aus der Sicht vorliegender Erfahrungen, die menschenmöglich sind, uneingeschränkt mit „Ja“ beantworten. Das betrifft dann aber zunächst nur die Frage nach dem unpersönlichen Aspekt Gottes.
Man muss bei Themen dieser Art offenbar immer unterscheiden zwischen Religion und Spiritualität. Religion hat etwas mit Gläubigkeit zu tun, Spiritualität mit Erfahrung. Der eben beschriebene „unpersönliche“ Aspekt Gottes ist nichts, woran man glauben muss – dieser Aspekt ist erfahrbar. Wir finden ihn in der Natur und in uns. Im Gegensatz zu Gläubigkeit hat Spiritualität prinzipiell die Möglichkeit, ein grundlegender Teil empirischer Wissenschaftlichkeit zu werden. Dies ist der Weg, den Maharishi Mahesh Yogi ja auch eingeschlagen hat - er wollte keine Religion gründen.
Auffällig ist daher auch, dass Maharishi Mahesh Yogi in seinem oben genannten Buch unter der Überschrift „Wege zur Gott-Verwirklichung“ zwar verschiedene konkrete Wege ausführlich beschreibt – dies sind aber alles Wege zum Selbst, also zu dem Naturintelligenz-Gott, den jeder in sich hat. Damit hat er den unpersönlichen Aspekt Gottes erfasst, aber nicht den persönlichen.
Völlig ausgeblendet bleibt nämlich die Frage: Was ist mit Gott als ein DU - ein Wesen, das ich vertrauensvoll um Rat und Hilfe bitten kann, wie einen guten Freund?
Maharishi beschreibt zwar den persönlichen Aspekt Gottes als ein höchstes Wesen, verzichtet aber darauf, Wege zu beschreiben, die uns den Kontakt mit diesem Wesen ermöglichen. Dies war aus den genannten Gründen wohl auch nicht seine Aufgabe.
Gibt es Gott als ein DU? Sind entsprechende Begegnungen und Wunscherfüllungen möglicherweise nur die Ergebnisse psychologisch wirksamer Affirmationen?
Die Frage nach der Erfahrbarkeit eines persönlichen Gottes, die über die Ebene einer bloßen Selbsterfahrung oder Naturintelligenz-Erfahrung hinausgeht, bewegt viele von uns weiterhin. Allerdings sind hier die Antworten nicht so einfach, dass man sie in einer überschaubaren Anzahl von „Wegen zur Gottverwirklichung“ zusammenfassen könnte. Die spirituelle Suche der Menschen geht hier sehr vielfältige und oft verschlungene Wege – vielgestaltig wie die Menschheit selbst mit all den zahllosen Biografien und Schicksalen. Man sucht vergebens nach Gesetzmäßigkeiten. Diese Suche nach Gotteserfahrung und die zahllosen Antworten, die gefunden wurden, lassen sich weder in der Theologie einer „Amtskirche“ noch in einem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess dingfest machen. Die Suche ist sehr individuell.
Eine jener vielen und sehr individuellen Antworten können wir hier einmal beispielhaft skizzieren. Im entfernten Bekanntenkreis eines unserer Mitglieder gibt es eine Frau, die angab, zu Gott eine sehr persönliche Beziehung zu haben. Sie nennt ihn „Kurt“. Kurt ist ihr bester Freund – ein ständiger hilfsbereiter Ratgeber. Wenn sie in eine schwierige Situation kam, sagte sie oft: „Kurt, das meisterst Du schon!“ Die Frau kommt mit ihrem Leben bemerkenswert gut zurecht. Sie ist warmherzig, konkret und zupackend. Man hat den Eindruck, sie lebt in der Fülle der Realität und nur in ihr. Alles das, auch ihr heiteres Naturell und die spielerische Leichtigkeit, mit der sie den Schwierigkeiten ihres Lebens begegnet, scheint sie ihrem besten Freund zu verdanken.
Auf die Frage, auf welche Weise sie mit Kurt kommuniziere, antwortete sie einmal: „Er spricht zwar nicht in Worten mit mir, als stünde er jetzt vor mir, aber er benutzt viele Kommunikationswege. Vieles davon geht über Gedanken – auf diese Weise bekomme ich die guten Ratschläge und Ideen. Anderes läuft über die Alltagserfahrungen, die ich mache. Oft spüre ich die unterstützende Kraft Gottes, zuweilen auch seine korrigierende Kraft, wenn er mir durch meine Erfahrungen zu verstehen gibt, dass ich gerade in die falsche Richtung laufe. Das Leben bekommt eine faszinierende Magie, wenn man sich auf den Dialog mit Gott einlässt und dann merkt, dass der scheinbar so banale Alltag in Wirklichkeit die ständige Kommunikation mit Gott ist.“
Diese Frau hatte offenbar auf die Frage nach dem persönlichen Gott eine ebenso liebenswerte wie interessante Antwort gefunden. Und das Prinzip schien zu funktionieren. Natürlich bleiben viele Fragen offen.
Man fühlt sich hier unwillkürlich an die psychologische Wirkungsweise von Affirmationen erinnert. Der Mechanismus ist bekannt: Man sendet Affirmationen (= innere Bekräftigungen) in Form von Worten oder visionären Bildern in sein Unterbewusstsein. Die Wirkung ist oft frappierend, sie setzt dann ein, wenn der Wunsch-Impuls innerlich losgelassen (transzendiert) wurde. Spitzensportler arbeiten vielfach mit Affirmationen, um Bewegungsabläufe zu optimieren. Die guten Resultate kommen teils von außen in Form von Situationen und Hilfen, teils von innen in Form von Ideen. Von innen kommt auch eine verbesserte Wachsamkeit, auf deren Grundlage man in den Situationen des Lebens dann auch schneller die sich bietenden Chancen sehen kann. Manche Psychologen gehen davon aus, dass die Wirksamkeit religiöser Gebete überwiegend auf den Mechanismus innerer Affirmationen zurückgeht – also mit „Gott als ein DU“ gar nichts zu tun hat.
Ist nun also jener „Kurt“ wirklich Gott, oder nur eine nützliche Denkfigur, die der Frau das Arbeiten mit psychologisch wirksamen Affirmationen erleichtert? Ist er nur eine Art Katalysator für einen letztlich psychologischen Ablauf?
Immerhin kann dieser psychologische Ablauf uns in sehr grundlegende Tiefen des Unterbewusstseins führen – bis hin zur Ritam-Ebene. Dieser transzendente Bereich hat eine hohe Wunscherfüllungskraft. Wir kennen das von den Sutren des TM-Sidhi-Programms. Es gibt anscheinend Affirmationen, die über die Tiefenschicht des Bewusstseins bis in kosmische Dimensionen gelangen können, und von dort aus entsprechend machtvolle Ergebnisse hervorbringen. Damit wären wir dann zwar wieder in der göttlichen Sphäre angelangt, allerdings jetzt auch wieder beim unpersönlichen Aspekt Gottes. Ein echter Dialog mit einem „DU“ wäre das nicht.
Berichte von Direkt-Begegnungen mit einem „Persönlichen Gott“ gibt es in allen Kulturkreisen; Bezug zu feinstofflichen Verkörperungen, Schamanismus und Yagyas
Gott als ein DU, als eine Art allmächtiger Super-Organismus, ist als Gedanke natürlich in allen Kulturkreisen präsent. Grundsätzlich muss man zunächst davon ausgehen, dass alles persönlich-Göttliche auf feinstofflichen Realitäten beruht. Das Spektrum dessen, was man in diesem weitesten Sinn des Wortes als „Organismus“ bezeichnen kann, beschränkt sich also nicht auf das, was grobstofflich sichtbar ist und Thema einer materialistischen Biologie sein kann. Es gibt anscheinend eine große Zahl unsichtbar-feinstofflicher Organismen, deren Existenz sich z.B dann offenbart, wenn bei Naturvölkern Schamanismus praktiziert wird, oder wenn in Indien Opferzeremonien, sog. Yagyas durchgeführt werden. Die zweifelsfrei spürbare Wirksamkeit solcher Abläufe hat sicher etwas mit feinstofflichen Wesenheiten zu tun. Wenn Gott als das höchste und mächtigste Wesen grobstofflich wäre, könnte man ihn ja sehen.
Ein anderer Aspekt dieser höchsten Wesenheit, der in allen Kulturkreisen als Gedanke existiert, ist die Allmächtigkeit. Damit hängt eng zusammen eine postulierte typische Eigenschaft Gottes: seine unendliche Vielgestaltigkeit. Im Abendland gilt daher die Spielregel „mache dir kein Bild von Gott“. Jeder Versuch, sich ein Bild zu machen, würde letztlich Gott einschränken und der unendlichen Vielgestaltigkeit, die menschliches Begriffsvermögen übersteigt, nicht gerecht werden.
Im Indien ging man seit Alters her mit dem Vielgestaltigkeits-Aspekt völlig entgegengesetzt um: Dort existieren viele Götter, von denen man sich auch viele bunte Bilder machen kann, aber diese vielen Götter sind in Wirklichkeit alle der Eine Gott, der sich eben in zahllosen Erscheinungsformen manifestieren kann.
In der klassisch-indischen Vorstellung ging man bei der Interpretation der Vielgestaltigkeit noch sehr viel weiter, letztlich war dort jeder Organismus, alles, was es gibt, eine Manifestation Gottes. Alles, vom Feinstofflichen bis hin in die gröbste Grobstofflichkeit, gehört zu den unzähligen Erscheinungsformen, in denen sich der allmächtige und vielschichtige Gott manifestieren kann. Also ist auch jeder Mensch im Kern seines Wesens göttlich. Wenn indische Menschen sich begrüßen, sagen sie „Namaste“ (= ich grüße das Göttliche in dir“).
Die Kontaktaufnahme mit Gott-als-ein-DU erfolgt in Indien so, dass man sich in Form von Yagyas oder Gebeten an seine bevorzugte Gottheit – vielleicht Shiva, Ganesha, Durga oder Kali – wendet. Man weiß dabei, dass man sich dadurch automatisch an den höchsten und einzigen Gott wendet, der eben verschiedenartig auftreten kann. Aber Gott manifestiert sich auch in den Menschen; im Grunde könnte man also auch jeden Menschen als Gott verehren – zumindest sieht man in jedem Menschen, egal, wie fehlerhaft oder durchschnittlich er ist, das Zwischenstadium eines Entwicklungsprozesses. Dahinter steckt wiederum die göttliche „Kraft der Evolution“, der in diesem Fall die Verehrung gilt.
Besondere Verehrung gilt allerdings denjenigen sehr hochentwickelten Menschen, in deren Gestalt Gott hier auf der Erde einen bestimmten Auftrag erfüllt, z.B. Krishna oder Rama. Sie unterscheiden sich von gewöhnlichen Menschen dadurch, dass sie göttliche Perfektion repräsentieren. Ihre erweiterte Art der Wahrnehmung lässt sie „das Selbst in allen Wesen und alle Wesen in dem Selbst“ sehen (Upanishaden) – daraus ergibt sich die höchste Form des Mitgefühls und des Aktiv-Seins für andere.
Die Aufträge dieser göttlichen Verkörperungen laufen (nach der Bhagavad Gita) im Grunde darauf hinaus, die Präsenz Gottes hier auf Erden wieder neu zu etablieren, was parallel damit geschieht, dass negative Kräfte und menschlich verursachte Fehlentwicklungen neutralisiert werden.
Das allmähliche Anwachsen einer „Sünden-Last“ hier auf Erden und die Notwendigkeit, diese negative Kraft von Zeit zu Zeit zu neutralisieren, folgt eigentlich einer recht plausiblen Logik: Durchschnittliche Menschen, die vorerst ja nur Zwischenstadien eines Entwicklungsprozesses repräsentieren, machen zwar viele Dinge richtig, aber sie machen eben auch Fehler. Außerdem sind sie durch Verlockungen, wie Macht und Geld korrumpierbar. Die Gesamtheit der dadurch entstehenden Fehlentwicklungen im kollektiven Bewusstsein addiert sich über längere Zeiträume zusammen und wird zu einer Gefahr. Diese Negativ-Spirale kann sich besonders dann bedrohlich beschleunigen, wenn extreme Formen von Selbstsucht sich als Machtgier äußern. Hier wird dann göttliches Eingreifen erforderlich. Dieses zeitweilig immer wieder auftretende Erfordernis ist eine logische Folge der gottgegebenen menschlichen Willensfreiheit, die immer zweierlei ist: Chance und Risiko zugleich.
Gott als ein DU ist, wie diese wenigen verschiedenen Beispiele von Gottesverehrung zeigen, nicht als etwas Eindeutiges dingfest zu machen. Vielfältig ist Gott in seinen unzähligen Erscheinungsformen. Und vielfältig wie die verschiedenen Lebenssituationen der Menschen verschiedener Kulturkreise und Epochen sind die unzähligen Dialoge, die zwischen Mensch und Gott ablaufen.
Ob es sich bei dem Gott-als-ein-DU nun um jenen „Kurt“ handelt, oder um feinstoffliche numinose Wesenheiten, mit denen in Indien in Form von Yagyas kommuniziert wird, oder ob wir Gott in hochentwickelten Menschen, wie Krishna, Rama, Lao-Tse oder Jesus verehren – all dies sind nur Beispiele.
Die Erfahrbarkeit der göttlichen Ebene im Lichte verschiedener Bewusstseinszustände
Ein ganz wesentlicher Aspekt der Art und Weise, wie die Begegnung mit Gott-als-ein-DU sich gestaltet, ist, dass dieser ganze Bereich davon abhängig ist, in welchem Bewusstseinszustand der jeweilige Mensch ist. Menschliche Evolution bewegt sich schrittweise in Richtung höherer Bewusstseinszustände. Die Unterschiede zwischen diesen Zuständen liegen in der Art, wie der Bezug zwischen dem Absoluten und der Relativität, der veränderlichen Sphäre des Lebens, wahrgenommen wird.
Im gewöhnlichen Wachzustand beschränkt sich die Wahrnehmung normalerweise auf die Relativität. Erfahrungen der Begegnung mit Gott kommen zwar vor, sind aber in vielen Fällen nicht eindeutig. Diese Erfahrungswelt kann auch schnell wieder dem Blickfeld entschwinden und ist jedenfalls nicht reproduzierbar. Da man bei Erfahrungen dieser Art sozusagen auf die „Gnade Gottes“ angewiesen ist, bewegen sich diese Erfahrungen oft in einem Spannungsfeld zwischen Enthusiasmus und Zweifel.
Im Kosmischen Bewusstsein, wenn der Mensch beginnt, sich in Richtung Gottesbewusstsein zu entwickeln, haben wir eine neue Situation. Hier ist diese Begegnung echt und real. Sie hat den Charakter völliger Hingabe und wird zum entscheidenden Lebensthema überhaupt. Der persönliche Gott als „Herrscher des Relativen“ ist in der subtilsten und zugleich mächtigsten Ebene des Relativen angesiedelt – und diesem Gott gilt die Hingabe.
Im Einheitsbewusstsein ist die Situation wieder eine ganz neue. Hier bricht die gesamte – sonst so dominierende – Relativität in der Wahrnehmungswelt zusammen wie ein Kartenhaus und wird als illusionär erkannt. Sie wird zu einem unbedeutenden oberflächlichen Wellenmuster an der Oberfläche eines unendlich weiten Ozeans – und dieser Ozean ist das Absolute Selbst. Zwar werden alle die vielen grob- und feinstofflichen Aspekte des oberflächlichen Wellenmusters kristallklar erkannt, aber sie spielen für den Jnani (den Einheitsbewussten) keine Rolle mehr. Auch diese werden dann in Begriffen des Selbst gesehen. Das Selbst wird als das Selbst aller Wesen und als Basis des Universums gesehen – die Wesen selbst einschließlich des eigenen Körpers und der eigenen Persönlichkeit und einschließlich der gesamten Schöpfung sind dann nur noch Aspekte des Wellenmusters. Alles das wird „MAYA“, „das, was nicht ist“. MAYA hat keine eigene Existenz, so, wie ja auch die Wellen des Meeres nur im Bezug zum Ozean da sind und ohne ihn nicht unabhängig existieren können.
Was wird dann aus der Ich-Persönlichkeit des Jnani, was aus dem Ego und was wird aus dem Gott-als-ein-DU? Die Persönlichkeit lebt zwar weiter, aber das Ego wird sozusagen erkannt als der „Oberbürgermeister des Nichts“, als etwas Bedeutungsloses. Damit entfällt der Egoismus und wird durch universales Mitgefühl ersetzt.
Wenn ein begrenztes Ich seine Bedeutung verliert, verliert streng genommen auch Gott-als-ein-DU seine dominierende Rolle. Er wird zum Herrscher der Relativität – zu einem Teil des Wellenmusters.
Im Endeffekt führt die Suche nach dem Gott-als-ein-DU wieder dorthin zurück, wo sie begonnen hat: Die Suche fing beim Ich an, also bei einem kleinen Selbst, das Hilfe sucht. Und die Suche endet wieder beim Selbst, aber jetzt beim großen SELBST des Jnani. Dort ist das Gesuchte dann, anders als vorher erwartet, schließlich doch gefunden worden. An dieser Stelle wird dann der persönliche mit dem unpersönlichen Aspekt Gottes in Eins zusammenfallen.
Man fühlt sich bei allen diesen Fragen und Erfahrungswelten, die mit der Suche nach Gott zusammenhängen, stark erinnert an die denkwürdige Aussage des Physikers Eddington:
„Wir haben eine geheimnisvolle Fußspur an den Ufern des Unbekannten gefunden … Schließlich haben wir (nach langen Suchprozessen) erfolgreich das Wesen rekonstruieren können, von dem diese Fußspur stammte. Und siehe da! Sie ist unsere eigene.“
5. Vedischer Stadt- und Siedlungsbau. Neues Bauen schafft neues Bewusstsein
Das Zusammenwirken von Vastu-Shanti, Graha-Shanti und Manas-Shanti - speziell angewendet auf Projektarbeit mit Migranten.5.1 Ausgangslage und unser erster Vorschlags-Beitrag zur Problemlösung
Die Ausgangslage ist ja klar - die Situation, die uns überall in Europa gegenwärtig stark herausfordert: Wir werden von einer Flüchtlingswelle überschwemmt, deren Ende nicht abzusehen ist. Die anfänglich von politischer Seite verkündete „Willkommenskultur“ wich bald einer allgemeinen Ernüchterung. Die in der Öffentlichkeit üblicherweise in dieser Problematik angeschnittenen Gefahren-Themen sind bekannt:- Ghettobildung und die Entstehung von Parallelgesellschaften aufgrund der offensichtlichen Integrationsschwierigkeiten, wenn Migranten in zu großer Zahl und aus kulturell zu andersartigen Herkunftsländern in unser Land und in unsere Sozialsysteme unkontrolliert einwandern.
- Die Schwierigkeit, irreguläre Einwanderung schon an den EU-Außengrenzen zu stoppen und illegale Migranten abzuschieben, um sicherzustellen, dass nicht ein Zuviel an an unkontrollierter Einwanderung die europäischen Gastländer wegen der entstehenden sozialen Spannungen überfordert und destabilisiert.
- Sicherheitsprobleme, die von Migranten – speziell aus moslemischen Ländern mit strenger Anbindung an einen Scharia-gläubigen fanatisierten Islam – ausgehen: Prizipielle Ablehnung unseres Rechtsstaats, Mangelnder Respekt und Übergriffigkeit gegenüber Frauen, fanatisierte Gewalttätigkeit, Verwicklung in Kriminalfälle, Clan-Kriminalität.
Wir wollen das Thema trotzdem von der positiven Seite angehen, und uns bei der Wahl unserer Zielgruppe auf integrationsfähige Migranten beschränken, die legal im Land sind und den Wunsch haben, sich in den hiesigen Arbeitsmarkt einzubringen. Diese gibt es zahlenmäßig mehr, als man zunächst vermutet.
Die jetzt unmittelbar anstehende praktische Aufgabe ist das Schaffen von Wohnraum für die vielen Menschen Es müssen Häuser gebaut werden. Dieses Erfordernis sollte man gleich verbinden mit der Nutzung des Vastu-Kohärenzeffekts, der langfristig eine große Bedeutung hat. Es geht also um Bauen nach dem Architekturprinzip von Sthapatya Veda. Vastu-Siedlungen erfüllen dann über die reine Schaffung von Wohnraum hinausgehend dann noch wichtige soziale Aufgaben: Sie werden zu Vastu-Integrationszentren, also zu Zentren kollektiver Bewusstseinsentwicklung und
Persönlichkeitsentfaltung. In diesen Zusammenhang sind dann auch Sprachkurse wichtig. Wenn die Integrationszentren ihren Auftrag gut erfüllen, wird sich derjenige Prozentsatz von Migranten, die dauerhaft in Deutschland bleiben wollen, auch in den Arbeitsmarkt integrieren lassen.
Trotz der momentanen großen Schwierigkeiten ist das Problem der Integration sicher grundsätzlich lösbar, besonders dann, wenn außer der Integrationsaufgabe in europäischen Ländern auch die andere Seite gesehen wird: Die Schaffung stabiler und sicherer Lebensverhältnisse in den
Heimatländern der Migranten. Nach ersten Umfragen wollen ohnehin 88%
der Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurück, sobald dies von der dortigen Situation her möglich ist. Dieser Umstand wirft auch neues Licht auf die Bedeutung von Kohärenz erzeugenden Gruppen( großen Gruppen Yogischer Flieger) in unmittelbarer Nähe der Kriegs- und Krisengebiete. Das wäre die andere Seite derselben Medaille: Beides ist gleichermaßen wichtig, Integration in Europa und Kohärenz-Erzeugung in den Heimatländern – am besten in Kombination mich fachkundiger Entwicklungshilfe in diesen Ländern.
Aus dem Blickwinkel des Wunsches sehr vieler Migranten, wieder zurück in ihre Heimat zu können, wäre es eine gute Perspektive, wenn die Rückkehrer dann gleich die Ergebnisse ihrer in Europa gewonnenen Erfahrungen - eben das, was ein Vastu-Integrationszentrum an Lernprozessen hergibt, und was die berufliche Aktivität an Lernprozessen hergibt – mit nach Hause nehmen und dann dort umsetzen.
Letztlich geht es natürlich nicht nur um Sthapatya Veda, sondern um alle 40 Aspekte von Maharishis Vedischem Gesundheitsansatz.
Die gute Gelegenheit, anlässlich eines drängenden und hochaktuellen Themas an Behörden heranzutreten und ihnen dieses Gesamtkonzept vorzustellen, sollten wir nicht verpassen. Wir haben mit den erwähnten 40 Aspekten von Maharishis Vedischem Ansatz durchaus einen umfassenden Beitrag zur Problemlösung zu bieten – Vastu ist ein Teilbereich davon, momentan vorerst der wichtigste. Möglicherweise sind die Verantwortlichen jetzt, vor dem Hintergrund der Drucksituation, offen für neue und ungewöhnliche Ideen.
5.2 Vastu-Shanti: Öffentliche Fehlinvestitionen vemeiden
Natürlich ist es so, dass zur Bewältigung der vorausichtlich über Jahre weitergehenden Migrantenströme ohnehin erhebliche öffentlich geförderte Siedlungs-Bautätigkeiten laufen müssen. Und wenn die Verantwortlichen ohnehin erhebliche Summen in die Bauten investieren, wäre es ja klug, Fehlinvestitionen zu vermeiden und gleich richtig zu bauen, damit in der Bewohnerschaft Vastu-Shanti entsteht. (Der innere Friede durch den richtigen Sthapatya-Veda-Vastu).Ein in unserem Kreis bereits skizziertes Sozial-Integratives Modell mit der entsprechenden Gesamt-Infrastruktur (entsprechend integrierte Einkaufs-, Gewerbe-, Kultur- und Bildungseinrichtungen) ist schon einmal eine wichtige Grundlage. Es sollten Migranten ind Einheimische nahe beieinander wohnen, da ansonsten von Seiten der Migranten Ghettobildung und die Entstehung von Parallelgesellschaften zur Standard-Realität würde. Diese Überlegungen sind auch unabhängig von uns schon in der gesellschaftlichen Diskussion und in den beginnenden Ansätzen konkreter Planung angekommen. Wir sind sicher willkommen, wenn wir an diesen Überlegungen anknüpfen.
Es liegt der Gedanke nahe, die Menschen, die jetzt in den Flüchtlingsunterkünften ausharren, in Projekt-Mitarbeiter zu verwandeln. Sobald die Faszination und Reichweite dieser Perspektive erkannt wird, sollte sich genug Kreativität und praktische Tatkraft fast von selbst entfalten, wenn das Ganze entsprechend organisiert wird. Die Leute bauen dann ja nicht etwas Fremdbestimmtes, sie bauen ihr eigenes Projekt, ihre eigene Lebensperspektive, und da ist Begeisterung im Spiel.
Die Grundidee der sozialen Integration ist: Einheimische und Flüchtlinge planen und bauen gemeinsam eine Siedlung. Nebenbei haben auf diese Weise auch wenig betuchte Einheimische die Chance, ein eigenes Vastu-Haus bekommen, in dem sie mit den Flüchtlingen eine Siedlung aufbauen in der sie gemeinsam wohnen. Dabei sollten Einheimische und Migranten schon bei der Planung mit einbezogen werden. Im Endeffekt wird es langfristig auch nicht nur um Siedlungen gehen, sondern um ganze neu entstehende Ökodorf-Projekte, in denen alles stimmig ist: Jedes Haus hat seinen Vastu, das Dorf als Ganzes hat seinen Vastu, es existieren Gewerbebetriebe, Bildungseinrichtungen, Bio-Supermärkte, ayurvedisch-medizinische Einrichtungen und im näheren Umfeld eine sthapatyavedisch-ayurvedische Bio-Landwirtschaft für die Lebensmittelproduktion; das Ganze eingebettet in eine ökologisch stimmige Natur- und Landschaftsgestaltung.
Wie bringen wir nun das Spezifische rüber, das hinter Vastu-Shanti steckt? Hier helfen uns die wissenschaftlichen Untersuchungen weiter, die es vereinzelt schon gibt: Auswirkung dieser Architektur auf die Psycho-Physiologie der Bewohner. Diese Häuser sind ja nicht nur Wohnort, sie sind Entwicklungsprogramme für das Bewusstsein.
5.3 Schaffen eines wissenschaftlich-experimentellen Modellfalls: Neues Bauen schafft neues Bewusstsein
a. Zwei Aspekte: der „Anlassermotor“ und die Gruppe Yogischer Flieger im Krisengebiet: Eigentlich ist der Effekt unseres ganzen Ansatzes so weitreichend, dass er über die positive Wirkung eines Einzelprojekts noch weit hinaus geht. Ein erfolgreiches Einzelprojekt wirkt ja wie ein „Anlassermotor“, wie ein Modell, von dem andere Arbeitsgruppen dann lernen. Es sollte einwissenschaftlich-experimenteller Modellfall sein. So kann ein gutes Anfangs-Modell wie ein Organismus dann Tochter-Organismen bilden, sich fortpflanzen und irgendwann zum Selbstläufer werden.
Das ist auch insofern bedeutsam, weil nach ersten Umfragen nur ein kleiner Teil der Migranten wirklich die Absicht hat, in Deutschland zu bleiben. Die weitaus meisten wollen in ihre Heimat zurück, sobald die Zustände sich dort wieder normalisiert haben. Die bringen das hier Gelernte dann mit nach Hause – die Tochter-Organismen vermehren dann auch dort weiter. Ein Stück Entwicklungspolitik.
Das macht auch einmal mehr deutlich, wie wichtig große Gruppen Yogischer Flieger in unmittelbarer Nähe der Kriegs- und Krisengebiete ist. Diese Regionen brauchen Frieden, damit sich die Dinge dort normal entwickeln. Die Bewältigung des Migrantenproblems ist möglich, wenn abgesehen von der Integrationsaufgabe in Verbindung mit Stapatya-Veda-Bauten auch der zweite
Ansatz entschlossen verfolgt wird: Schaffung eines permanenten Weltfriedens mit Hilfe des globalen Feld-Effekts des Bewusstseins – der relativ kurzfristig bei vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand realisierbar ist.
Künftig werden wir sicherlich in
einer multipolaren Welt leben, in der die Nationen auf gleicher
Augenhöhe friedlich miteinander verkehren. Genügend Sattva in der
Welt wird sicher dafür sorgen, dass wir nicht in der Überwachungs-
und Polizeistaat-Realität einer globalisierten und eingleisigen
Monokultur leben müssen, die uns allesamt machtpolitisch
vereinnahmt.
b. Die Dreiheit von Vastu-Shanti,
Graha-Shanti und Manas-Shanti
Es ist klar, dass die
Gesamtaufgabe gigantisch ist, und über die Flüchtlingsproblematik
weit hinaus geht. Das eigentliche Ziel ist Bewusstseinswandel. Man
kann vieles festmachen am schon erwähnten Thema „Fehlinvestition“.
Diese läuft seit einigen Jahrhunderten schwerpunktmäßig
weltweit.
Überall werden Häuser gebaut, die vom Vastu her nicht stimmen.
Trotz des durch modernen technischen Standard sichergestellten guten
Komforts hat diese Makro-Fehlinvestition „humanitäre
Folgekosten“:
Auch wenn die diagnostizierbaren Unterschiede
zwischen einem stimmigen und einen unstimmigen Vastu zunächst nur
sehr subtil zu sein scheinen, addieren sich die Effekte doch zu einer
gewaltigen Kraft zusammmen, wenn man bedenkt, wieviele Jahrzehnte man
in einem Haus lebt, und wieviele Menschen weltweit in Häusern leben.
Das beides zusammen gibt einen riesigen kumulativen Effekt,besonders,
wenn man bedenkt, dass Vastu-Shanti in der Sthapatya-Veda-Praxis eng
mit Graha
Shanti (innerer Friede durch Jyotish-Stimmigkeit)
verknüpft wird, da die Entscheidung für den Beginn-Zeitpunkt des
Bauvorhabens vom Jyotishi bestimmt wird. Im Übrigen richtet sich im
Sthapatya-Veda-Haus auch die Anordnung der Innenräume nach
kosmischen Gegebenheiten: Himmelsrichtungen und Erdumdrehung (die
Wohnung hat einen „Sonnenuhr“-Aspekt).
Überall dort, wo
das alles unstimmig ist, wird in der Psycho-Physiologie der Bewohner
ein subtiler Spannungszustand erzeugt. Unabhängig davon, ob die
Bewohner nun meditieren oder nicht, wirkt sich das indirekt auch auf
Manas Shanti (der Friede, der durch innere Stille entsteht) aus, etwa
in der Form, dass die Bewohner etwas weniger glücklich sind. Als
psychosomatische Folgeerscheinung sind sie dann auch etwas weniger
gesund und zwischenmenschlich etwas weniger verträglich, als sie es
eigentlich sein könnten. In den großen Kollektiven ganzer Völker
und Nationen entsteht durch diese Gesamtsituation ein nicht zu
unterschätzender negativer Synergieeffekt.
Anders herum:
Überall dort, wo das alles stimmig ist, werden in jedem Einzelnen
und im Kollektiv positiv Kräfte freigesetzt, Kohärenz-Reserven
mobilisiert, die in uns latent und potenziell allesamt vorhanden
sind, an die wir aber sonst nicht so leicht herankommen.Nun ist es ja glücklicherweise so,
dass ein Gebäude nicht ewig existiert, sondern irgendwann einmal
abgerissen wird und Platz macht für ein neues Bauvorhaben. Überall
dort, wo so etwas läuft, würde dann die große Chance bestehen,
sinnvoll zu investieren und damit zugleich das Dreigestirn von
Vastu-Shanti, Graha-Shanti und Manas-Shanti zum Zuge kommen zu
lassen. Bei der Sanierung ganzer Siedlungsgebiete oder beim Neuaufbau
ganzer Kleinstädte kämen dann idealerweise von den 40 Aspekten
Maharishis auch die übrigen, durch dieses Dreigestirn noch nicht
abgedeckten Bereiche zum Zuge, insbesondere eine Bio-Landwirtschaft
auf ayurvedischer Basis.
Das Thema Meditation (Manas Shanti)
kann man heute auf der Basis der vorhandenen Forschung recht gut
plausibel machen – die dahinter stehende Logik ist einfach und
nachvollziehbar. Sobald man dann an das Thema gründlicher herangeht
und empirisch-wissenschaftliche Vergleiche heranzieht, wird die
Transzendentale Meditation innerhalb des heutigen „Breitbandes“
zahlloser auf dem Markt existierender Meditationsangebote langfristig
als die wirksamste Methode erkannt werden und den „Sieg“
davontragen. Für die Botschaften, die hinter Vastu Shanti und Graha
Shanti stehen, wird es früher oder später sicher auch
empirisch-wissenschaftliche Untersuchungen geben. Solange diese noch
nicht ausreichend existieren gibt aber dennoch einen für uns
möglichen Ansatzpunkt: Die Konzentration unserer Kräfte auf ein
eigenes Projekt, auf einen experimentellen Modellfall, der
wissenschaftlich begleitet wird. Wenn wir die vorhandenen Kräfte
entsprechend bündeln, sollte ein Modellfall entstehen, der
überzeugend ist, der Schule macht, der wie der besagte Anlassermotor
eine Art Multiplikationseffekt anstößt in Form der Entstehung von
„Tochterorganismen“ wie oben beschrieben.
Sobald über die
jetzt bereits aus USA vorliegenden Untersuchungen hinaus auf der
Basis eines Modellfalls überzeugende wissenschaftliche Ergebnisse
vorliegen, wird es möglich sein, auch die Materialisten und
Pragmatiker davon zu überzeugen, dass unser Ansatz praktikabel ist.
Es ist wohl ähnlich, wie bei der Akupunktur: Die Ärzte wissen nicht
genau, warum es funktioniert, aber sie wissen, dass es
funktioniert.
Diese Bündelung der Kräfte schließt nicht
aus, dass es parallel dazu dennoch sinnvoll ist, wenn Vastu-Fachleute
– z.B. von der internationalen Ebene aus – über Fachtagungen und
Direktkontakte die Verantwortlichen informieren. Flankierende
Öffentlichkeitsarbeit – auch und gerade bei dem fachkompetenten
Teil der Öffentlichkeit – ist wichtig. Über diesen Weg sind auch
Förderungsgelder zugänglich. Aber den Schwerpunkt sollte man
zunächst beim „Anlassermotor“ setzen. Es ist gut, dass sich auch
Ärzte und Heilpraktiker dafür einsetzen .
Es ist bekannt, dass sich die Transzendentale Meditation besonders im Bereich PTSD - „Post-Traumatic-Stress-Disease“ - als therapeutisch effizient erweist, ähnlich wie im Bereich der Suchtrehabilitation. Es ist eine mögliche Perspektive, dass man Fördergelder bekommt, indem man diese Personengruppe unter den Flüchtlingen mit einbezieht: Man braucht für diese Grundidee eine kleine Wohnsiedlung, in der sowohl Migranten mit PTST, als auch hiesige Leute, die sich für diese Projekt liebevoll und hilfsbereit engagieren wollen, zusammenleben. Die Bewohner, Einheimische wie Migranten, bauen untereinander freundschaftliche Beziehungen auf und die Migranten werden therapeutisch betreut, unter Einbeziehung der Transzendentalen Meditation. Diese Konstellation ist dann möglich, wenn alle Beteiligten, Hiesige und Migranten aus positiven Engagement im Projekt sind, nicht aufgrund bloßer behördlicher Verfügung.