Prinzipielle Betrachtungen zum Buch von Daniela Pickhardt und Joachim Pfahl:
- Das Fundament des Yoga in den Upanishaden des Veda.
- Die Bedeutung der Natürlichkeit und Anstrengungslosigkeit der Yoga-Meditation.
- Der integrierende Effekt der Yoga-Meditation auf Wachen, Träumen und Schlafen.
- Der Beitrag der Yoga-Meditation beim Stress-Abbau und der Traumata-Verarbeitung.
- Das ganzheitliche Verständnis des Ashtanga Yoga von Patanjali.
1. Stabilität: Die Upanishaden des Veda als Kern des Yoga
Daniela Pickhardt und Joachim Pfahl beginnen ihr Buch mit einem Zitat aus den Vedischen Upanishaden. Durch Bezug auf die Upanishaden gleich am Anfang ordnet sich das Buch in eine kulturelle Entwicklung ein, die zunehmend die gesamte globale Zivilisation prägt. Immanuel Kant (1724 - 1804) charakterisierte diesen von Europa ausgehenden Kulturimpuls als transzendentale Qualität der Intelligenz. Die abendländische Aufklärung erhielt zeitnahe Bestätigung durch die ersten Übersetzungen der Upanishaden in Europäische Sprachen gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Das Wort Upanishad (wörtlich:“in der Nahe sitzen“) drückt aus, dass die Antwort auf alle Fragen und Probleme des komplexen Weltgeschehens nicht weit weg und im äußeren zu finden ist, sondern unmittelbar im Hier-und-Jetzt des Bewusstseins jedes Menschen.
Zu einem einflussreichen Katalysator für den im 19. Jahrhundert einsetzenden Erkenntnissprung in allen Bereichen des Wissens wurde der "Transzendentalist" Friedrich W. J. Schelling (1775 - 1854). Anfang des 20. Jahrhundert resultierte diese Entwicklung in der Entdeckung der Stillen Welt der Quanten. Vor allem Erwin Schrödinger (1887 - 1861) und Carl F. von Weizsäcker (1912 - 2007 ) haben explizit auf die Übereinstimmung zwischen dem Absoluten Sein der Upanishaden und der quantenmechanischen Realität hingewiesen. Die Bezeichnung Transzendentale Meditation - wie Maharishi Mahesh Yogi (1918 – 2008), die von ihm gelehrte Yoga-Meditation nennt - kann als praktische Weiterführung der Kant'schen Erkenntnis der Transzendenz, als der im Bewusstsein jedes Menschen angelegten unbegrenzten „Möglichkeit von Erfahrung und Erkenntnis" angesehen werden. Transzendentale Meditation und Yoga-Meditation sind Synonyme.
Das Zitat aus den Upanishaden, mit dem D. Pickhardt und J. Pfahl ihr Buch beginnen charakterisiert Yoga als „zur Ruhe kommen der Sinne, des Geistes und des Intellekt“. Praktisch bedeutet das: "Wer rennen kann, hat auch die Fähigkeit stillzustehen". Alle wesentlichen Erkenntnisse und Entwicklungen der Europäischen Kultur, insbesondere in Wissenschaft und Technik beruhen auf dem als Dynamik bezeichneten Wechselspiel von Ruhe und Aktivität.
Die wissenschaftliche Erforschung der Transzendentalen Meditation seit Anfang der 1970er Jahre bestätigte die enge Beziehung zwischen den physiologischen, biochemischen, psychologischen, soziologischen und ökologischen Wirkungen von Yoga-Meditation einerseits und den grundlegenden Verbesserungen in der Lebensqualität andererseits. Stabilität, Flexibilität, Integration, Reinigung und Wachstum sind die wesentlichen Kennzeichen dieser Entwicklung, wobei die absolute Realität der Upanishaden als Ich-heit oder Seins-Qualität den stabilen Kern bildet.
Yoga-Meditation und Quanten-Theorie zusammen weisen auf eine große Übereinstimmung zwischen uralten Erkenntnissen und modernen Entdeckungen. Die Erfahrung des Grundzustandes des bewussten Geistes durch Yoga-Meditation entspricht exakt dem quantenmechanischen Zustand der geringsten Anregung bzw. dem "Vakuum Zustand" vereinheitlichter Quantenfeldtheorien. Parallele Kennzeichnungen finden sich auch in der gesamten überlieferten Vedischen Literatur, insbesondere in den Upanishaden. Das älteste Wissen der Menschheit erweist sich so als das Modernste.
"Das Ende des Machens" - der Untertitel des Buches von D. Pickhardt und J. Pfahl - bezeichnet den zweiten Meilenstein der modernen Yoga-Rezeption, eine weitere Konsequenz der für Yoga typischen Vereinheitlichung.
Es bedarf jedoch einer bestimmten Kultivierung, damit das gesamte Bewusstseinspotential in das Denken und Handeln einfließen kann. Yoga bewirkt diese Kultivierung durch Meditation, dem 2. Meilenstein der Yoga-Rezeption. Die moderne yogische Meditations-Kultur entwickelte sich im 20. Jahrhundert durch die wachsende Zahl an Meditationslehrern weltweit und die Vorbildfunktion von meditierenden Persönlichkeiten Dadurch haben mehr und mehr Menschen eine klare und realistische Vorstellung was Yoga-Meditation praktisch bedeutet. Der Schlüssel-Begriff heißt "Verbindung“ worauf D. Pickhardt und J. Pfahl in ihrem Buch wiederholt hinweisen.
Yoga-Meditation ist demnach die Kultivierung der Fähigkeit bzw. Rolle des Geistes zwischen Bewusstsein und dem Bereich der Sinne und des Handelns eine Verbindung herzustellen. Im Unterschied zum inhaltlichen Denken, das Beziehungen zwischen Objekten oder Systemen innerhalb eines bestimmten Bereiches erkennt bzw. herstellt, geht es bei Meditation um die Verbindung zwischen dem Quell-Bereich (Reservoir) aller Gedanken-Impulse und dem Ziel-Bereich (Senke) aus Gedanken-Sequenzen. Yoga-Meditation verbindet somit zwei Niveaus, zwischen denen ein Gefälle besteht: Unausgedrücktes und Ausgedrücktes, Potentielles und Aktuelles, Sein und Werden. Das macht Yoga-Meditation zu einem eigenständigen und unverzichtbaren Teil jeder Lebenskultur. Diesen Entwicklungsschritt der modernen globalen Kultur bestätigen D. Pickhardt und J: Pfahl anhand vieler eigener Erfahrungen.
Yoga Meditation erfüllt nur dann ihren Zweck, wenn sich das transzendentale Sein verstärkt im Denken ausdrückt, was weniger den Inhalt der Gedanken betrifft, sondern deren Qualität an Energie und Intelligenz. Das Einfließen der Kraft der Stille ist dann optimal, wenn dieser Vorgang nicht durch individuelles Wollen beeinflusst wird, sondern ganz von der Eigendynamik des Bewusstseins getragen ist. Ein wesentliches Kennzeichen von Yoga-Meditation ist deshalb die Mühelosigkeit. Darauf weisen D. Pickhardt und J. Pfahl immer wieder hin.
Ein anderer, für das Verständnis von Meditation wichtiger Begriff ist die Natürlichkeit. D. Pickhardt und J. Pfahl begründen das mithilfe des von der Physik entdeckten Prinzip der Gleichheit von Aktion und Reaktion, d.h. in der Natur entsprechen sich Aufwand und Effekt. Gemäß diesem Prinzip gibt es ein einziges Maß für alle Veränderungen in der Natur. Die Physik bezeichnet dieses Maß als "Aktion" (in Deutsch meist "Wirkung" genannt). All diejenigen Vorgänge oder Aktivitäten werden als „natürlich“ bezeichnet, bei denen kleine Änderungen des Ablaufs keinen Einfluss auf die „Gesamtbilanz“ der Aktion haben. Diese "Stationarität der Aktion" ist die Grundlage des Ökonomie Prinzips der Natur. Das im 18. Jahrhundert erstmals klar formulierte Prinzip besagt, dass bei natürlichen Vorgängen immer mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Wirkung erzielt wird. Durch dieses Mini-Max Prinzip werden die natürlichen Vorgänge zum Fixpunkt der Aufmerksamkeit, denn sie sind präzise bestimmt und berechenbar.
Der Unterschied zwischen Natürlichkeit und Anstrengungslosigkeit konnte erst im 20. Jahrhundert in vollem Umfang verstanden werden, als die Realität zugänglich wurde, die durch uneingeschränkte Flexibilität gekennzeichnet ist: Alles ist mit allem verbunden. Zur Kennzeichnung der uneingeschränkten Verbundenheit und zur klaren Abgrenzung vom statistischen Chaos wurde der Begriff „Quanten“ eingeführt, der auf dem Phänomen der Selbstwechselwirkung beruht. Selbstwechselwirkung als Quelle aller Kreativität ermöglicht den anstrengungslosen und gleichzeitig völlig exakten Zugang zu allen Möglichkeiten. Jeder für die Quantenmechanik typische Formalismus charakterisiert einen bestimmten Aspekte der Selbstwechselwirkung. So wird in der quantenmechanischen Zustandsbeschreibung der Selbst-Bezug durch sämtliche Transformationen erfasst, die die Unversehrtheit aller Quanten-Zustände gewährleisten. Diese sogenannten Unitären Transformationen beschreiben Aktivitäten, bei denen das Gesamtwissen erhalten bleibt. Weil dabei alle Zustände berücksichtigt werden, kann keine Unordnung entstehen. Typisches Kennzeichen des Bereiches uneingeschränkter Flexibilität ist die "Superflüssigkeit".
Da Yoga-Meditation den Bereich des Denkens mit dem Zustand des Seins verbindet, ist sie sowohl natürlich als auch anstrengungslos. In der Nähe zum selbst-bezogenen Bereich des Seins dominiert die Anstrengungslosigkeit, während für den Bereich des Denkens, der sich auf den äußeren Bereich des Lebens bezieht, die Natürlichkeit kennzeichned ist.
Quantenmechanische Verbundenheit versus Ökonomie-Prinzip
Eine sowohl anschauliche als auch präzise Beschreibung der Verbindung zwischen der selbst-bezogenen Realität der Quanten und dem Ökonomie-Prinzip der Natur stammt von R. Feynman (1918 – 1988). Er erkannte, dass eine Entwicklung von Anfang bis Ende reibungsungslos abläuft und präzise bestimmbar ist, wenn folgende Eigenschaften erfüllt sind:
Freiheit: Jeder einzelne individuelle Entwicklungsweg (Trajektorie) leisten einen Beitrag
Gerechtigkeit: Alle Wege werden mit demselben Maß beurteilt (Wirkungs-Größe, Aktion)
Kohärenz: Alle Wege ergänzen sich durch Interferenz (Überlagerung).
Da dies auch die Eigenschaften einer idealen Demokratie sind, bezeichnet die Physik diese Kennzeichnung der Verbundenheit als "demokratische" Summe aller Entwicklungs-Wege.
Die Eigenschaft der Kohärenz erlaubt zwei Grenzfälle: Konstruktive und destruktiv Interferenz. Durch konstruktive Interferenz wird das Zusammenwirken aller möglichen Entwicklungswege verstärkt, was völliger Reibungslosigkeit der Beziehungen entspricht, während durch destruktive Interferenz das Zusammenwirken so gedämpft wird, dass das vom Ökonomie-Prinzip bestimmte natürliche Verhalten dominiert. Was also die Natürlichkeit des Ökonomie-Prinzips erst möglich macht, ist Einschränkung der Quanten-Kohärenz durch destruktive Interferenz.
https://www.ngzh.ch/archiv/1992_137/137_1/137_5.pdf
Primas, H. (1994): Umdenken in der Naturwissenschaft.Rotary 9(8), 48–51
Wie die Entwicklung der modernen Physik gezeigt hat, führt Natürlichkeit und Anstrengungslosigkeit zum Kern der modernen Zivilisation, den die theoretische Physik als Einheitliches Feld aller Naturgesetze beschreibt, was im Yoga das Phänomen des Selbstbezuges ist. Das Buch von D. Pickhardt und J. Pfahl belegt die große Bedeutung der Yoga-Meditation bei der Verwirklichung von gesellschaftlicher Kohärenz: Yoga wird zum Synonym für Kohärenz.
Stabilität und Flexibilität integrierende Gesamt-Wirkung von Yoga-Mediation ist der 3. Meilenstein der globalen Yoga-Rezeption. Daniela Pickhardt und Joachim Pfahl betonen dabei besonders die Rolle des Bewusstseins. Ausgangspunkt ihres - auf die unmittelbare persönliche Erfahrung bezogenen - Beitrags zur Bewusstseinsforschung und zur Förderung der Geist-Körper Koordination ist der tägliche Wechsel von Wachen, Träumen und Schlafen. Yoga-Meditation ergänzt diese drei aufeinander bezogenen und deshalb relativen Hauptbewusstseinszustände durch die Erfahrung ruhevoller Wachheit als viertem Hauptbewusstseinszustand. Die Bezeichnung "4. Zustand“ stammt aus den Upanishaden und wurde von Robert K. Wallace im Rahmen seiner Dissertation zur Physiologie der Transzendentalen Meditation (1970) in die Bewusstseinsforschung eingeführt. Die regelmäßige Ausübung von Yoga Meditation kultiviert einen integrierten Zustand des Nervensystems. Während sich Wachen, Träumen und Schlafen im Tagesverlauf abwechseln, wird parallel dazu ruhevolle Wachheit dauerhaft vom Nervensystem widergespiegelt. Auf diese Weise wird das in den drei relativen Zuständen enthaltene Entwicklungspotential zugänglich und bildet die Grundlage für höhere Bewusstseinszustände, allen voran das Ruhe und Aktivität integrierende Bewusstsein, das die gesamte Reichweite der unmittelbaren Wahrnehmung vom Relativen bis zum Absoluten erfasst und deshalb kosmisches Bewusstysein genannt wird.
Bereits in den überlieferten Yoga Lehrsätzen des Patanjali nimmt das Thema Psycho-somatische Integration einen breiten Raum ein. Kohärenz, d.h. geordnetes Zusammenwirken, erweist sich dabei als Schlüssel-Phänomen bei allen Anwendungen von Yoga. Aus dem dabei beobachteten Zusammenhang zwischen individueller und gesellschaftlicher Kohärenz entwickelte sich in den 1970er Jahren ein synergetischer Forschungsansatz, der es ermöglichte mithilfe des transdisziplinären Begriffs der „kollektive Kohärenz“ alle Yoga typischen Effekte einheitlich zu begründen:
1. Umkehrung des Alterungsvorgangs, 2. Gesundheitsvorsorge, 3. kreativitätsfördernde Erziehung, 4. Rehabilitation bei Kriminalität und Drogenmissbrauch, 5. lebenskonforme industrielle Entwicklung, 6. ökologisch-nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, 7. kulturelle Integrität und 8. Weltfrieden.
(i) natürlichem Denken (Dharana), (ii) anstrengungslosem zur Ruhe kommen des Denkens (Dhyana) und (iii) Ursprung der Gedanken (Samadhi).
Das dabei zur Wirkung kommende universelle Prinzip schafft durch Verringerung der Anregung die Bedingung für das spontane Entstehen von Ordnung. Dieses Prinzip beruht auf der Existenz eines Grundzustandes als gemeinsamem Ordnungsfaktor sowohl für die Abfolge der Kollektiv-Zustände, als auch für die inneren Zustandsänderungen der individuellen Einheiten. Anders ausgedrückt besagt dieses Prinzip, dass die Geordnetheit kollektiver Gesamtheiten an die Erreichbarkeit des Grundzustandes durch die individuellen Einheiten der Gesamtheit gekoppelt ist. Anwendung finded dieses Prinzip beispielsweise, wenn ein Arzt zur Wiederherstellung der Gesundheit dem Patienten Ruhe verordnet oder wenn Richter Straftäter von der Gesellschaft isolieren, um ihnen Gelegenheit zur Besinnung zu geben.
Dadurch, dass dieses Prinzip bereits Anfang des 20. Jahrhundert von dem Physikochemiker Walther Nernst (1864 – 1941) entdeckt wurde, sind seine objektiven Konsequenzen inzwischen gründlich erforscht und werden auf vielfältige Weise technisch genutzt. Die Physik bezeichnet das Prinzip als 3. Hauptsatz der Thermodynamik. Dieses Prinzip gibt der gesamten physikalischen Dynamik – kollektiv und individuell -- ein absolutes Fundament in Form des quantenmechanischen Grundzustand, der auch der einfachste und reinste Repräsentant der Quanten-Realität ist.
Bisher wird der Dritte Hauptsatz der Thermodynamik an den Schulen und Universitäten jedoch ausschließlich mit Blick auf die materiell-objektive Natur gelehrt. Nicht vermittelt wird die bewusstseinsbezogene Verallgemeinerung dieses Prinzips, die es Schüler und Studenten ermöglicht "ihre geistige Angeregthheit zu vermindern und dadurch in ihren Gefühlen, Gedanken, Handlungen und Verhaltensweisen Ordnung zu schaffen ". Das ist aber der wissenschaftlich bestätigte Effekt der Integration von Yoga-Meditation in alle Bereiche der Gesellschaft: Erziehung und Bildung, Gesundheitswesen, Rechtswesen, Industrie, Kultur, Verwaltung und Verteidigung.
Daniela Pickhardz und Joachim Pfahl weisen dabei besonders auf den Beitrag von Yoga-Meditation bei der dauerhaften Verarbeitung traumatischer Ereignisse hin. Traumatische Blockaden sind Langzeitbelastungen für das Leben und wesentlich dafür verantwortlich, dass Verhaltens-Probleme immer wieder auftreten, dass Spannungen von Generation zu Generation weitergegeben werden und es trotz guter Absichten nicht gelingt eine konfliktfreie Gesellschaft zu verwirklichen.
Der Umgang mit Barrieren oder Schwellen oder Hindernisse bedarf deshalb besonderer Beachtung.
Das Buch von D. Pickhardt und J. Pfahl vermittelt prinzipielle Einsichten durch unmittelbaren Bezug auf persönliche Erfahrungen mit Yoga-Meditation als Bestätigung bzw. zur Veranschaulichung. Die hoffnungsvolle Perspektive ist, dass es jederzeit möglich ist, die Folgen vergangener Fehler und belastender Erfahrungen weitestgehend wieder auszugleichen. Dieser Reinigungs- und Rehabilitationseffekt ist das Nebenprodukt der durch Yoga-Meditation geförderten integrierten Gesamt-Entwicklung und der 4. Meilenstein in der modernen Yoga-Rezeption.
In dem Maße, wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzelnen Menschen durch Ausübung von Yoga-Meditation das Phänomen des Selbst-Bezugs zugänglich wurde, entwickelte sich parallel dazu aufgrund des intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch im akademischen Bereich die Erkenntnis, dass Selbstwechselwirkung auch der Zugang zu allen Naturgesetzen ist. D.h. Das Selbst, das dem Leben des einzelnen ein stabiles und anpassungsfähiges Fundament gibt, ist auch das Heim aller Naturgesetze.
In der ersten Forschungsphase etwa ab 1970 war der Entspannungseffekt von Yoga-Meditation das zentrale Thema einschließlich des dadurch bewirkten Abbaus von Stressfolgen sowie die Stress-Prophylaxe. Ergänzt wurde das bald durch ayurvedische Entschlackungs- und Wohlfühlbehandlungen; Stichwort: Umkehrung des Alterungsprozesses. Anfang des 21. Jahrhundert verlagerte sich der Forschungsschwerpunkt auf Post-traumatische Belastungsstörungen, die zunehmend in den Mittelpunkt der Meditationsforschung rückten durch in allen Teilen der Welt aufflammenden lokalen Kriege sowie durch die dramatischen Auswirkungen von Natur-Katastrophen und Industrie-Unfällen. Damit verbundene Entwicklungen im Yoga sind der schmerztherapeutische Faszien-Yoga sowie der traumsensible Yoga.
Traumsensibler Yoga ist das Spezialgebiet von D. Pickhardt und J. Pfahl. Seit den Pionieren der modernen Psychologie - S. Freud, A. Adler und C.G. Jung - gilt als gesichert, dass Träume mit der Verarbeitung starker seelischer Belastungen und Schocks verbunden sind.
Wachen, Träumen und Schlafen bilden zusammen eine natürliche Sequenz abnehmender Anregung mit zunehmend regenerierendem Effekt. Die psychophysiologische Forschung ergab, dass die durch Yoga-Meditation erreichte Ruhe sogar um vieles tiefer ist als die des Tiefschlafs, sodass alle drei relativen Zustände dadurch entstört und revitalisiert werden. Das kann als Ordnungseffekt des Dritten Hauptsatzes der Thermodynamik im subjektiven Bereich verstanden werden. Durch Verringerung der Anregungsniveaus ändert sich die Qualität aller drei relativen Bewusstseinszustände auf entwicklungsförderliche, lebensunterstützende Weise.
Yoga-Meditation ermöglicht deshalb ein neuartiges Verständnis des Traum- und Schlafzustandes, insbesondere auch der als Traumata bezeichneten Blockaden. Darin verbergen sich Naturgesetze, die auf dem jeweiligen Anregungsniveau inaktiv sind und dadurch dem jeweiligen Bereich seine typische Struktur geben, eine Situation, die auch als "Symmetrieverminderung" bezeichnet wird.
Im Unterschied dazu kennt die alles-mit-allem-verbindende Realität keine Blockaden. Das illustriert der quantenmechanische Tunneleffekt. Die Existenz von Schwellen oder Grenzen ist die Folge von Auswahlregeln aufgrund bestimmter Sichtweisen oder Entscheidungen. Kurz gesagt: Hindernisse repräsentieren bestimmt verdeckte, inaktive Gesetzmäßigkeiten. Ihre Auflösung oder Überwindung besteht darin, einen übergeordneten Standpunkt einzunehmen. Deshalb gilt die Regel, dass sich Probleme nicht auf der Ebene der Probleme lösen lassen. Die Lösung aller Probleme besteht in der Erkenntnis, dass es eigentlich gar keine Probleme gibt.
Das Buch von D. Pickhardt und J. Pfahl ist voll von solchen AHA-Erfahrungen
Für Wachstum ist Yoga unverzichtbar. Das ist der 5. Meilenstein der Yoga-Rezeption, der sich auf die Prävention bezieht, ein zentrales Thema in dem Buch von Daniela Pickhardt und Joachim PFahl.
"Vermeine das Übel, das noch nicht gekommen ist" lautet ein bereits vor mehr als 5000 Jahren von Patanjali formulierter Kernsatz des Yoga.
Die Entdeckung grundlegender Naturgesetze durch die moderne Wissenschaft hat zwar die allgemeine Lebensqualität angehoben gleichzeitig hat dieser Fortschritt aber auch Ungleichgewichte im Leben erzeugt bzw. auf dramatische Weise verstärkt. Die Mehrheit der Menschen ist weit davon entfernt dauerhaft glücklich zu sein. Dies weist auf prinzipielle Defizite in der Erkenntnis und auf die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des Bereichs des Lebens, der Erfahrung und Erkenntnis überhaupt erst möglich macht. Das Bewusstsein jedes Menschen ist der Bereich wo Wachstum am dringendsten gebraucht wird, wenn Unheil verhindert werden soll. Nur wenn dieser Bereich des Lebens gefördert wird, bringt Wachstum die gewünschte Erfüllung. Geschieht das nicht, greift mit voller Wucht das Prinzips des Entropie-Zunahm und Burnout ist die unvermeidbare Konsequenz. Geordnetes Wachstum erfordert einen Wechsel von Aktivität und regenerativer Ruhe.
D. Pickhardt und J. Pfahl verweisen dazu auf eine Erkenntnis die jedem vertraut ist, der Yoga praktiziert: Ashtanga Yoga ist der Schlüsse zur Verwirklichung segensreichen Wachstums. Ashta heißt "Acht" und Anga bedeutet "(Glied)-Maß". Die acht Glieder des Yoga begründen ein praktisches System wie alle Bereiche des Leben gleichzeitig koordiniert und harmonisiert: werden.
(1) Verhalten mit der Umwelt (2) Physiologie und Nervensystem, (3) Bewegungssystem,(4) Atmung, (5) Sinneserfahrung, (6) Denken, (7) Meditieren und (8) Selbstbezug.
Weil für Daniela Pickhardt und Joachim. Pfahl das Selbst bzw. der Selbst-Bezug der Kern von Yoga ist drückt die Achtgliedrigkeit des Yoga eine konzentrische Ordnung des Lebens aus und es ist am sichersten mit dem Glied zu beginnen, das dem Zentrum des Lebens am nächsten steht also den unmittelbaren Bezug zum Selbst hat. Mit dem Selbst - dem Ich-bin - als Kern von Yoga wird der Zustand des ausgewogenen, unschuldig-offenen, transparenten Intellekt – Sama-dhi – zur zentrale Erfahrung von Yoga. Alle anderen Erfahrungs-Glieder präzisieren diese Basis-Erfahrung. Die einfachste Form von Yoga ist somit die einfachste Erfahrung überhaupt und diese wird gleich zu Beginn der Yoga Lehrsätze von Patanjali definiert. Weil die einfachste Erfahrung so zentral für Yoga ist, wird Yoga auch insgesamt als System zur Kultivierung der direkten Wahrnehmung verstanden. Alle Erfahrungsbereiche sind bereits in vereinheitlichter Form in der Basis vorhanden bzw. gehen daraus als Erfahrungsformen hervor.
Eine analog Situation beschreibt die Quantenmechanik wo alle ausgedrückten Zustände z.B. eines Atoms bereits im Grundzustand angelegt sind und sich daraus systematisch ableiten. Das was sich aus dem Grundzustand entfaltet ist nichts anderes, als das was ursprünglich schon als Ganzes vorhanden ist. So leiten sich aus dem Wasserstoffatom als dem einfachsten Atom insgesamt 8 Grundmuster des Verhaltens der atomaren Materie ab. Das sind die empirisch gefundenen acht Hauptgruppen im Periodensystem chemischer Elemente. Ebenso beschreiben die 8 Glieder des Yoga eine empirisch gegebene konzentrische Struktur des Lebens, die sowohl die ganzheitliche Natur der einzelnen Wahrnehmungsbereiche als auch die gesamte Reichweite des Wahrnehmung abgesteckt.
Das Wachstum im unmittelbar wahrnehmbaren Bereich endet in einem singulären Zustand, der alles erfahrbare einschließt und der deshalb kosmisches Bewusstsein genannt wird.
Das entspricht ganz dem empirisch begründeten Weltbild der modernen Kosmologie. Das Universum kann deshalb ständig expandieren, weil es von Sammelpunkten durchsetzt ist, sogenannte Schwarzen Löchern, den regenerativen Haltepunkten für das Geschehen im Universum.
Mit kosmischem Bewusstsein endet jedoch die Kultivierung der menschlichen Intelligenz nicht und damit auch nicht die des Nervensystems. Daniela Pickhardt und Joachim Pfahl weisen darauf hin, dass das Wissen, das die ganze Reichweite der im Bewusstsein angelegten Impulse der Intelligenz umfasst als Veda bezeichnet wird. Veda ist die Grundlage für die Verwirklichung höherer Bewusstseinszustände. Das Bewusstseinswachstum reicht vom kosmischen Bewusstsein über Gottesbewusstsein zum Bewusstsein der Einheit von Teil und Ganzem.