DER SPIEGEL über Meditation und Yoga

Analyse der Titelgeschichte über Meditation und Yoga im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, Heft 40, 2023

Bernd Zeiger und Wolfgang Moselle

(20. Novemberr 2023)

Das Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL vom 30. September 2023 (Heft 40) hat Meditation und Yoga als Titelthema. Wie sich jedoch beim Lesen des Titelartikels herausstellt, geht es darin weniger um Meditation und Yoga im authentischen Sinne, sondern um die in neuerer Zeit entstandenen Achtsamkeit-Übungen. Die Verbindung dieser Übungen zur Meditation im Sinne von Yoga wird in dem Artikel nicht direkt behandelt. Der Leser steht deshalb vor der Herausforderung, einen Knäuel aus verschiedenen Informations-Fäden zu entwirren.

Informationen zu analysieren ist prinzipiell notwendig, weil sie sich zwar auf bestimmte Sachverhalte beziehen, diese aber immer aufbereitet sind. Diese "perspektivische Gewichtung" gibt den Worten und Bildern eine bestimmte Kraft. Informations-Medien nutzen das, um das Interesse der Leser zu wecken.

In Presse-Berichten über Yoga spiegelt sich mehr oder weniger deutlich das wachsende Bestreben der Menschen, auf den Problemdruck der modernen Zeit konstruktiv und vorsorgend zu reagieren.

Yoga bietet diese Chance, weil dadurch der unmittelbare Zugang zu dem Bereich möglich wird, der für das geordnete Zusammenwirken aller Lebensbereiche verantwortlich ist.

Durch die unmittelbare Erfahrung der Verbundenheit von Geist, Körper und Umgebung, entlarvt Yoga alle Probleme und Konflikte als Symptome eines Ungleichgewichtes in diesem Zusammenspiel. Jedes einzelne Problem löst sich dann dadurch auf, dass das durch Yoga zugängliche Intelligenz-Potential schrittweise kultiviert und genutzt wird.

1. Yoga-Meditation vs. Achtsamkeit

„Völlig losgelöst“ - dieser Titel des hier analysierten SPIEGEL Artikels bezieht sich auf die Kluft zwischen Subjekt und Welt und wie sehr der ganze Mensch darunter leidet.

"Die Jahre der Pandemie waren anstrengend, der Krieg in Europa löst Ängste aus, das Wissen um den Klimawandel ebenfalls. Probleme, Krisen, Streit, ja, sogar Hass, wohin man sieht. Hinzu kommen die vielen Ansprüche im Job, in der Familie, sogar in der Freizeit. Klar ist, dass die Menschen das Problem sehen und selbst eine Menge unternehmen, um gegenzusteuern, dem Stress zu entkommen und sich selbst etwas Gutes zu tun." (DER SPIEGEL; Heft 40, 2023)

Den Ausgleich durch Achtsamkeit herstellen zu wollen; erweist sich aber gemäß den Recherchen des SPIEGEL als trügerisch. Die wissenschaftlich wiederholt nachgewiesene Zunahme egoistischen Verhaltens durch Achtsamkeit lässt vermuten, dass durch Achtsamkeit die Zivilisationsprobleme nicht wirklich gelöst; sondern langfristig sogar noch verstärkt werden.

Zur Bestätigung dieser Vermutung präsentiert DER SPIEGEL Forschungen, die einen gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen der sozialökonomischen Stresssituation der Menschen in den Industrieländern und der Achtsamkeit-Hype begründen. Ein vom SPIEGEL zitierter Achtsamkeit Forscher bringt den Zusammenhang auf den Punkt: "Achtsamkeit trifft auf die Logik des Kapitalismus". Insgesamt führen die Recherchen der SPIEGEL-Autoren auf folgenden, sich verstärkenden Teufelskreis:

-- Kluft zwischen subjektivem Befinden und Umwelt – Unternehmerischer Egoismus – Gewinn-Optimierung – soziale Gleichgültigkeit – Stress in der Gesellschaft – Achtsamkeit als Ausgleich – Erhöhung der Kluft zwischen Subjekt und Objekt --

Dadurch aber, dass der SPIEGEL nicht klar zwischen Achtsamkeit und Yoga-Meditation unterscheidet, kommen jedoch auch Yoga-Meditation-Praktizierende zu Wort, die für die Wirkung von Yoga-Meditation ein ganz anderes, progressives Bild zeichnen.

Box 1

DER SPIEGEL Heft 40, 2023
Vedische Meditation und Yoga: Authentischer Yoga

   1. Yoga und Meditation

   2. Verbindende Wirkungen

   3.Vedisches Erbe


Aussagen im SPIEGEL, die sich auf authentische Meditation und Yoga beziehen:

zu 1. Meditation ein Aspekt von Yoga - Entspannung - ohne Stress und Angst 
zu 2. Yoga macht sensibler für die wichtigen Dinge des Lebens, nicht nur das Selbst, sondern ist auch auf andere gerichtet - Yoga macht offener für größeres - bewirkt dauerhafte Veränderungen im Gehirn, - wirkt verjüngend 
zu 3. Meditation gehört als ein Aspekt zur umfangreichen Yogalehre. Yoga wiederum wurzelt in der gleichen Tradition wie der Hinduismus und umfasst diverse Stile – die meisten eint, der Weg zur Erleuchtung.


Die Erfahrungen mit authentischem Yoga und Meditation weisen auf einen alternativen Wirkungskreis hin, der auf innere Erfüllung und Wechselbeziehung beruht. 

Zur Förderung des yogischen Wirkungskreises des Zusammenwirkens genügt eine Risikoanalyse des Wirkungskreises der Achtsamkeit alleine nicht. Eine prinzipielle, qualitativer Erweiterung in der Methodik ist erforderlich. Die Yoga-Lehre bietet das. 

Die wissenschaftliche Forschung hilft hier weiter. Die akademische Wissenschaft konnte bisher nicht nur die Voraussetzungen und Grenzen bei der Anwendung der Achtsamkeitsmethoden bestimmen, sondern auch die Grundlagen des Fortschritts ermitteln, durch die Yoga durch Förderung des Zusammenwirkens (Kohärenz) die Lebensqualität aller erhöht. Besonders bemerkenswert ist, dass es zur Erzeugung dieses Kohärenz-Effekts in der Gesamtgesellschaft nur notwendig ist, dass ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung Meditation und Yoga ausüben. Durch Yoga-Meditation werden nämlich vernachlässigte Gehirnfunktionen reaktiviert und ungenutztes geistiges Potenzial erschlossen. Dieser wichtige Beitrag der Yoga-Meditation-Forschung wird in dem SPIEGEL-Artikel völlig ausgeklammert.

Die entsprechende Theorie ist heute ansatzweise in der neurophysiologischen Bewusstseinsforschung zugänglich, jedoch bereits in hoch entwickelter Form in der in Indien überlieferte Vedische Wissenschaft, zu der Yoga und Meditation gehören.

Achtsamkeitsübungen liefern nur eine kurzzeitige Scheinlösung und verstärken langfristig sogar den Problemdruck, das ergibt die genaue Analyse des SPIEGEL-Artikels.


2. Die Grenzen der psychologischen Sicht

Meditation und Yoga - ein Erbe der ältesten noch lebendigen Kultur der Welt - werden seit Urzeiten praktiziert, um die Lebensqualität auf einem hohen Niveau zu halten. Methoden, die sich seit derart langer Zeit bewährt haben, können nicht so wirklichkeitsfremd und risikobehaftet sein, wie es der Titel des SPIEGEL-Artikels behauptet.

Bei der Lektüre des SPIEGEL-Artikels wird schnell klar, wieso es zu dieser Fehleinschätzung kommt. Der Begriff Meditation wird in dem Artikel auch für Methoden verwendet, die in neuer Zeit Eingang in die Psychologie gefunden haben: die Achtsamkeit-Methoden.

Der moderne Achtsamkeit-Hype, den der SPIEGEL vor allem und zu Recht kritisch untersucht, geht letztlich auf die Lehre Buddhas zurück, der vor etwa 3000 Jahren die Methoden des Yoga speziell für Mönche aufbereitete, die bewusst einen von der Welt abgewandten Lebensstil pflegen wollen. Die dann in den Klöstern Ostasien entstandenen regionalen Formen der Lehre Buddhas bilden heute die Grundlage der modernen Achtsamkeitsmethoden.

Die modernen Achtsamkeitsbegriffe sind somit das Ergebnis einer Entwicklung, die überwiegend im klösterlichen Bereich stattfand. Die vom SPIEGEL vorgestellten Erfahrungen zur Achtsamkeit zeigen, dass dadurch eine indifferente und extrem individualisierende Lebens-Einstellung gefördert wird. Die wissenschaftlich nachgewiesen Effekte von Achtsamkeitsübungen bestätigen dieses Wirkungsspektrum, passend zur historischen Entwicklung der Achtsamkeit.

Box 2
 DER SPIEGEL Heft 40, 2023 
 Geistig-seelische Techniken in psychologischer Sicht

1. Meditation psychologisch gesehen: Introspektion

2. Achtsamkeit in psychologischer Sicht

3. Wirkungen und Risiken der Achtsamkeits-Übungen


Besonderheiten und Risiken der Achtsamkeit-Übungen gemäß DER SPIEGEL:
zu 1. der Blick nach innen - den Gedankenstrom herunterregeln.
zu 2. Achtsamkeit bedeutet im jeweiligen Moment die eigenen Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten.
zu 3. Achtsamkeit kann sich bei Ängsten positiv auswirken; kann aber auch Panikattacken verstärken - Achtsamkeit fördert manipulatives Verhalten – Narzisstische Persönlichkeiten lieben die Achtsamkeit - das Ego kann komplett in den Mittelpunkt rücken - Achtsamkeit erregt das Gehirn – weniger Tiefschlafphasen - Achtsamkeit ist kein Ersatz für Empathie und Selbstkritik - Verantwortungsvolle Achtsamkeitstrainer empfehlen Menschen mit Angststörungen oder Trauma-Erfahrungen eine therapeutische Begleitung – Achtsamkeit kann zu Selbstüberschätzung führen - Gesellschaft der "Singularitäten".

Im Unterschied dazu unterstützt die Yoga-Lehre alle Lebensstile, Lebensziele und Lebensbereiche durch die unmittelbare Erfahrung des alles verbindenden gemeinsamen Ursprungs aller Lebensphänomene. Gemäß ihrem Selbstverständnis fördern Meditation und Yoga die für jeden Entwicklungsweg gültigen universellen Grundlagen. Was immer ein Mensch anstrebt, welche Lebensbereiche bei ihm der Stärkung bedürfen, ob er Führungsqualität hat oder lieber die Zurückgezogenheit sucht, durch Meditation und Yoga findet jeder die Erfüllung auf seinem persönlichen Weg. Yoga verbindet immer Individuell-spezifisches mit dem allumfassenden Allgemeinen.

Die Wirklichkeitsnähe und Lebensrelevanz von Yoga werden bereits in den mehr als 5000 Jahren alten Yoga-Schriften begründet. Seit dem im 20. Jahrhundert Yoga wieder weltweit gelehrt wird und allgemein bekannt geworden ist, sind die alten Werke wieder Standard-Lehrbüchern, die studiert und kommentiert werden. Weil DER SPIEGEL die Erkenntnisse der Yoga-Lehre ignoriert, bleiben ihm nur die Sprache und Methoden der akademischen Psychologie. Diese deutet sowohl Meditation als auch Achtsamkeit als Blick nach Innen. Der Fachausdruck ist Introspektion.

Damit Introspektion zu einer exakten wissenschaftlichen Methode wird, bedarf es eines zusätzlichen Prinzips, das ein absolutes Bezugssystem festlegt. Die Psychologie hat im Unterschied zu Yoga noch keinen Begriff von einem undifferenzierten absoluten Zustand der Einheit, der den subjektiven Färbungen, Emotionen und Sinnbezügen des Geistes zugrunde liegt.

Umgekehrt ist die Situation bei dem als „völlig losgelöst“ charakterisierten Zustand der Achtsamkeit. Hier fehlt der Psychologie das Prinzip, das eine Verbindung herstellt zwischen dem neutralen Beobachter und dem wertbehafteten und inhaltsbezogenen Bereich der Gefühle und Gedanken.

Das fehlende, beide Situationen integrierende Prinzip ist aber genau das, was die Yoga-Lehre als Meditation bezeichnet. Meditation vereint in sich zwei gegensätzliche Vorgänge:  Der Übergang zum Zustand der Einheit allen Seins und die Anregung des Seins in den Bereich des Denkens, der Emotionen und der Sinne.

Was die Psychologie gegenwärtig nur kann, das ist, relative Unterschiede nachzuweisen. Sie versagt aber, wenn es darum geht, diese Unterschiede in ein Gesamtbild einzuordnen. Was zur Folge hat, dass 1. Yoga, Meditation und Achtsamkeit nicht klar unterschieden und 2. die bei Achtsamkeit nachgewiesenen Risiken auf Meditation und Yoga übertragen werden.

Die vom SPIEGEL benutzte psychologische Perspektive kann die authentische lebensrelevante Bedeutung von Yoga und Meditation nicht klar benennen. Das verhindert die dringend anstehende prinzipielle Erweiterung des Erfahrungsbereichs durch Meditation im Sinne von Yoga.

Die vorliegende Analyse kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass die akademische Psychologie einer Erweiterung in Richtung einer allgemeinen Wissenschaft des Bewusstseins bedarf. Erst dann ist eine lebenskonforme Einordnung aller Bewusstseinsphänomene möglich.

3. Geistige Techniken in der erfolgsorientierten Gesellschaft

Leser des SPIEGEL sind - wie Umfragen festgestellt haben,- vorwiegend an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen interessiert. Geistige Techniken wie Meditation oder Achtsamkeit betrachtet der SPIEGEL deshalb hauptsächlich mit Blick auf ihre Relevanz für die Leistungsgesellschaft:

Qualitäts-Optimierung, ja, aber nicht zu viel. Kritik ja; aber keine Selbst-Kritik, Ego ja, aber nicht zu groß. Alles, was den kontrollierbaren Leistungsrahmen übersteigt ist dann ein Risiko.

Das Titelbild des SPIEGELs illustriert den Drang nach Vervollkommnung als Blase, die irgendwann platzt und die Erd-Schwere zum Absturz führt. Dahinter steht die Annahme der Psychologie, dass die Erfahrungs- und Entwicklungsfähigkeit des Menschen begrenzt ist.

Box 3


DER SPIEGEL Heft 40, 2023
Gesellschaftliche Effekte von Achtsamkeit-Übungen


1. individuelle Leistungsfähigkeit

2. unternehmerisches Engagement

3. Einfluss in der Gesellschaft
Aussagen im SPIEGEL, die sich auf  Achtsamkeit beziehen:
zu 1. Um Achtsamkeit ist ein Milliardenmarkt entstanden. - Achtsamkeit Instrument zur kostengünstigen Leistungsoptimierung – Werkzeug der Selbstoptimierung - Stress und psychisch bedingte Leiden gehörten zu den häufigsten Gründen für Krankmeldungen - betriebliche Gesundheitsförderung
zu 2. Marktlücke Achtsamkeitskurse - Achtsamkeit-Apps - Achtsamkeit trifft auf die Logik des Kapitalismus - Achtsamkeitsunternehmer
zu 3. Narzisstische Menschen lieben Achtsamkeit - Kurse ohne spirituellen, religiösen oder weltanschaulichen Überbau, dafür auf wissenschaftlicher Grundlage - Gesellschaftliche Probleme werden als individuelle Probleme gesehen



Gemäß den Yoga-Schriften ist das Entwicklungspotential des Menschen so unbegrenzt wie der Kosmos und die Entfaltung des Potenzials erfolgt nicht getrennt oder losgelöst von der Welt, sondern in ständiger Verbindung zur Welt.

Darin unterscheidet sich Yoga von Achtsamkeit. Achtsamkeit kultiviert den unbeteiligten Zeugen. Als objektiver Beobachter ist er auch das Ideal der modernen Wissenschaft. In dieser Beziehung unterscheidet sich Achtsamkeit nicht von der objektiven Wissenschaft.

Yoga kultiviert demgegenüber den Erfahrenden - Ich, Ego, Beobachter – bis hin zum ungebundenen, unabhängigen, vollständigen Spiegel der ganzen Welt. Durch die Erweiterung des Erfahrungs- und Handlungsbereiches gewinnt das Ich immer mehr Vertrautheit mit der Welt, nimmt immer mehr von der Umwelt in sich auf und wird zu einem Besitzer der Welt, derart, dass sein Handeln in Übereinstimmung mit der ganzen Welt ist. Diese unbegrenzte Erweiterung des Ego ist das Ergebnis bzw. der Zweck von Yoga.

Das kann auch so ausgedrückt werden, dass das individuelle Ego zum kosmischen Ego expandiert. Es gibt dann keine Kluft mehr zwischen Ego und Welt. Beide stehen in ständigem Austausch und bereichern sich wechselseitig. Auf diese Weise wird die Weiterentwicklung der gesamten Welt beschleunigt.

Durch die innere Einheit mit der Welt entwickelt sich ein harmonischer Umgang mit allem in der Welt; mit der Natur und den Mitmenschen: Unbegrenztheit des Ego ist die Grundlage der Nächstenliebe.. Weiterentwicklung durch Austausch oder Interaktion drückt sich im gesellschaftlichen Bereich als ideales soziales Verhalten aus, der Art und Weise, dass jeder alles hat, was er benötigt.

Das ist auch das sozio-ökonomische Ideal unternehmerischen Handelns. Als politisches Schlagwort wird es als „Wandel durch Handel“ bezeichnet. Kooperativität und wechselseitiger Austausch ist der Motor gesellschaftlichen Fortschritts.

Voraussetzung ist aber, dass der Antrieb zum Handeln nicht im Eigeninteresse begründet ist, sondern mit Blick auf das große Ganze erfolgt.

Abweichungen von diesem Ideal ist Ausdruck einer Kluft zwischen Ego und Welt. Diese Kluft bestimmt den Grad des Eigeninteresses und drückt sich im Anhäufen von Besitztümern, im Raubbau an der Natur und als Ausbeutung der Mitmenschen aus. Solches Verhalten wird als Egoismus bezeichnet.

In der Psychologie, in der Justiz und auch umgangssprachlich wird Egoismus als Fehlverhalten angesehen. Der Egoismus einiger weniger führt zur Verarmung vieler.

Religionen und auch die naive Spiritualität leiten daraus die Forderung ab, das Ego klein zuhalten oder ganz zu vernichten. Das ist aber ein Fehlschluss, denn die Kluft zur Welt würde dadurch nur noch größer. Was die Kluft zwischen Ego und Welt verringert, ist die Kultivierung von Mitgefühl, Freundlichkeit, Freude und andere im Yoga beschriebene Tugenden.  Gemäß den Yoga-Schriften ist das Entwicklungspotential des Menschen kosmisch, schließt also alles in der Welt mit ein. 


4 Achtsamkeit in Lehre und Forschung

Die Rezeption von Yoga und der damit verbundenen Meditation in die moderne Gesellschaft begann Ende des 19. Jahrhunderts unter dem großen Eindruck, den bedeutende männliche und weibliche Yogis auf Indien-Reisende ausübten. Dies führte dazu, dass indische Yogis zunehmend die Welt bereisten. Eine Entwicklung, die langsam, aber stetig verlief. Dabei behielten Yoga und Meditation trotz zunehmender Verbreitung einen exklusiven und eigenständigen Status.

Unter dem Einfluss der Religionen und staatstragenden Weltanschauungen blieben die Regierungen aber sehr zurückhaltend mit Signalen der staatlichen Anerkennung.

Etwas anders verlief die Entwicklung der Achtsamkeit. Das erste um 1970 in den USA unter dem Namen Mindfullness Based Stress Reduction entwickelte Übungsprogramm für Achtsamkeit wurde schnell von Psychologen aufgegriffen und weitere Programme dieser Art folgten. Es entstand der sogenannte "Achtsamkeit-Hype". 

Gleichzeitig nahm aber auch die wissenschaftliche Kritik an den Achtsamkeitsmethoden zu. Der Artikel im SPIEGEL fasst den aktuellen Stand der akademischen Achtsamkeit-Kritik zusammen. Er beruft sich dabei auf die im akademischen Bereich mithilfe der modernen Psychologie gewonnenen Erkenntnisse.

Box 4

   DES SPIEGEL Heft 40, 2023
   Lehren und Erforschen der Achtsamkeit

   1. Lehre und Lehrmethode

   2. Forscher und Forschungseinrichtungen

   3. Kritik der psychologischen Achtsamkeits-Forschung



Aussagen im SPIEGEL, die sich auf  Achtsamkeit beziehen:
zu 1. Einsatz der Achtsamkeit in psychologischen Praxen – Achtsamkeits-Camps - Kurse ohne spirituellen, religiösen oder anderen weltanschaulichen Überbau, aber mit wissenschaftlichem Anspruch
zu 2. Soziologe A. Reckwitz (Berliner Humboldt-Universität) – Psychologe S. Schindler (Berliner Hochschule für öffentliche Verwaltung) – Psychologe Th. Joiner (Florida State University), Soziologe H. Rosa (Friedrich-Schiller-Universität Jena) - Psychologe J. Gebauer(Universität Mannheim), Psychologin W. Britton (University of Wisconsin-Madison); Psychologin - R. Durvasula, Psychologe U. Ott (Gießener Justus-Liebig-Universität), A. Lardone (Parthenope Universität, Neapel)
zu 3. die meisten Achtsamkeitsstudien beruhen auf reinen Korrelationen – vielfach fehlen Kontrollgruppen.


Weil Psychologen zunehmend Achtsamkeit in ihre praktische Arbeit integrieren, steht die akademische Psychologie vor der Herausforderung, diese Erweiterung des begrifflichen und methodischen Instrumentariums der Psychologie zu rechtfertigen. Die Tatsache, dass bestimmte in die Achtsamkeit gesetzten Erwartungen wissenschaftlich nicht bestätigt werden, wirft eine Reihe von grundsätzlichen Fragen auf, die der Klärung bedürfen. 

Da für Achtsamkeit-Übungen oft auch der Begriff Meditation verwendet wird, verleitet das den SPIEGEL dazu, Achtsamkeit mit Yoga-Meditation in eine Linie zu stellen. Das macht es notwendig, Achtsamkeit und Meditation wieder deutlicher voneinander zu unterscheiden. Die von der Achtsamkeit-Forschung nachgewiesenen Risiken auf Meditation und Yoga zu übertragenen erweisen sich dabei als ungerechtfertigt wie die folgenden vom SPIEGEL vorgestellten Forschungen bestätigen:

So untersuchte Willoughby Britton in ihrer Doktorarbeit in klinischer Psychologie die Auswirkung von Achtsamkeit auf den Schlaf. Entgegen der Erwartung aufgrund der Ergebnisse aus der Meditationsforschung schliefen die Probanden schlechter, das Gehirn war stärker erregt und Tiefschlafphasen traten weniger auf. Fünf Jahre lang traute sich die Forscherin nicht, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen, weil sie den Befunden aus der Meditationsforschung nicht entsprachen. Achtsamkeit und Mediation dürfen nicht so ohne weiteres in einen Topf geworfen werden.

Forschungen des Gießener Neurowissenschaftlers Ulrich Ott weisen daraufhin, wie differenziert das, was bei mentalen Übungen geschieht, zu beurteilen ist. DER SPIEGEL zitiert dazu U. Ott:
„Wenn ich Leute in die Magnetröhre lege und ihnen den Auftrag gebe, ihren Atem zu beobachten, dann sehe ich, wie die Aufmerksamkeitsnetzwerke aktiviert werden – ich sehe aber auch, wenn jemand abdriftet. Dann übernimmt das sogenannte »Gefault Mode Netzwerk« im Gehirn, die Gedanken schweifen ab.“
Während einer Achtsamkeit-Übung wirken also ähnlich wie in der Yoga-Meditation zwei Prozesse zusammen, ein anregender und ein entspannender, nur mit unterschiedlicher Gewichtung.

Aus der ganzheitlichen Sicht von Yoga, die alle Möglichkeiten geistig-seelischer Erfahrungen einschließt, lassen sich deshalb Achtsamkeit und Yoga-Meditation folgendermaßen einordnen.
Während bei der Meditation der Entspannungsmechanismus unterstützt wird, hat bei der Achtsamkeit die Anregung der Aufmerksamkeit Priorität. Aber in beiden Fällen spielt auch der jeweils gegenläufige Prozess eine Rolle, nur mit einer geringeren Priorität.

Im traditionellen Verständnis ist Yoga die dynamische Einheit gegensätzlicher Tendenzen. Ruhe und Wachheit, Stille und Dynamik. Da die Psychologie diese integrierende, vereinheitlichende Betrachtungsweise, die für Yoga charakteristisch ist, noch nicht kennt, bedarf sie einer Erweiterung in Richtung einer universellen, für alle Menschen gültigen Wissenschaft vom Bewusstsein.


5. Vedisches Erbe: Wissen, Sprache und Techniken


Eine Botschaft des SPIEGEL-Artikels ist, dass die etablierte akademische Wissenschaft und Technik trotz ihrer globalen Dimension noch nicht über das notwendige praktische Wissen verfügen, um die selbstgeschaffenen Problem zu lösen.

Gleich zu Beginn des Artikels schreibt DER SPIEGEL:

"Nach Momenten der Entspannung sehen sich viele Menschen ---- mehr als jeder vierte Deutsche, das ist das Ergebnis einer Studie der Techniker Krankenkasse, fühlt sich häufig gestresst. Und Stress kann viele körperliche und seelische Krankheiten begünstigen oder verstärken. Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Migräne zählen dazu, aber auch Schlafstörungen und bestimmte Formen von Depressionen. Psychisch bedingte Leiden gehörten 2022 zu den häufigsten Gründen für Krankmeldungen " (DER SPIEGEL; Heft 40, 2023)

Viele Millionen Menschen weltweit ergreifen deshalb die Initiative und praktizieren Meditation und Yoga. Sie greifen damit auf den Wissensschatz der ältesten heute noch lebendigen Kultur der Menschheit zurück. Dieser Wissensschatz umfasst neben Yoga noch viele weitere Einzelsysteme, die alle zusammen das vedische Erbe bilden. Die kompakteste sprachliche Darstellung des Veda ist der Rig Veda. Er repräsentiert die ganzheitliche Qualität des Bewusstseins in verdichteter Form, die als Transzendenz allgegenwärtig ist.

Die UNESCO würdigt den Rig Veda als schützenswertes immaterielles Weltkulturerbe. "Rig" kennzeichnet den Prozess des Entstehens von Wissen im Bewusstsein„ Veda“ bedeutet „vollständiges Wissen“.

Box 5

Weltkulturerbe Rig Veda
(1) ऋचो अक्षने परमे व्योमन्  यस्मिन्देवा अधि विश्वे निषेदुः 
 यस्तन्न वेद किमृचा करिष्यति  इत्तद्विदुस्त इमे समासते

co akare parame vyoman yasmindevā adhi viśve nieduḥ 

yastanna veda kimcā kariyati ya ittadvidus ta ime samāsate


(2)  यो जागार तमृचः कामयन्ते

yo jāgāra tamica kāmayante


(3) निवर्तध्वम्

nivartadhvam



zu (1) das Leben eines jedes Menschen ist nur dann im Gleichgewicht, wenn es Zugang zu der transzendentalen Realität hat, die alles Wissen und alle organisierende Kraft umfasst. 
zu (2) Um dies zu realisieren, ist es nur notwendig, bewusst zu sein, d.h., auf natürliche Weise wach zu sein.
zu (3)  Die Methode besteht darin, für kurze Zeit am Tag von allem loszulassen und nur zu sein, was jeder seinem Wesen nach ist: das alle Möglichkeiten umfassende transzendentale Bewusstsein. Transzendentales Bewusstsein ist nicht losgelöst von allem, sondern der Wesenskern von allem.            
Die transzendentale Realität, deren Bedeutung durch die gesamte Vedische Literatur näher erläutert wird, gehört in der europäischen Kultur zum Bereich der Philosophie und nicht zur Psychologie. Deshalb wird aus akademischer Sicht Yoga zu den Systemen indischer Philosophie gezählt. Durch Yoga erhalten alle zeitgenössischen Denkmethoden – Phänomenologie, Sprachanalyse, Axiomatik und Reduktion – ein gemeinsames absolutes Fundament. Yoga ermöglicht deshalb einen Neuaufbau aller Wissenschaften, nicht nur der Psychologie.

In der Psychologie erweitert Yoga-Meditation den Wirkungsbereich seelisch-geistiger Techniken sowohl bezüglich der Psyche in Richtung Bewusstsein und neurophysiologisch in Richtung Körper und Umgebung.

Die Erforschung des Bewusstseins - in seiner gesamten lebensrelevanten Reichweite - ist deshalb der eigentliche Zweck von Yoga, verstanden als System der unmittelbaren Erkenntnis.
Wissen und die zugehörige organisierende Kraft entstehen im Bewusstsein. Das wird als Veda bezeichnet. Yoga ist der Schlüssel zum Veda. Yoga ermöglicht also den direkten Zugang zu dem Bereich des Lebens, der die Bedingung dafür ist, dass Erkennen, Erfahren und Handeln überhaupt erst möglich sind.
 
Diese Realität wird seit dem Deutschen Philosophen Immanuel Kant als Transzendenz bezeichnet.
Alle Risiken, die DER SPIEGEL irrtümlicherweise Meditation und Yoga zuordnet, werden durch die Erfahrung der Transzendenz überwunden:
1. Transzendental ist die Realität, die alles erst möglich macht, weil mit allem verbunden, also nicht völlig davon losgelöst.
2. Transzendent ist der voll entwickelte Zustand des Erfahrenden (Ego): Die Gier des kleinen Ego nach mehr und mehr findet seine Erfüllung in der Transzendenz. Das Ego hört auf, alles an sich zu reißen, weil es aus der Fülle geben kann.
3. Transzendenz bringt alle Ängste zum Verschwinden, weil es nichts Fremdes mehr gibt.
4. Es gibt kein Zuviel an Transzendenz, weil es bereits ständig allgegenwärtig ist und bereit jeden Mangel zu beseitigen.
5. Transzendenz verhindert Wahnvorstellungen, weil jeder Wahn als das erkannt wird, was er ist: eine Folge mangelhafter Erkenntnis.
6. Transzendenz ist nicht rein subjektiv, sondern die Realität, die Subjekt, Objekt und der Subjekt-Objekt-Beziehung zugrunde liegt.
Die Transzendenz ist durch authentische Yoga-Meditation zugänglich, die deshalb als transzendentale Meditation bezeichnet wird.

6. Authentische Meditation und Yoga 

DER SPIEGEL benutzt zwar den Begriff Meditation in Verbindung mit Yoga, erläutert aber nicht, was das konkret bedeutet. Zahlreiche männliche und weibliche indische Yogis haben im 20. Jahrhundert dazu zu beigetragen, dass Meditation und Yoga weltweit bekannt wurden. In dem SPIEGEL-Artikel werden sie nicht genannt, und auch nicht die Organisationen, die sie gegründet haben und auch nicht die umfangreichen Forschungen über die Veränderung während der Meditation und zu den lebensförderlichen Auswirkung danach.

Das Yoga-System bezeichnet mit Meditation den Bereich des Lebens, der die transzendentale Realität mit dem Bereich der Gedanken und der Wahrnehmung verbindet und umgekehrt.

Dieser Verbindungsbereich kann nicht aus Büchern erlernt werden, sondern erfordert wie jede Technik und jedes Handwerk die Anleitung durch einen erfahrenen Lehrer bzw. Meister. Die Meister der vedischen Tradition haben die entsprechenden Techniken in einer ununterbrochen Lehrer-Schüler-Lehrer Folge weitergegeben. Die Abbildung illustriert die Vedische Shankaraycharya Tradition, aus der die Technik der Transzendentalen Meditation stammt, die von Maharishi Mahesh Yogi gelehrt wurde.

Box 6


Genealogie vedischer Meister

Shankarachariya Tradition
 
   1. Prähistorie und Urgeschichte

   2. Geschichte bis Adi Shankara

   3 Geschichte ab Adi Shankara



Namen der Meister der Shankaracharya Tradition
zu 1. Prähistorie
Narayana (absolutes Sein) - Padmabhava Brahma (Schöpfer der Relativität) - 
Vashistha (Einfließen des Seins in die Relativität)
zu 2. Geschichte bis vor 5000 Jahren::
Shakti – Prashara – Vyasa - Shukadeva
Geschichte bis vor 2500 Jahren::
Gaudapada - Govinda Yogindra – Adi Shankara
zu 3. Geschichte ab Adi Shankara durch seine vier Schüler im Westen, Osten, Norden und Süden
Padma padam - Hasta-Malaka – Trotaka – Vartikakara
im 20. Jahrhundert
Swami Brahmananda Saraswati (1871 – 1953)  Shankaracharya des Nordens ab 1941
Sein Schüler Maharishii Mahesh Yogi (1918 - 2008) lehrte die Transzendentale Meditation                                                        

Die Transzendentale Meditation ist wissenschaftlich, weil sie 1. systematisch ist, 2. nicht wissenschaftlichen Forschungen widerspricht, 3. universell in der Anwendung ist, 4. durch persönliche Erfahrung bestätigt werden kann und 5. bei jedem die gleichen Ergebnisse erzeugt.

Diese Wissenschaftlichkeit wird bereits in der Art und Weise sichtbar, wie ein Grundkurs in Transzendentale Meditation strukturiert ist:
1. Treffen: Wirkungen der Transzendentalen Meditation.- Wissenschaftliche Untersuchungen
2. Treffen: Das Grundprinzip der Transzendentalen Meditation
3. Treffen: Persönliches Interview mit dem Lehrer für Transzendentale Meditation
4. Treffen: Persönliche Einführung in die Meditation-Technik durch den Lehrer für Transzendentale Meditation
5. Treffen: Überprüfung der Erfahrung mit der eigenständigen Ausübung der Transzendentalen Meditation zu Hause und weitere Instruktionen
6. Treffen:: Verständnis des Meditationsvorgangs auf der Grundlage der persönlichen Erfahrung
7. Treffen.: Ausblick auf die weitere Entwicklung durch regelmäßige 15 bis 20-minütige Transzendentale Meditation

Aus praktischer Sicht ist die von Maharishi Mahesh Yogi ausgearbeitete Transzendentale Meditation und das darauf ausbauende Programm der Bewusstseinsentwicklung von kaum zu überbietender Benutzerfreundlichkeit und höchstmöglicher Einfachheit und Natürlichkeit.

Nicht nur die persönliche Einweisung ist höchst wissenschaftlich strukturiert, sondern auch die Checking-Verfahren, die jederzeit die Reibungslosigkeit der Meditation zu überprüfen erlauben und falls erforderlich, diese wiederherzustellen. Jede Instruktion geschieht individuell und persönlich. Mit wachsender Erfahrung werden Vertiefungskurse und Fortgeschrittenenkurse angeboten sowie Yogatechniken zur Verbesserung der Geist-Körper-Koordination und zur Harmonisierung des gesellschaftlichen Umfeldes.

Was während der Transzendentalen Meditation bewusst erlebt wird, ist 1. das Zur-Ruhe-kommen der gedanklichen Aktivität in einen Zustand minimaler Aktivität, der als" ruhmvolle Wachheit" erfahren wird sowie 2. wie aus diesem Grundzustand spontan wieder neue Gedanken hervorgehen. Dieser Wechsel wiederholt sich während der 20-minütigen Meditationsdauer mehrfach.

Wie die wissenschaftliche Forschung ergeben hat, ist die während Transzendentaler Meditation erfahrene Ruhe ist um vieles tiefer als die des Tiefschlafs. Ebenfalls typisch ist die hohe Geordnetheit der elektrischen Gehirnaktivität während Transzendentaler Meditation. Diese und andere Wirkungen sind das automatische Ergebnis des natürlichen und anstrengungslosen Wechsel von Ruhe und Aktivität während der Meditation.

Diese Art der Meditation wird seit Jahrtausenden in der Vedischen Kultur praktiziert. Die moderne Bezeichnung transzendental weist explizit darauf hin, dadurch der Bewusstseinszustand kultiviert wird, der die Bedingung für die Möglichkeit jeder Art von Erkenntnis und Erfahrung ist.

Die Shankeracharaya Tradition, aus der die Transzendentale Meditation stammt, ist dafür bekannt, dass sie Geist und Herz bzw. Intellekt und Gefühl, Theorie und Erfahrung gleichermaßen kultiviert

7. Notwendigkeit der Analyse der Informations-Medien

Yoga sucht die Bedingungen zu beseitigen, durch die es möglich wurde, dass die Situation in der Welt einen derart kritischen Zustand erreichen konnte. Diese Bedingungen bestehen aus der Sicht von Yoga in Defiziten bei der Nutzung des geistigen Potenzials und der Erkenntnisfähigkeit des Gehirns.

Die zunehmende Wertschätzung von Yoga ist die Reaktion auf die Unvollständigkeit der Erkenntnis und der Erkenntnismethoden der modernen Wissenschaft, insbesondere auch der Psychologie. Für Yoga ist der erste Schritt zur Überwindung von Erkenntnisgrenzen die Erweiterung des Erfahrungsbereiches.

Die Analyse der Information über Meditation und Yoga im SPIEGEL ergab, dass die Besonderheit des Ansatzes von Yoga zur Problemlösung nicht deutlich genug dargestellt wird. Dadurch verwischen sich die wesentlichen Unterschiede zwischen authentischer Meditation und Achtsamkeit. Das verleitet den SPIEGEL dazu, die bei Achtsamkeit beobachteten Risiken, auch für Yoga-Meditation, als gültig anzusehen.

Das Ausklammern von Sachverhalten verändert die Qualität der Information. Solche Modifikationen der Information können an mehreren Stellen stattfinden: beim Urheber der Nachricht, beim Vermittler und beim Empfänger (Leser, Zuhörer und Zuschauer). Informations-Modifizierung hat den Zweck, Erwartungen zu bestätigen, eine bestimmte Wirkung hervorzubringen bzw. gezielt eigene Interessen durchzusetzen. Es bestehen deshalb auch vielfältige Allianzen zwischen Informations-Medien einerseits und Regierung, gesellschaftlichen Gruppen und national bzw. international agierenden Organisationen andererseits. All diese Einflussfaktoren sind bei der Informationsanalyse zu beachten.

Die von den Medien verbreiteten und mit Erwartungen verknüpften Informationen erregen zwar die Aufmerksamkeit verbessern aber nicht notwendigerweise die Kenntnis der Sachlage oder das Verständnis von Zusammenhängen. Das wird erst durch eine Informations-Analyse möglich, die zur Einheit von Subjekt, Erkenntnisvorgang und Objekt vordringt, die über den Wahrheitsgehalt, die Korrektheit der Darstellung und den Sinn von Informationen entscheidet.

Die Vielzahl chronischer globaler Probleme, die Anfang des 21. Jahrhunderts die Nachrichten dominieren, rufen nach einem Entwicklungsschritt, der alle Lebensbereiche und kulturellen Traditionen einschließt. Die Berichte in den Informations-Medien sind deshalb Indikatoren sowohl des Entwicklungsstandes als auch wie die Entwicklung weitergeht bzw. weitergehen sollte. Das gilt besonders dann, wenn es sich um Informationen aus Wissenschaft und Technik, dem Gesundheitsbereich, der Kunst und um Impulse weitblickender Persönlichkeiten handelt.

Der anstehende Entwicklungsschritt ist für das zunehmende Interesse an geistigen Techniken wie Meditation oder Achtsamkeit-Übungen verantwortlich. Geistigen Methoden haben dann einen entwicklungsfördernden Effekt, wenn als vierter eigenständiger Faktor die Einheit aus Subjekt, Beobachtungsprozess und Objekt mit ins Spiel kommt. Erst dann hat das Wechselspiel der drei eine absolute Grundlage und es entwickelt sich eine ganzheitliche Sicht; in der die Qualität der Intelligenz die Bestimmungsfaktoren des Fortschritts sind.

Umfangreiche wissenschaftliche Forschung ergab, dass durch Meditation und Yoga die Qualitäten der Stabilität, Flexibilität und Integration beim einzelnen und in der Gesellschaft entwickelt werden, was wiederum die Problemlösung und Weiterentwicklung katalysiert.

Über die zukunftsweisenden Aspekte von Meditation und Yoga wird in dem SPIEGEL-Artikel nicht berichtet, sodass er nicht wirklich einen Beitrag zur Lösung der Probleme leistet. Der SPIEGEL Artikel dokumentier letztlich nur, wie begrenzt die Kenntnis und wie eingeschränkt das Verständnis von Meditation und Yoga in der Gesellschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch ist.


8. Vedisches Erbe als universelles Bezugssystem


Die Tatsache, dass DER SPIEGEL – als einflussreiches Informationsmedium im deutschsprachigen Raum – dem Thema Meditation, Yoga und Achtsamkeit eine Titelgeschichte widmet, zeigt die wachende Bedeutung geistiger Techniken in der modernen Gesellschaft. Welche Methoden dabei verglichen werden und wie das geschieht, ist kennzeichnend nicht nur für die Entwicklung auf diesem Gebiet, sondern auch für den Entwicklungsstand der gesamten modernen Gesellschaft.

Mit Yoga-Meditation und Achtsamkeit stehen sich bewährte Tradition einerseits und innovative Adaption andererseits gegenüber.

Technische Innovation und Unternehmungsgeist sind die Kennzeichen des europäischen Kulturimpulses, der während der letzten 500 Jahre die moderne globale Zivilisation geschaffen hat. Die Grenzen der diesem Kulturimpuls zugrundeliegenden Sichtweise – die strikte Trennung von Subjekt und Objekt - zeigen sich in den Risiken der Achtsamkeit-Methoden, die diese Trennung auf den geistig seelischen Bereich übertragen.

Achtsamkeit bedeutet nämlich, so der SPIEGEL:
"Im jeweiligen Moment die eigenen Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten."

Das ist aber auch die charakteristische Geisteshaltung der klassischen Naturwissenschaft – der unbeteiligte Beobachter - der die Menschheit an den Rand der Selbstzerstörung geführt hat.
Dadurch dass durch Achtsamkeit der  Herrschaftsanspruch des objektiven Beobachters über die äußere Natur auf den seelisch-geistigen Bereich übertragen  wird  - einschließlich der manipulativen Grundeinstellung. - teilen Achtsamkeit und objektive Forschung dasselbe Risiko.

Dieses Risiko gibt es so lange, bis das individuelle Ego zum kosmischen Ego expandierte, wo sich Welt und Beobachter wie zwei Parallelen im Unendlichen treffen.

Die moderne Psychologie kann zwar die Risiken der Achtsamkeit erkennen, weiß aber nicht, wie diese verhütet werden können, denn sie hat noch keinen Zugang zur kosmischen Dimension des Bewusstseins.

Die Notwendigkeit der Expansion des Egos zu kosmischem Bewusstsein ist eine zentrale Erkenntnis der Yoga-Lehre. Deshalb war es ein zukunftsweisender Schritt, dass auf Initiative Indiens von der UN ein Internationaler Tag des Yoga eingerichtet wurde. Damit hat Indien die Schirmherrschaft über das ganzheitliche, die Subjekt-Objekt-Trennung überwindende vedische Kulturerbe, zu dem Yoga zählt, übernommen.

Dass Indien dafür die Verantwortung übernimmt, ist deshalb so wichtig, weil das Vedische Erbe im Zuge der globalen Verbreitung ständig an die lokalen Gegebenheiten und Erfordernisse der Zeit angepasst wird. Die Repräsentanten der ältesten Kultur der Menschheit haben bereits seit Jahrtausenden bewiesen, dass sie die dazu notwendige Expertise besitzen.