Veda Forscher im 20. Jahrhundert

 

I. Vedische Tradition

Repräsentanten der vedischen Tradition Indiens im 20. Jahrhundert


Swami Brahmananda Saraswati (1870– 1953) 
lebte zurückgezogen als Sannyasi bis 1941. In diesem Jahr folgte er dem Ruf auf die seit langem unbesetzte Position des Shankaracharya von Jyotir Math (Himalaya). Damals war Bal Brahmachari Mahesh (später Maharishi Mahesh Yogi) sein Schüler.

Brahmarshi Daivarata (1892-1975)
Seer of Chandodarshana (at the age of 25). These are 428 Rigveda Mantras ( 8 Anuvakas, 48 Suktas) addressed to Mitra, Savita, Agni, Vayu, Saraswati, Indra, Purusha, Vishwedeva, Agnistoma, Aditi, and Brahmanaspati. His teacher Vasista Ganapathi Shastri wrote a commentary to this cognitions (published 1968). During his life Brahmarshi Daivarata wrote many books, among the published are: Veda Vedica(1957), Indra Yajna(1960), Vaksudh(1961, several editions till 1972), Vedartha Kalpalata(1971), Chitraprashamsa(1972) and Moola Yajurveda Samhita(1973). From 1971 to 1973 Brahmarshi Daivarata traveled with Maharishi Mahesh Yogi to Europe and North America.

Anandamayi Ma (1896 – 1982) Heilige (Avatar), bereiste mehr als 50 Jahre lang den indischen Subkontinent. Sie hielt keine Vorträge und schrieb keine Bücher aber beantwortete Fragen. Ihre Antworten waren persönlich auf den Fragenden bezogen. Jedem empfahl sie täglich etwas Zeit der Meditation zu widmen(mindestens 15 Minuten) und je nach Veranlagung und Ausrichtung die Namen Gottes zu rezitieren oder das Selbst zu erforschen. Aus den mitgeschriebenen bzw. von Tonbandaufzeichnungen transkribierten Antworten wurden Bücher zusammengestellt, die auch übersetzt wurden. Sri Anandamayi Ma gründete 26 Ashrams , erneuerte zahlreiche Tempel, baute zwei Schulen und ein Krankenhaus und richtete ein Institute for Puranic and Vedic Studies and Research ein.

1.1 Indische Unabhängigkeit

Die Kolonialmächte bezeichneten die überlieferte Vedische Kultur Indiens als "Hinduismus" und ordneten ihn als Religion ein. Im Zuge der Unabhängigkeit Indiens haben Repräsentanten der Vedischen Tradition und Indische Reformer das Selbstverständnis der Vedischen Überlieferung als universelles Gesamtwissen vom Leben wieder in das allgemeine Bewusstsein gerückt. Das bedeutet die Überwindung der Bezeichnung "Hinduismus" und damit der engen und einseitigen Einordnung der Vedischen Tradition als eine bestimmte Religion.

Mahatma Gandhi (1869 - 1948), Sri Aurobindo (1872 – 1950), S. Radhakrishnan (1888 – 1975), Paramahansa Yogananda (1893 - 1952), Swami Prabhupada (1896 - 1977).

N.V. Thadani (1890 - 1956)
Author of The Mystery of the Mahabharata ( 20 editions published since 1931), The Bhagavadgita (5 editions published since 1933), Mimansa : the secret of the sacred books of the Hindus ( 7 editions published between 1935 and 1952) Krishna's flute, and other poems (5 editions published between 1919 and 2002) and several other books. N.V. Thadani was principal of the Hindu College in Delhi 1917–1928 and 1935–1950. The Hindu College was established in 1899 and became affiliated to the University of Delhi founded 1922. The Hindu College was a centre for intellectual and political debate during India's freedom struggle.


1.2 Indologie und interkulturelle Sprachforschung

Die im 20. Jahrhundert international im akademischen Bereich entstandene interkulturelle Sprach- und Kulturwissenschaft des Indischen Subkontinents ging aus der europäischen Sanskrit-Philologie und Südasienkunde des 19. Jahrhunderts hervor. Als Kulturwissenschaft ist sie bestrebt die kulturelle Integrität der einzelnen Völker zu stärken und dadurch den interkulturellen Frieden zu fördern.

K. Mylius (*1930) promovierte zunächst als Naturwissenschaftler in Geographie, danach in Indologie und wurde Hochschullehrer für Sanskritphilologie und indische Altertumskunde zunächst bis 1990 an der Universität in Leipzig, dann in Bayreuth und schließlich ab 1996 an der J.W. Goethe Universität Frankfurt am Main.  Seit seiner Dissertation zur indischen Gesellschaftsstruktur gemäß dem Śatapatha-Brāhmana (1964) bilden vedische Rituale ein zentrales Thema seiner Forschungen:
  • ĀŚVALĀYANA-ŚRAUTASŪTRA erstmals von K. Mylius vollständig übersetzt, erläutert und mit Indices versehen, Institut für Indologie, Wichtrach, 1994,
  • WÖRTERBUCH DES ALTINDISCHEN RITUALS mit einer Übersicht über das altindische Opferritual und einem Plan der Opferstätte. Institut für Indologie, Wichtrach, 1995.
  • DAS ALTINDISCHE OPFER: Ausgewählte Aufsätze und Rezensionen, mit einem Nachtrag zum Wörterbuch des altindischen Rituals, Institut für Indologie, Wichtrach, 2000.
  • INDISCHE KULTUR IM KONTEXT: Rituale, Texte und Ideen aus Indien und der Welt, Herausgeber Lars Göhler,  Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 2005. 
Insgesamt veröffentlichte K. Mylius ca. 25 Bücher, bekannt ist sein Wörterbuch Sanskrit-Deutsch. Für sein Wirken erhielt er u.a. folgende Anerkennungen: 1985 Friedrich-Weller-Preis für Indologie der Sächsischen Akademie der Wissenschaften; 2000 Rabindranath-Tagore-Literaturpreis der Deutsch-Indischen Gesellschaft; 2005 "American Medal of Honor" des American Biographical Institute(ABI); 2007 International Peace Prize der United Cultural Convention of the USA und 2009 wurde seine Biografie in die vom ABI herausgegebene Publikation „500 Greatest Geniuses of the 21st Century“ aufgenommen.

P. Raster Prof. Dr. (Geb. 1942), Promotion 1970 an der Universität Münster in Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Indogermanistik und Indologie, 1980 - 2007 Professor an der Universität Duisburg-Essen und 2004-2009 Lehrauftrag am Sprachwissenschaftlichen Institut der Universität Bonn. Die wichtigsten Veröffentlichungen: Die verborgenen drei Viertel: Aspekte der sprachlichen Tiefendimension in der indischen und europäischen Sprachtheorie(1983), Phonetic Symmetries in the First Hymn of the Rigveda(1992), Die indische Grammatiktradition(1993), The Indian grammatical tradition and the phenomenology of higher stages of language (2001), Wortarten des Deutschen aus der Sicht der indischen Grammatiktradition (2001), Perspektiven einer interkulturellen Linguistik( 2002), Ein triadisches Modell in der Syntax( 2003), Die kategoriale Bedeutung der Verben aus der Sicht der indischen Grammatiktradition(2004), Sprache und Denken aus interkultureller Sicht: Vorbemerkungen zu einer Theorie der Innenempirie der Sprache (2005), Ist das Brahma eine Silbe? (2007), Grundpositionen interkultureller Linguistik(2008), Der Ursprung der Grammatik in Indien und Europa und die Achsenzeit der Weltgeschichte(2010) , The origin of grammar and the meaning of vyakarana: from classical to non-classical concepts.( 2014), The Indian grammatical tradition (2015).


1.3 Bewusstseinsbezogene Vedische Studien 

Naturwissenschaftlich ausgerichtete Erforschung des Veda und seiner Überlieferung gemäß den Kriterien der modernen Wissenschaft insbesondere der Physiologie, Biochemie, Psychologie und Soziologie des Bewusstseins sowie der Quantenphysik und Mathematik des Bewusstsein.

Maharishi Mahesh Yogi (1918 - 2008)
Die Verbindung von Veda und moderner Wissenschaft bildet den Kern der Vedischen Studien von Maharishi Mahesh Yogi. Daraus entwickelte sich ein neuer wissenschaftlicher Zugang zum Veda und seiner Literatur. Erstes Produkt dieser Vedischen Studien ist der in den 1960er Jahren entstandene Kommentar der Bhagavad Gita. Im Rahmen seiner vedischen Studien entdeckte Maharishi Mahesh Yogi in den 1970er Jahren, dass der Rig Veda in der überlieferten Form eine sich selbst-erklärende Struktur hat. D.h. der Rig Veda "kommentiert" sich selbst. Maharishi Mahesh Yogi bezeichnet diesen Selbstkommentar des Rig Veda als apaurusheya bhashya wobei bhashya "Kommentar" bedeutet und apaurusheya "nicht von Menschen konstruiert". Maharishis Apaurusheya Bhashya (1980) ist ein Rig Veda Kommentar im Sinne der Einheitlichen Feldtheorien des 20. Jahrhunderts.

Modern Naturwissenschaft und Vedische Wissenschaft 

Vierter Hauptbewusstseinszustand, Turiya Chetana:
R.K. Wallace
Soziologische Kohärenz, Maharishi Effekt:
D. Orme-Johnson , M. Dillbeck
Quantenmechanik und Bewusstsein:
A.A. Cochran - R. Prosser - L. Domash -  G. Clements - J. Hagelin
Vedische Mathematik:
D. Postle - M. Weinless - S.K. Kapoor
Sanskrit Effekt:
J. Hartzell
Moderner Ayurveda:
V. M. Dwivedi - Balraj Maharshi - Brihaspati Dev Triguna - Ramanuja Raju
Veda in der Physiologie:
V.G. Rele - T. Nader


1.4 Acharya der vedischen Kultur

In Europa begann die akademische Rezeption der vedischen Überlieferung Indiens im 19. Jahrhundert, ist aber angesichts der großen Zahl bedeutender Persönlichkeiten, die diese bevölkerungsreichste und älteste Kultusregion der Welt hervorgebracht hat und auch weiterhin hervorbringen wird, noch für lange Zeit nicht abgeschlossen. Wegen ihrer besonderen Expertise werden diese Persönlichkeiten u.a. Guru, Pandit, Swami, Sannyasi, Yogi, Rishi  oder Maharishi genannt. Bezeichnungen, die inzwischen allgemein bekannt sind, weil viele Menschen auch außerhalb Indiens damit eine ganz bestimmte für ihre persönliche Entwicklung bedeutsame: Persönlichkeit verbinden oder weil sie solche Persönlichkeiten aus den Medien kennen. Weniger bekannt ist außerhalb Indiens die zentrale gesellschaftliche Funktion der als Acharya zeichneten Männer und Frauen in der Vedischen Kultur. Die Verbwurzel „char“ bezeichnet eine schrittweise Aktivität und der Präfix ā (langes a) kennzeichnet die Attraktion des Selbst – Atma: Ein Acharya lebt die Realität des Selbst, kennt und lehrt aber auch die Lebensrelevanz der Vedischen Schriften - Shastra. Diese Kennzeichnung von Acharya findet sich bereits in den als ewig angesehenen Purana. Adi Shankaracharya, der vor ca. 2500 Jahren die sehr viel ältere vedische Kultur in der heute noch lebendigen Form erneuerte, war sowohl ein Guru, ein Sannyasi, ein Swami und ein Acharya; wie sein Name ausdrückt.

Rishi Kumar Mishra (1932-2009)
began his career as a journalist in Kolkata, and became editor of a daily newspaper at the age of 27. Quickly, he was known for his original ideas, deep insights on a variety of issues, especially those impacting India, and a holistic approach towards life and research. As a member of the Indian Parliament from 1974 to 1980 he worked closely with Prime Minister Indira Gandhi. During the tenure of Prime Minister P V Narasimha Rao and of Mr. A B Vajpayee as Prime Minister he had been involved in several important political projects. As a public figure and as a journalist he traveled widely around the globe, and being a social minded political adviser, he authored many articles and papers, and edited several publications on economic, political, cultural and social issues. In 1990 he founded the Observer Research Foundation to find new and young talent. He kept pushing every single researcher to look at issues in a holistic manner. Toward the end of his life he had been working on ancient Indian philosophy, the Vedas and the Upanishads resulting in several books:
2000, Before the Beginning and After the End: Rediscovering Ancient Insights
2001, The Realm of Supraphysics - Mind, Matter, Energy
2003, The Cosmic Matrix: In the Light of the Vedas
2007, The Ultimate Dialogue(seven editions)
The German Translation of "Before the Beginning and After the End" has been published by the Acharya Verlag owned by Prodosh Aich: "Vor dem Beginn und nach dem Ende”(2004).