(23. Oktober 2024)
Die Krise in der Physik ist auch die Krise der modernen Gesellschaft.
„The ONE“ von H. Päs ist symptomatisch für den begrifflichen Wandel, der Anfang des 21. Jahrhunderts von der Physik ausgehend zunehmend die Informationsmedien erreicht. Die begriffliche Weiterentwicklung, um die es dabei geht, begann um 1900 und markierte damals den Höhepunkt einer Entwicklung, die im 16. Jahrhundert in Europa begann und sich seitdem weltweit verbreitete. Dieser globale Kulturimpuls ist eng mit der von I. Newton begründeten klassischen Physik verbunden: Zeit, Raum, Teilchen, Masse, Energie, Impuls, Gravitation und Elektromagnetismus, Entropie und Temperatur sind dabei die wichtigsten Grundbegriffe und kennzeichnend für die damit einhergehende Machtausübung gegenüber der Natur und Ausschöpfung ihrer Ressourcen durch Technologie, Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Vision A. Einsteins von einem einheitlichen Feld aller Naturgesetze, die die Physiker ein Jahrhundert lang inspiriert hat, führte im 20. Jahrhundert zu völlig neuen Begriffen, die jetzt zunehmend in das allgemeine Bewusstsein eindringen. Durch seinen kulturhistorischen Ansatz vermittelt das Buch von H. Päs Einblicke in die ab 1900 beginnende begriffliche Entwicklung der Quantenmechanik, die in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem durch J.A. Wheeler und seinen Schülern und Kollegen wesentliche Impulse erhielt. Die dabei entstandenen Begriffe wie partizipatorisches Universum, Viele-Welten-Bild und Dekohärenz fügt H. Päs inspiriert durch vereinheitlichende Überlegungen früherer Epochen das zeitenübergreifende Ideal des Monismus hinzu. Entgangen ist H. Päs dabei jedoch die ebenfalls mit einem Wheeler Schüler verbundene Entwicklung, die mit Begriffen verbunden ist wie makroskopische Quantenzustände, Strukturen des Vakuums und Supersymmetrie, die, wie sich zeigte, die wissenschaftliche Begründung der bewusstseinserweiternden Erfahrungen durch Meditation ermöglichte.
Diese Einschätzung des Päs´schen Quanten-Monismus mag überraschen, denn er zählt zu Recht zu den Physikern, die die engen Grenzen ihrer Disziplin überschreiten, philosophische Erkenntnisse sowie kulturgeschichtliche Perspektiven mit einbezieht und auch die Rolle des Bewusstseins nicht ausklammern. Dies wird in den positiven Kritiken seines Buches "The One" von Lesern und Wissenschaftsjournalisten gewürdigt.
H. Päs erkennt die Krise der Physik und schlägt als Lösung eine Verbindung von Monismus und Quantenmechanik vor.
1. Monismus als Lösungsansatz: Päs sieht viele Probleme der Physik in der Trennung von Subjekt und Objekt begründet. Er plädiert für einen Monismus, der alle Phänomene als Ausdruck einer einzigen Realität versteht.
2. Quantenmechanik als ganzheitliche Sicht: Die Quantenmechanik wird von Päs als Beleg für eine nicht real existierende Trennung zwischen Beobachter und System gesehen, die alles als Aspekte eines Ganzen versteht.
Päs hofft, dass der Quanten-Monismus Hindernisse in der Physik überwindet, z. B. die Trennung von Quantenmechanik und Relativitätstheorie. Er fordert eine Neuausrichtung des wissenschaftlichen Denkens, die den reduktionistischen Ansatz zugunsten eines holistischen Blicks aufgibt, in dem Bewusstsein und Realität eine Einheit bilden.
Ein wesentlicher Kritikpunkt an dem Päs´schen Ansatz ist jedoch, dass der Monismus als akademischer „Ismus“ die Realität nur beschreibt, ohne eine Lösung für die Krise zu bieten. Päs bleibt auf der konzeptuellen Ebene und widerspricht damit Einsteins Prinzip, dass Probleme nicht auf der Ebene ihrer Entstehung gelöst werden können. Es muss ein zusätzlicher Faktor ins Spiel gebracht werden. Dieser zusätzliche Faktor wurde von I. Kant zweifelsfrei als „transzendental“ gekennzeichnet, d.h. er ist nicht irgendwo jenseits oder getrennt von der Realität, sondern ist die Realität selbst. Durch die begriffliche Überbetonung verfehlt Päs das Ziel einer wirklichen Lösung.
Der Quanten-Monismus erscheint so als wohlmeinende, jedoch einseitig begriffliche Positionsbestimmung am Anfang eines noch offenen realen Lösungswegs.
- Eine breit angelegte Aufklärung über die Bedeutung von Selbstreferenz und transzendentalem Bewusstsein in verschiedenen Bereichen – von Wissenschaft bis Gesellschaft – könnte den Verstehensprozess beschleunigen. Wenn diese Konzepte systematisch in Schulen, Universitäten und Medien behandelt würden, könnten sie schneller in die allgemeine Wahrnehmung eindringen.
- Moderne Kommunikationsmittel, insbesondere soziale Medien, können die Verbreitung von Informationen erheblich beschleunigen. Plattformen, die in Echtzeit Menschen weltweit erreichen, könnten dafür genutzt werden, komplexe wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse zugänglich zu machen. Hierbei könnten populärwissenschaftliche Bücher, Podcasts oder Videos helfen, solche Konzepte wie Selbstreferenz und Bewusstsein praxisnah zu vermitteln.
- Wenn Forscher aus verschiedenen Disziplinen wie Physik, Neurowissenschaften, Psychologie und Philosophie zusammenarbeiten, könnten die Ergebnisse schneller in die Gesellschaft getragen werden. Dies würde nicht nur die theoretische, sondern auch die praktische Anwendbarkeit von Konzepten wie Selbstreferenz voranbringen.
- Selbstreferenz und transzendentes Bewusstsein sind in vielen spirituellen Traditionen, wie der vedischen Kultur, fest verankert. Wenn diese Konzepte verstärkt in moderne, westliche Kontexte eingebunden werden – beispielsweise durch Meditationstechniken oder kollektive Rituale – könnte das Bewusstsein über ihre Bedeutung rascher wachsen.
- Oft beschleunigt sich der Lernprozess, wenn konkrete, erfolgreiche Anwendungsfälle zur Verfügung stehen. Wenn mehr Menschen durch Selbstreferenz oder transzendentale Bewusstseinspraktiken persönliche und gesellschaftliche Krisen bewältigen, könnte das als Motivation dienen, diese Ansätze ernster zu nehmen und anzuwenden.
Die Kontrolle der Wissenschaftlichkeit in der Wissenschaft erfolgt durch mehrere Mechanismen und Akteure, die zusammenarbeiten müssen, damit sichergestellt ist, dass wissenschaftliche Forschung glaubwürdig, fundiert und transparent bleibt. Hier sind einige der wichtigsten Instanzen und Verfahren:
Peer-Review-Verfahren,.Wissenschaftliche Gemeinschaft (Scientific Community),Akademische und Forschungsinstitutionen, Fachgesellschaften und wissenschaftliche Organisationen, Open Science und Transparenz, Förderorganisationen un Wissenschaftsjournalismus und öffentliche Kontrolle: Insgesamt basiert die Selbst-Kontrolle der Wissenschaftlichkeit auf einem komplexen System gegenseitiger Überprüfung und Verantwortlichkeit, das kontinuierlich verbessert und weiterentwickelt werden muss. Bewusstseinsentwicklung durch Meditation ist dabei ein wichtiges Instrument, um sicherzustellen, dass die fünf universellen Grundlagen des Fortschritts – Stabilität, Flexibilität, Integration, Reinigung und Wachstum - ständig auf kohärente Weise wirksam sind.
Das uralte Yogasystem der vedischen Kultur nennt ebenfalls 5 Faktoren, wie das selbstbezogene transzendentale Bewusstsein des Einzelnen zur Kohärenz in der Umgebung beiträgt: Einfachheit, Gewaltlosigkeit, Nachhaltigkeit, Ganzheitlichkeit und Respekt.
1. Einheit als zentrale Leitidee
Päs' zentrales Anliegen im Buch ist die Idee der Einheit, sowohl in der Physik als auch im Universum selbst. Diese Vorstellung kann als grundsätzliche philosophische Grundlage für eine mediale Trendwende verstanden werden. Eine solche Denkweise fördert die Einfachheit, indem sie Komplexität auf grundlegende Prinzipien reduziert. Es betont auch die Verbindung zwischen verschiedenen Aspekten des Seins und der Wirklichkeit, was in den Medien dazu führen könnte, dass mehr ganzheitliche und vernetzte Perspektiven auf Themen angeboten werden.
Beispiel: Die Idee der „Einheit“ könnte in Medienberichten die Trennung zwischen Natur und Mensch oder zwischen verschiedenen Kulturen relativieren und mehr Berichte hervorbringen, die die Interdependenz der Welt und die gemeinsamen Interessen aller Lebewesen betonen.
In "The One" geht es auch um das partizipatorische Universum, in dem der Beobachter eine aktive Rolle in der Wirklichkeit spielt. Diese Idee kann als Grundlage für eine zunehmende Betonung von Verantwortung und Mitwirkung interpretiert werden, was sich auf die Medienlandschaft übertragen ließe.
Gewaltlosigkeit und Respekt: Wenn Menschen verstehen, dass ihre Handlungen und ihr Bewusstsein die Realität mitformen, könnte dies zu einem größeren Respekt vor anderen Lebensformen und Kulturen führen. Medien könnten diesen Gedanken aufgreifen, indem sie den Einfluss menschlichen Handelns auf die Umwelt, die Gesellschaft und den Planeten stärker thematisieren.
Beispiel: In der Berichterstattung könnten mehr Diskussionen über die ethischen und sozialen Implikationen von Entscheidungen auftreten, sei es im Bereich der Klimapolitik oder der internationalen Zusammenarbeit.
Päs betont, dass die Physik auf ein Ende des klassischen Dualismus zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Geist und Materie zusteuert. Diese Ganzheitlichkeit könnte ein Anzeichen dafür sein, dass auch in den Medien ein Trend hin zu einer weniger polarisierten und trennenden Berichterstattung entstehen könnte. Statt Kontraste und Konflikte zu betonen, könnten Medien beginnen, die Verbindungen zwischen verschiedenen Phänomenen und den gemeinsamen Nenner zu suchen.
Einfachheit und Ganzheitlichkeit: Anstatt die Welt in Gegensätze wie „Gut“ und „Böse“ zu zerlegen, könnte die Medienlandschaft versuchen, komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen, ohne ihre Tiefe zu verlieren, und mehr verbindende Erzählungen zu schaffen.
4. Nachhaltigkeit als physikalisches Prinzip
Obwohl Päs' Fokus auf der Quantenphysik liegt, könnte die Idee der Erhaltung von Energie und Information als Metapher für Nachhaltigkeit verwendet werden. In der Medienwelt könnte dies die Berichterstattung über umweltfreundliche Technologien und nachhaltige gesellschaftliche Modelle fördern, da diese auf Prinzipien beruhen, die auch in der Physik grundlegender Natur sind.
5. Offenheit für neue Konzepte
Päs' Buch ist geprägt von der Bereitschaft, alte Paradigmen zu hinterfragen und neue Perspektiven auf die Realität zuzulassen. Diese Haltung könnte auch auf die Medienlandschaft übertragbar sein, indem sie offener für alternative Denkweisen wird, die nicht nur auf Konsum, Konflikt oder Wettbewerb basieren, sondern auf Kooperation, Frieden und Respekt vor dem Leben.
Beispiel: Medien könnten vermehrt Gewaltfreiheit, Zusammenarbeit und globale Gerechtigkeit als zentrale Themen aufgreifen, anstatt Geschichten zu fördern, die auf Konfrontation und Polarisierung abzielen.
Obwohl Päs nicht direkt über die verstärkende Rolle der Informations-Medien spricht, finden sich in "The One" viele Gedanken, die indirekt darauf hinweisen, dass eine Trendwende in der Art und Weise, wie Informationen in den Medien vermittelt werden, möglich ist. Konzepte wie Einheit, Teilnahme am Ganzen und das Hinterfragen des Dualismus könnten die Grundlage für eine mediale Neuausrichtung schaffen, die auf Einfachheit, Nachhaltigkeit, Gewaltlosigkeit und Respekt basiert.
Die entsprechenden bewährten Methoden alter Kulturen sind noch teilweise überliefert, und die Erkenntnisse der Physik geben ihnen einen modernen begrifflichen Rahmen. Dabei bekommt aus akademischer Sicht Meditation den Status einer phänomenologischen Methode, die durch unmittelbare Wahrnehmung das bestätigt, was durch die formalen Methoden der modernen Wissenschaft beschrieben wird.
Das Buch "The One" kann ansatzweise dazu beitragen, die Kluft zu überwinden, die die Integration von Meditation als wissenschaftliche Methode in die akademische Welt und das Bildungssystem verhindert.